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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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Forster's Reise um die Welt
1774.
Julius.
kam hierauf mit dem Berichte ans Schiff zurück, daß, in der Durchfahrt des
Riefs, die See unergründlich tief, innerhalb aber allzu seicht sey. In dem Haven
hatte er mehr denn ein Dutzend große Schildkröten herum schwimmen gesehen;
da es ihm aber an Harpunen und anderem nöthigen Geräthe fehlte, so konnte
er nicht eine einzige davon habhaft werden. Solchergestalt mußten wir
das Boot wieder einnehmen, und alle Hoffnung fahren lassen, auf dieser Insel
botanisiren zu gehen. Bey der Abfahrt bemerkten wir auf dem Riefe unter-
schiedene große Corallen-Felsen, die ohngefähr funfzehn Fuß über Wasser stan-
den, unten spitz, oberhalb aber breit waren. Ob ein Erdbeben sie so weit über
die See empor gebracht, (in deren Schoos sie doch entstanden seyn müssen.)
oder ob dies besondere Phönomen einer andern Ursache zuzuschreiben sey? kann
ich nicht entscheiden.

Einige Meilen westwärts von dieser Insel fanden wir ein großes zirkel-
förmiges Corallen-Rief, und innerhalb desselben einen See. Die Aussage des
Lootsen, daß er an jener Insel so viel Schildkröten angetroffen habe, brachte
uns auf die Vermuthung, daß sich vielleicht auch hier dergleichen aufhalten
mögten; es wurden also Nachmittags zwey Boote auf den Schildkrötenfang
ausgeschickt, der aber ganz fruchtlos ablief, weil man auch nicht eine zu
Gesicht bekommen hatte. Die Boote wurden folglich unverrichteter Sa-
che wiederum eingehoben, und wir verließen dies neuentdeckte Land noch
vor Abends wieder. Es ward Turtle-Eyland von uns genannt, und
liegt im 19°, 48'. Südlicher Breite und dem 178°, 2'. Westlicher Länge.
Von hier aus steuerten wir, bey einem frischen Passat-Winde, des Tages un-
abläßig West Süd West, des Nachts aber legten wir bey. Auf diesem Stri-
che blieb unsre sonst gewöhnliche Begleitung von Vögeln aus; nur dann und
wann ließ sich ein Tölpel (Booby) oder ein Fregatten-Vogel sehen. Das
schöne Wetter, die Yams von Namocka, und die Hoffnung in diesem unbe-
fahrnen Theile der Süd-See neue Entdeckungen zu machen, erhielten uns in-
dessen munter und vergnügt.

Am 9ten Julius, da wir ohngefähr 176°. östlicher Länge im 20sten
Grad Südlicher Breite erreicht hatten, änderten wir unsern Lauf und steuerten
nach Nord-West. Bis zum 12ten dauerte der frische, gute Wind ohne Abän-

Forſter’s Reiſe um die Welt
1774.
Julius.
kam hierauf mit dem Berichte ans Schiff zuruͤck, daß, in der Durchfahrt des
Riefs, die See unergruͤndlich tief, innerhalb aber allzu ſeicht ſey. In dem Haven
hatte er mehr denn ein Dutzend große Schildkroͤten herum ſchwimmen geſehen;
da es ihm aber an Harpunen und anderem noͤthigen Geraͤthe fehlte, ſo konnte
er nicht eine einzige davon habhaft werden. Solchergeſtalt mußten wir
das Boot wieder einnehmen, und alle Hoffnung fahren laſſen, auf dieſer Inſel
botaniſiren zu gehen. Bey der Abfahrt bemerkten wir auf dem Riefe unter-
ſchiedene große Corallen-Felſen, die ohngefaͤhr funfzehn Fuß uͤber Waſſer ſtan-
den, unten ſpitz, oberhalb aber breit waren. Ob ein Erdbeben ſie ſo weit uͤber
die See empor gebracht, (in deren Schoos ſie doch entſtanden ſeyn muͤſſen.)
oder ob dies beſondere Phoͤnomen einer andern Urſache zuzuſchreiben ſey? kann
ich nicht entſcheiden.

Einige Meilen weſtwaͤrts von dieſer Inſel fanden wir ein großes zirkel-
foͤrmiges Corallen-Rief, und innerhalb deſſelben einen See. Die Ausſage des
Lootſen, daß er an jener Inſel ſo viel Schildkroͤten angetroffen habe, brachte
uns auf die Vermuthung, daß ſich vielleicht auch hier dergleichen aufhalten
moͤgten; es wurden alſo Nachmittags zwey Boote auf den Schildkroͤtenfang
ausgeſchickt, der aber ganz fruchtlos ablief, weil man auch nicht eine zu
Geſicht bekommen hatte. Die Boote wurden folglich unverrichteter Sa-
che wiederum eingehoben, und wir verließen dies neuentdeckte Land noch
vor Abends wieder. Es ward Turtle-Eyland von uns genannt, und
liegt im 19°, 48′. Suͤdlicher Breite und dem 178°, 2′. Weſtlicher Laͤnge.
Von hier aus ſteuerten wir, bey einem friſchen Paſſat-Winde, des Tages un-
ablaͤßig Weſt Suͤd Weſt, des Nachts aber legten wir bey. Auf dieſem Stri-
che blieb unſre ſonſt gewoͤhnliche Begleitung von Voͤgeln aus; nur dann und
wann ließ ſich ein Toͤlpel (Booby) oder ein Fregatten-Vogel ſehen. Das
ſchoͤne Wetter, die Yams von Namocka, und die Hoffnung in dieſem unbe-
fahrnen Theile der Suͤd-See neue Entdeckungen zu machen, erhielten uns in-
deſſen munter und vergnuͤgt.

Am 9ten Julius, da wir ohngefaͤhr 176°. oͤſtlicher Laͤnge im 20ſten
Grad Suͤdlicher Breite erreicht hatten, aͤnderten wir unſern Lauf und ſteuerten
nach Nord-Weſt. Bis zum 12ten dauerte der friſche, gute Wind ohne Abaͤn-

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[156/0168] Forſter’s Reiſe um die Welt kam hierauf mit dem Berichte ans Schiff zuruͤck, daß, in der Durchfahrt des Riefs, die See unergruͤndlich tief, innerhalb aber allzu ſeicht ſey. In dem Haven hatte er mehr denn ein Dutzend große Schildkroͤten herum ſchwimmen geſehen; da es ihm aber an Harpunen und anderem noͤthigen Geraͤthe fehlte, ſo konnte er nicht eine einzige davon habhaft werden. Solchergeſtalt mußten wir das Boot wieder einnehmen, und alle Hoffnung fahren laſſen, auf dieſer Inſel botaniſiren zu gehen. Bey der Abfahrt bemerkten wir auf dem Riefe unter- ſchiedene große Corallen-Felſen, die ohngefaͤhr funfzehn Fuß uͤber Waſſer ſtan- den, unten ſpitz, oberhalb aber breit waren. Ob ein Erdbeben ſie ſo weit uͤber die See empor gebracht, (in deren Schoos ſie doch entſtanden ſeyn muͤſſen.) oder ob dies beſondere Phoͤnomen einer andern Urſache zuzuſchreiben ſey? kann ich nicht entſcheiden. 1774. Julius. Einige Meilen weſtwaͤrts von dieſer Inſel fanden wir ein großes zirkel- foͤrmiges Corallen-Rief, und innerhalb deſſelben einen See. Die Ausſage des Lootſen, daß er an jener Inſel ſo viel Schildkroͤten angetroffen habe, brachte uns auf die Vermuthung, daß ſich vielleicht auch hier dergleichen aufhalten moͤgten; es wurden alſo Nachmittags zwey Boote auf den Schildkroͤtenfang ausgeſchickt, der aber ganz fruchtlos ablief, weil man auch nicht eine zu Geſicht bekommen hatte. Die Boote wurden folglich unverrichteter Sa- che wiederum eingehoben, und wir verließen dies neuentdeckte Land noch vor Abends wieder. Es ward Turtle-Eyland von uns genannt, und liegt im 19°, 48′. Suͤdlicher Breite und dem 178°, 2′. Weſtlicher Laͤnge. Von hier aus ſteuerten wir, bey einem friſchen Paſſat-Winde, des Tages un- ablaͤßig Weſt Suͤd Weſt, des Nachts aber legten wir bey. Auf dieſem Stri- che blieb unſre ſonſt gewoͤhnliche Begleitung von Voͤgeln aus; nur dann und wann ließ ſich ein Toͤlpel (Booby) oder ein Fregatten-Vogel ſehen. Das ſchoͤne Wetter, die Yams von Namocka, und die Hoffnung in dieſem unbe- fahrnen Theile der Suͤd-See neue Entdeckungen zu machen, erhielten uns in- deſſen munter und vergnuͤgt. Am 9ten Julius, da wir ohngefaͤhr 176°. oͤſtlicher Laͤnge im 20ſten Grad Suͤdlicher Breite erreicht hatten, aͤnderten wir unſern Lauf und ſteuerten nach Nord-Weſt. Bis zum 12ten dauerte der friſche, gute Wind ohne Abaͤn-

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/168>, abgerufen am 23.11.2024.