hörigen Ankerplatzes, auch nicht von fern her, mehrere Beobachtungen über den1774. Julius. Volcan anstellen konnten. Dies war aber um desto mehr zu bedauern, weil eben dieses Phönomen auf die Figur der Erde und ihre Veränderung großen Einfluß hat.
Nun seegelten wir nach W. S. W. Auf diesem Striche entdeckten wir des folgenden Tages, als den 1sten Julius, ohngefähr um Mittagszeit Land, welches, nach der Richtung unsers Laufes zu urtheilen, noch von keinem Seefahrer bemerkt worden war. Desto begieriger steuerten wir also darnach hin, und kamen auch vor Einbruch der Nacht ziemlich nahe heran, mußten aber, der vor uns befindlichen Brandung wegen, die ganze Nacht über gegen den Wind laviren, um nicht in Gefahr zu gerathen. Kaum war es dunkel gewor- den, als wir unterschiedene Lichter am Lande wahrnahmen, ein untrügliches Zeichen daß die Insel bewohnt sey.
Am folgenden Morgen näherten wir uns der Küste wieder, und kamen um die östliche Ecke herum. Das Land schien ohngefähr sieben Meilen lang, und enthielt zwey sanft anlaufende Hügel, die, gleich der ganzen übri- gen Insel, mit Holz bewachsen waren. Ein Ende dehnte sich in eine flache Landspitze aus, und auf dieser bemerkten wir ein angenehmes Gehölz von Co- cos-Palmen und Brodfruchtbäumen, in deren Schatten Häuser lagen. Ein sandiger Strand machte die äußerste Seeküste aus, und diese war an der Ostseite von einem Coral-Rief gedeckt, der eine halbe Meile vor dem Ufer herablief, an beyden Enden aber fast zwey Meilen weit in die See hinaus reichte. Es währete nicht lange, so kamen auf dem Riefe fünf schwarzbrau- ne Männer zum Vorschein, die, mit Keulen bewaffnet, scharf nach uns hin sahen. Als wir aber ein Boot aussetzten, um durch unsern Lootsen die Einfahrt in den Rief untersuchen zu lassen, so ruderten sie in ihrem Ca- not eilfertig nach der Insel zurück. Indessen paßirte der Loots die Durch- fahrt, und folgte den Indianern nach der Küste hin, wo ohngefähr ihrer drey- ßig beysammen seyn mochten. Zehn oder zwölfe derselben waren mit Speeren bewaffnet, dennoch zogen sie ihr kleines Fahrzeug, aus Vorsorge, in den Wald hinein, und sobald der Loots an Land stieg, liefen sie alle davon. Er legte ih- nen etliche Nägel, ein Messer und ein paar Medaillen auf den Strand hin, und
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in den Jahren 1772 bis 1775.
hoͤrigen Ankerplatzes, auch nicht von fern her, mehrere Beobachtungen uͤber den1774. Julius. Volcan anſtellen konnten. Dies war aber um deſto mehr zu bedauern, weil eben dieſes Phoͤnomen auf die Figur der Erde und ihre Veraͤnderung großen Einfluß hat.
Nun ſeegelten wir nach W. S. W. Auf dieſem Striche entdeckten wir des folgenden Tages, als den 1ſten Julius, ohngefaͤhr um Mittagszeit Land, welches, nach der Richtung unſers Laufes zu urtheilen, noch von keinem Seefahrer bemerkt worden war. Deſto begieriger ſteuerten wir alſo darnach hin, und kamen auch vor Einbruch der Nacht ziemlich nahe heran, mußten aber, der vor uns befindlichen Brandung wegen, die ganze Nacht uͤber gegen den Wind laviren, um nicht in Gefahr zu gerathen. Kaum war es dunkel gewor- den, als wir unterſchiedene Lichter am Lande wahrnahmen, ein untruͤgliches Zeichen daß die Inſel bewohnt ſey.
Am folgenden Morgen naͤherten wir uns der Kuͤſte wieder, und kamen um die oͤſtliche Ecke herum. Das Land ſchien ohngefaͤhr ſieben Meilen lang, und enthielt zwey ſanft anlaufende Huͤgel, die, gleich der ganzen uͤbri- gen Inſel, mit Holz bewachſen waren. Ein Ende dehnte ſich in eine flache Landſpitze aus, und auf dieſer bemerkten wir ein angenehmes Gehoͤlz von Co- cos-Palmen und Brodfruchtbaͤumen, in deren Schatten Haͤuſer lagen. Ein ſandiger Strand machte die aͤußerſte Seekuͤſte aus, und dieſe war an der Oſtſeite von einem Coral-Rief gedeckt, der eine halbe Meile vor dem Ufer herablief, an beyden Enden aber faſt zwey Meilen weit in die See hinaus reichte. Es waͤhrete nicht lange, ſo kamen auf dem Riefe fuͤnf ſchwarzbrau- ne Maͤnner zum Vorſchein, die, mit Keulen bewaffnet, ſcharf nach uns hin ſahen. Als wir aber ein Boot ausſetzten, um durch unſern Lootſen die Einfahrt in den Rief unterſuchen zu laſſen, ſo ruderten ſie in ihrem Ca- not eilfertig nach der Inſel zuruͤck. Indeſſen paßirte der Loots die Durch- fahrt, und folgte den Indianern nach der Kuͤſte hin, wo ohngefaͤhr ihrer drey- ßig beyſammen ſeyn mochten. Zehn oder zwoͤlfe derſelben waren mit Speeren bewaffnet, dennoch zogen ſie ihr kleines Fahrzeug, aus Vorſorge, in den Wald hinein, und ſobald der Loots an Land ſtieg, liefen ſie alle davon. Er legte ih- nen etliche Naͤgel, ein Meſſer und ein paar Medaillen auf den Strand hin, und
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in den Jahren 1772 bis 1775.
hoͤrigen Ankerplatzes, auch nicht von fern her, mehrere Beobachtungen uͤber den
Volcan anſtellen konnten. Dies war aber um deſto mehr zu bedauern,
weil eben dieſes Phoͤnomen auf die Figur der Erde und ihre Veraͤnderung großen
Einfluß hat.
1774.
Julius.
Nun ſeegelten wir nach W. S. W. Auf dieſem Striche entdeckten
wir des folgenden Tages, als den 1ſten Julius, ohngefaͤhr um Mittagszeit
Land, welches, nach der Richtung unſers Laufes zu urtheilen, noch von keinem
Seefahrer bemerkt worden war. Deſto begieriger ſteuerten wir alſo darnach hin,
und kamen auch vor Einbruch der Nacht ziemlich nahe heran, mußten aber,
der vor uns befindlichen Brandung wegen, die ganze Nacht uͤber gegen den
Wind laviren, um nicht in Gefahr zu gerathen. Kaum war es dunkel gewor-
den, als wir unterſchiedene Lichter am Lande wahrnahmen, ein untruͤgliches
Zeichen daß die Inſel bewohnt ſey.
Am folgenden Morgen naͤherten wir uns der Kuͤſte wieder, und kamen
um die oͤſtliche Ecke herum. Das Land ſchien ohngefaͤhr ſieben Meilen lang,
und enthielt zwey ſanft anlaufende Huͤgel, die, gleich der ganzen uͤbri-
gen Inſel, mit Holz bewachſen waren. Ein Ende dehnte ſich in eine flache
Landſpitze aus, und auf dieſer bemerkten wir ein angenehmes Gehoͤlz von Co-
cos-Palmen und Brodfruchtbaͤumen, in deren Schatten Haͤuſer lagen.
Ein ſandiger Strand machte die aͤußerſte Seekuͤſte aus, und dieſe war an der
Oſtſeite von einem Coral-Rief gedeckt, der eine halbe Meile vor dem Ufer
herablief, an beyden Enden aber faſt zwey Meilen weit in die See hinaus
reichte. Es waͤhrete nicht lange, ſo kamen auf dem Riefe fuͤnf ſchwarzbrau-
ne Maͤnner zum Vorſchein, die, mit Keulen bewaffnet, ſcharf nach uns
hin ſahen. Als wir aber ein Boot ausſetzten, um durch unſern Lootſen
die Einfahrt in den Rief unterſuchen zu laſſen, ſo ruderten ſie in ihrem Ca-
not eilfertig nach der Inſel zuruͤck. Indeſſen paßirte der Loots die Durch-
fahrt, und folgte den Indianern nach der Kuͤſte hin, wo ohngefaͤhr ihrer drey-
ßig beyſammen ſeyn mochten. Zehn oder zwoͤlfe derſelben waren mit Speeren
bewaffnet, dennoch zogen ſie ihr kleines Fahrzeug, aus Vorſorge, in den Wald
hinein, und ſobald der Loots an Land ſtieg, liefen ſie alle davon. Er legte ih-
nen etliche Naͤgel, ein Meſſer und ein paar Medaillen auf den Strand hin, und
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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/167>, abgerufen am 23.11.2024.
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