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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
fuhr mir so dicht neben der Lende vorbey, daß die schwarze Farbe, womit er1774.
Junius.

beschmiert war, mir das Kleid beschmutzte. Nachdem wir noch ein Paarmal
versucht hatten, Feuer zu geben, gieng endlich mein Gewehr los. Ich hatte
zwar nur mit Schroot geladen, traf aber meinen Mann richtig, indeß Herrn
Hodges Schuß mit einer Kugel, ohne Würkung blieb. Auf dieses Signal
fieng die hinter uns auf dem Felsen-Rief postirte Mannschaft ein förmliches
Plotton-Feuer an. Sie hatten bemerkt, daß während unseres Rückzuges ein
zweyter Haufen von Indianer, durch einen andern Weg uns in den Rücken zu
kommen und den Paß abzuschneiden suchte. Diesen Plan aber vereitelte die Ladung
Hagel, welche ich unter die beyden Vorfechter schickte, indem die übrigen sich als-
denn nicht getrauten, weiter auf uns einzudringen, und wir auf die Art Zeit gewan-
nen, wieder zu den unsrigen zu stoßen. So lange noch einer von den Indianern zu
sehen war, ward auch das Feuer lebhaft fortgesetzt. Zween derselben hielten beson-
ders lange Stand. Sie hatten sich hinter einen Busch postirt und schwenkten
ihre Speere noch unabläßig, als ihre Landsleute schon längst fort waren. Endlich
mußte, auch von diesen einer, verwundet worden seyn, denn sie ergriffen plötz-
lich, unter einem gräßlichen Geheul die Flucht. Nun giengen wir wieder in
die Boote, und wollten mit diesen Leuten nichts mehr zu schaffen haben, da
wir sie durch kein Bitten zu einer freundschaftlichen Aufnahme hatten bewegen
können. Die Natur selbst scheint diese Nation, schon dadurch, daß sie ihr Land
fast unzugänglich bildete, zur Ungeselligkeit verurtheilt zu haben. Die ganze In-
sel besteht, so wie überhaupt alle niedrigen Inseln, aus einem Coral-Felsen,
worauf, so viel wir sahen, nur einige wenige Cocos-Palmen, andre Frucht-
bäume aber gar nicht vorhanden waren. Indessen vermuthe ich, daß die in-
nern Gegenden nicht so öde sind, sondern vielmehr nahrhafte Pflanzen hervor-
bringen mögen, und es dünkt mich gar nicht unwahrscheinlich, daß sich in der
Mitten eine fruchtbare Ebene befinden dürfte, die aus einem nach und nach
vertrockneten Landsee entstanden seyn kann. Ob es aber durch ein Erdbeben
oder durch sonst eine gewaltsame Veränderung unsers Erdkörpers geschehen,
daß ein so großer Coral-Felsen 40 Fus hoch über die Meeresfläche empor
gehoben worden? ist eine Frage, welche ich den Weltweisen künftiger Zeiten
zur Entscheidung überlasse. Die Boote und Waffen der Eingebohrnen

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in den Jahren 1772 bis 1775.
fuhr mir ſo dicht neben der Lende vorbey, daß die ſchwarze Farbe, womit er1774.
Junius.

beſchmiert war, mir das Kleid beſchmutzte. Nachdem wir noch ein Paarmal
verſucht hatten, Feuer zu geben, gieng endlich mein Gewehr los. Ich hatte
zwar nur mit Schroot geladen, traf aber meinen Mann richtig, indeß Herrn
Hodges Schuß mit einer Kugel, ohne Wuͤrkung blieb. Auf dieſes Signal
fieng die hinter uns auf dem Felſen-Rief poſtirte Mannſchaft ein foͤrmliches
Plotton-Feuer an. Sie hatten bemerkt, daß waͤhrend unſeres Ruͤckzuges ein
zweyter Haufen von Indianer, durch einen andern Weg uns in den Ruͤcken zu
kommen und den Paß abzuſchneiden ſuchte. Dieſen Plan aber vereitelte die Ladung
Hagel, welche ich unter die beyden Vorfechter ſchickte, indem die uͤbrigen ſich als-
denn nicht getrauten, weiter auf uns einzudringen, und wir auf die Art Zeit gewan-
nen, wieder zu den unſrigen zu ſtoßen. So lange noch einer von den Indianern zu
ſehen war, ward auch das Feuer lebhaft fortgeſetzt. Zween derſelben hielten beſon-
ders lange Stand. Sie hatten ſich hinter einen Buſch poſtirt und ſchwenkten
ihre Speere noch unablaͤßig, als ihre Landsleute ſchon laͤngſt fort waren. Endlich
mußte, auch von dieſen einer, verwundet worden ſeyn, denn ſie ergriffen ploͤtz-
lich, unter einem graͤßlichen Geheul die Flucht. Nun giengen wir wieder in
die Boote, und wollten mit dieſen Leuten nichts mehr zu ſchaffen haben, da
wir ſie durch kein Bitten zu einer freundſchaftlichen Aufnahme hatten bewegen
koͤnnen. Die Natur ſelbſt ſcheint dieſe Nation, ſchon dadurch, daß ſie ihr Land
faſt unzugaͤnglich bildete, zur Ungeſelligkeit verurtheilt zu haben. Die ganze In-
ſel beſteht, ſo wie uͤberhaupt alle niedrigen Inſeln, aus einem Coral-Felſen,
worauf, ſo viel wir ſahen, nur einige wenige Cocos-Palmen, andre Frucht-
baͤume aber gar nicht vorhanden waren. Indeſſen vermuthe ich, daß die in-
nern Gegenden nicht ſo oͤde ſind, ſondern vielmehr nahrhafte Pflanzen hervor-
bringen moͤgen, und es duͤnkt mich gar nicht unwahrſcheinlich, daß ſich in der
Mitten eine fruchtbare Ebene befinden duͤrfte, die aus einem nach und nach
vertrockneten Landſee entſtanden ſeyn kann. Ob es aber durch ein Erdbeben
oder durch ſonſt eine gewaltſame Veraͤnderung unſers Erdkoͤrpers geſchehen,
daß ein ſo großer Coral-Felſen 40 Fus hoch uͤber die Meeresflaͤche empor
gehoben worden? iſt eine Frage, welche ich den Weltweiſen kuͤnftiger Zeiten
zur Entſcheidung uͤberlaſſe. Die Boote und Waffen der Eingebohrnen

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[133/0145] in den Jahren 1772 bis 1775. fuhr mir ſo dicht neben der Lende vorbey, daß die ſchwarze Farbe, womit er beſchmiert war, mir das Kleid beſchmutzte. Nachdem wir noch ein Paarmal verſucht hatten, Feuer zu geben, gieng endlich mein Gewehr los. Ich hatte zwar nur mit Schroot geladen, traf aber meinen Mann richtig, indeß Herrn Hodges Schuß mit einer Kugel, ohne Wuͤrkung blieb. Auf dieſes Signal fieng die hinter uns auf dem Felſen-Rief poſtirte Mannſchaft ein foͤrmliches Plotton-Feuer an. Sie hatten bemerkt, daß waͤhrend unſeres Ruͤckzuges ein zweyter Haufen von Indianer, durch einen andern Weg uns in den Ruͤcken zu kommen und den Paß abzuſchneiden ſuchte. Dieſen Plan aber vereitelte die Ladung Hagel, welche ich unter die beyden Vorfechter ſchickte, indem die uͤbrigen ſich als- denn nicht getrauten, weiter auf uns einzudringen, und wir auf die Art Zeit gewan- nen, wieder zu den unſrigen zu ſtoßen. So lange noch einer von den Indianern zu ſehen war, ward auch das Feuer lebhaft fortgeſetzt. Zween derſelben hielten beſon- ders lange Stand. Sie hatten ſich hinter einen Buſch poſtirt und ſchwenkten ihre Speere noch unablaͤßig, als ihre Landsleute ſchon laͤngſt fort waren. Endlich mußte, auch von dieſen einer, verwundet worden ſeyn, denn ſie ergriffen ploͤtz- lich, unter einem graͤßlichen Geheul die Flucht. Nun giengen wir wieder in die Boote, und wollten mit dieſen Leuten nichts mehr zu ſchaffen haben, da wir ſie durch kein Bitten zu einer freundſchaftlichen Aufnahme hatten bewegen koͤnnen. Die Natur ſelbſt ſcheint dieſe Nation, ſchon dadurch, daß ſie ihr Land faſt unzugaͤnglich bildete, zur Ungeſelligkeit verurtheilt zu haben. Die ganze In- ſel beſteht, ſo wie uͤberhaupt alle niedrigen Inſeln, aus einem Coral-Felſen, worauf, ſo viel wir ſahen, nur einige wenige Cocos-Palmen, andre Frucht- baͤume aber gar nicht vorhanden waren. Indeſſen vermuthe ich, daß die in- nern Gegenden nicht ſo oͤde ſind, ſondern vielmehr nahrhafte Pflanzen hervor- bringen moͤgen, und es duͤnkt mich gar nicht unwahrſcheinlich, daß ſich in der Mitten eine fruchtbare Ebene befinden duͤrfte, die aus einem nach und nach vertrockneten Landſee entſtanden ſeyn kann. Ob es aber durch ein Erdbeben oder durch ſonſt eine gewaltſame Veraͤnderung unſers Erdkoͤrpers geſchehen, daß ein ſo großer Coral-Felſen 40 Fus hoch uͤber die Meeresflaͤche empor gehoben worden? iſt eine Frage, welche ich den Weltweiſen kuͤnftiger Zeiten zur Entſcheidung uͤberlaſſe. Die Boote und Waffen der Eingebohrnen 1774. Junius. R 3

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/145>, abgerufen am 27.11.2024.