Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.Forster's Reise um die Welt 1774.Junius.Die größere dieser beyden Inseln, hatten wir gegen Süden. In der Landes- sprache heißt sie Tofua, und scheint bewohnt zu seyn. Einige Indianer, die bey uns an Bord waren, erzählten, daß süßes Wasser, Cocos-Nüsse, Pi- sang- und Brodfruchtbäume häufig darauf zu finden wären. Man konnte auch schon von weitem eine Anzahl Palmen und eine große Menge Casuarina- Bäume unterscheiden. Im Ganzen genommen, schien das Land zwar sehr steil und bergigt zu seyn, doch fehlte es auch nicht an fruchtbaren Stellen, die mit allerhand Kräutern und Gebüsch bewachsen waren. An der See, besonders nach jener Insel hin, sahen die Felsen Laven-artig und das Ufer wie mit schwar- zem Sande bedeckt aus. Wir steuerten zwar bis auf Cabels-Länge heran, konnten aber dennoch nirgends einen Ankerplatz finden, weil das Wasser überall, achtzig und mehr Faden tief war. Die Durchfahrt mogte kaum eine Meile breit seyn, und das felsige Ufer der Insel, welches man jenseits derselben erblick- te, war voller Löcher und Höhlen, an manchen Stellen auch, wenn gleich auf eine ziemlich unförmliche Art, Säulen-ähnlich gestaltet. Des nebligten Wetters wegen konnte man den eigentlichen Gipfel der Insel nicht deutlich erkennen; doch sahe man einen beträchtlichen Dampf davon empor steigen. Dis- seits des Canals oder der Durchfahrt, schien es, als ob dieser Rauch auf der anderen Seite des Berges ausbräche; jenseits aber dünkte es uns hinwiederum, als ob er von der Seite herkäme, auf welcher wir zuvor gewesen waren! Aus diesem Blendwerk ließ sich abnehmen, daß die Spitze des Berges hohl seyn oder einen Crater ausmachen, und aus diesem der Dampf hervorkommen müsse. An der Nordwest-Seite des Gipfels fand sich, unterhalb der rauchenden Stelle, ein Fleck, der nicht längst erst vom Feuer verheeret seyn mogte, wenigstens sahe man daselbst nicht das geringste Grün, dahingegen die übrigen Seiten des Ber- ges mit allerhand Kräutern bewachsen waren. Als wir uns in dem Striche be- fanden, nach welchem der Wind den Rauch hintrieb, fiel ein Regenschauer ein, und verschiedene unter uns bemerkten, daß das Wasser, wenn es ihnen in die Augen kam, beißend und scharf war. Vermuthlich hatten sich mit diesem Regen einige Theilchen vermischt, die der Vulcan ausgeworfen oder ausgedun- stet hatte. Der Süd- Süd-Ostwind, der ziemlich frisch zu wehen anfieng, führte uns so schnell von dieser Insel weg, daß wir, in Ermangelung eines ge- Forſter’s Reiſe um die Welt 1774.Junius.Die groͤßere dieſer beyden Inſeln, hatten wir gegen Suͤden. In der Landes- ſprache heißt ſie Tofua, und ſcheint bewohnt zu ſeyn. Einige Indianer, die bey uns an Bord waren, erzaͤhlten, daß ſuͤßes Waſſer, Cocos-Nuͤſſe, Pi- ſang- und Brodfruchtbaͤume haͤufig darauf zu finden waͤren. Man konnte auch ſchon von weitem eine Anzahl Palmen und eine große Menge Caſuarina- Baͤume unterſcheiden. Im Ganzen genommen, ſchien das Land zwar ſehr ſteil und bergigt zu ſeyn, doch fehlte es auch nicht an fruchtbaren Stellen, die mit allerhand Kraͤutern und Gebuͤſch bewachſen waren. An der See, beſonders nach jener Inſel hin, ſahen die Felſen Laven-artig und das Ufer wie mit ſchwar- zem Sande bedeckt aus. Wir ſteuerten zwar bis auf Cabels-Laͤnge heran, konnten aber dennoch nirgends einen Ankerplatz finden, weil das Waſſer uͤberall, achtzig und mehr Faden tief war. Die Durchfahrt mogte kaum eine Meile breit ſeyn, und das felſige Ufer der Inſel, welches man jenſeits derſelben erblick- te, war voller Loͤcher und Hoͤhlen, an manchen Stellen auch, wenn gleich auf eine ziemlich unfoͤrmliche Art, Saͤulen-aͤhnlich geſtaltet. Des nebligten Wetters wegen konnte man den eigentlichen Gipfel der Inſel nicht deutlich erkennen; doch ſahe man einen betraͤchtlichen Dampf davon empor ſteigen. Diſ- ſeits des Canals oder der Durchfahrt, ſchien es, als ob dieſer Rauch auf der anderen Seite des Berges ausbraͤche; jenſeits aber duͤnkte es uns hinwiederum, als ob er von der Seite herkaͤme, auf welcher wir zuvor geweſen waren! Aus dieſem Blendwerk ließ ſich abnehmen, daß die Spitze des Berges hohl ſeyn oder einen Crater ausmachen, und aus dieſem der Dampf hervorkommen muͤſſe. An der Nordweſt-Seite des Gipfels fand ſich, unterhalb der rauchenden Stelle, ein Fleck, der nicht laͤngſt erſt vom Feuer verheeret ſeyn mogte, wenigſtens ſahe man daſelbſt nicht das geringſte Gruͤn, dahingegen die uͤbrigen Seiten des Ber- ges mit allerhand Kraͤutern bewachſen waren. Als wir uns in dem Striche be- fanden, nach welchem der Wind den Rauch hintrieb, fiel ein Regenſchauer ein, und verſchiedene unter uns bemerkten, daß das Waſſer, wenn es ihnen in die Augen kam, beißend und ſcharf war. Vermuthlich hatten ſich mit dieſem Regen einige Theilchen vermiſcht, die der Vulcan ausgeworfen oder ausgedun- ſtet hatte. Der Suͤd- Suͤd-Oſtwind, der ziemlich friſch zu wehen anfieng, fuͤhrte uns ſo ſchnell von dieſer Inſel weg, daß wir, in Ermangelung eines ge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0166" n="154"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1774.<lb/> Junius.</note>Die groͤßere dieſer beyden Inſeln, hatten wir gegen Suͤden. In der Landes-<lb/> ſprache heißt ſie <hi rendition="#fr"><placeName>Tofua</placeName></hi>, und ſcheint bewohnt zu ſeyn. 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Forſter’s Reiſe um die Welt
Die groͤßere dieſer beyden Inſeln, hatten wir gegen Suͤden. In der Landes-
ſprache heißt ſie Tofua, und ſcheint bewohnt zu ſeyn. Einige Indianer, die
bey uns an Bord waren, erzaͤhlten, daß ſuͤßes Waſſer, Cocos-Nuͤſſe, Pi-
ſang- und Brodfruchtbaͤume haͤufig darauf zu finden waͤren. Man konnte
auch ſchon von weitem eine Anzahl Palmen und eine große Menge Caſuarina-
Baͤume unterſcheiden. Im Ganzen genommen, ſchien das Land zwar ſehr ſteil
und bergigt zu ſeyn, doch fehlte es auch nicht an fruchtbaren Stellen, die mit
allerhand Kraͤutern und Gebuͤſch bewachſen waren. An der See, beſonders
nach jener Inſel hin, ſahen die Felſen Laven-artig und das Ufer wie mit ſchwar-
zem Sande bedeckt aus. Wir ſteuerten zwar bis auf Cabels-Laͤnge heran,
konnten aber dennoch nirgends einen Ankerplatz finden, weil das Waſſer uͤberall,
achtzig und mehr Faden tief war. Die Durchfahrt mogte kaum eine Meile
breit ſeyn, und das felſige Ufer der Inſel, welches man jenſeits derſelben erblick-
te, war voller Loͤcher und Hoͤhlen, an manchen Stellen auch, wenn gleich auf
eine ziemlich unfoͤrmliche Art, Saͤulen-aͤhnlich geſtaltet. Des nebligten Wetters
wegen konnte man den eigentlichen Gipfel der Inſel nicht deutlich erkennen;
doch ſahe man einen betraͤchtlichen Dampf davon empor ſteigen. Diſ-
ſeits des Canals oder der Durchfahrt, ſchien es, als ob dieſer Rauch auf der
anderen Seite des Berges ausbraͤche; jenſeits aber duͤnkte es uns hinwiederum,
als ob er von der Seite herkaͤme, auf welcher wir zuvor geweſen waren! Aus
dieſem Blendwerk ließ ſich abnehmen, daß die Spitze des Berges hohl ſeyn oder
einen Crater ausmachen, und aus dieſem der Dampf hervorkommen muͤſſe.
An der Nordweſt-Seite des Gipfels fand ſich, unterhalb der rauchenden Stelle,
ein Fleck, der nicht laͤngſt erſt vom Feuer verheeret ſeyn mogte, wenigſtens ſahe
man daſelbſt nicht das geringſte Gruͤn, dahingegen die uͤbrigen Seiten des Ber-
ges mit allerhand Kraͤutern bewachſen waren. Als wir uns in dem Striche be-
fanden, nach welchem der Wind den Rauch hintrieb, fiel ein Regenſchauer ein,
und verſchiedene unter uns bemerkten, daß das Waſſer, wenn es ihnen in die
Augen kam, beißend und ſcharf war. Vermuthlich hatten ſich mit dieſem
Regen einige Theilchen vermiſcht, die der Vulcan ausgeworfen oder ausgedun-
ſtet hatte. Der Suͤd- Suͤd-Oſtwind, der ziemlich friſch zu wehen anfieng,
fuͤhrte uns ſo ſchnell von dieſer Inſel weg, daß wir, in Ermangelung eines ge-
1774.
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