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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
und Eimeo sagen sie, der höchste Gott sey O-Ruahattu; auf Huaheine be-1774.
Junius.

haupten sie, es sey Tane; zu Raietea es sey O-Ru; auf O-Taha es sey
Orra; zu Borabora er heiße Tautu; zu Maurua heißt er O-Tu; und
auf Tabua-mannu (oder Sir Charles Saunders Eyland) wird er Taroä
genennet. Die See wird ihrer Meynung nach von dreyzehn Göttern beherrscht.
1) Uruhaddu, 2) Tama-ui, 3) Ta-api, 4) O-Tuarionu, 5) Taniea,
6) Tahu-meonna, 7) Otah-mauwe, 8) O-Whai, 9) O-Whatta,
10) Tahua, 11) Ti-uteia, 12) O-Mahuru, 13) O-Whaddu. Aller
dieser See-Gottheiten ohnerachtet, soll doch noch ein andrer, Namens U-marreo
die See erschaffen haben. Eben so ists mit der Sonne; diese soll von O-Mau-
we
einem mächtigen Gott, der die Erdbeben verursacht, erschaffen seyn, aber
von einer andern Gottheit, Namens Tutoomo-sovorirri bewohnt und regieret
werden. Zu eben diesem Gott, der eine schöne menschliche Gestalt haben und mit
Haaren versehen seyn soll, die ihm bis auf die Füße reichen, gehen, ihrer Meynung
nach, die Verstorbenen, wohnen daselbst und schmausen Brodfrucht und Schwei-
nefleisch, das nicht erst am Feuer gahr gemacht werden darf. Sie glauben auch, daß
jeder Mensch ein besonderes Wesen in sich habe, welches nach dem Eindruck der Sin-
ne handelt und aus einzelnen Begriffen Gedanken zusammensetzt. *) Dies Wesen
neunen sie Tih, so wie wir es Seele heißen; ihrer Vorstellung zufolge, bleibt es
nach dem Tode übrig, und wohnt in den hölzernen Bildern, die um die Begräbnisse
gestellt, und daher auch Tih genannt werden. Die Begriffe von einer künftigen Fort-
dauer und von der Verbindung zwischen Geist und Materie haben sich folglich bis in
die entferntesten Inseln der Erde fortgepflanzt! Ob man aber auch von künftigen
Strafen und Belohnungen hier etwas wisse? Das konnten wir, so wahrscheinlich
mirs auch dünkt, dennoch nicht mit Fragen erforschen. Der Mond soll durch eine
weibliche Gottheit erschaffen seyn. Diese heißt O-Hima; sie regiert jenen Welt-
körper und wohnt daselbst in den sichtbaren, wolken-ähnlichen Flecken dieses Pla-
neten. Die Frauensleute pflegen oft ein kurzes Lied zu singen, welches auf die
Verehrung jener Gottheit sich zu beziehen scheint; vielleicht schreiben sie dersel-
ben auch einen unmittelbaren Einfluß auf ihre Natur zu. Das Lied lautete also:


*) Gedanken heißen parau no te obu, das ist nach dem buchstäblichen Verstande: Worte
im Bauche
.

in den Jahren 1772 bis 1775.
und Eimeo ſagen ſie, der hoͤchſte Gott ſey O-Ruahattu; auf Huaheine be-1774.
Junius.

haupten ſie, es ſey Tane; zu Raietea es ſey O-Ru; auf O-Taha es ſey
Orra; zu Borabora er heiße Tautu; zu Maurua heißt er O-Tu; und
auf Tabua-mannu (oder Sir Charles Saunders Eyland) wird er Taroaͤ
genennet. Die See wird ihrer Meynung nach von dreyzehn Goͤttern beherrſcht.
1) Uruhaddu, 2) Tama-ui, 3) Ta-api, 4) O-Tuarionu, 5) Taniea,
6) Tahu-meonna, 7) Otah-mauwe, 8) O-Whaï, 9) O-Whatta,
10) Tahua, 11) Ti-uteia, 12) O-Mahuru, 13) O-Whaddu. Aller
dieſer See-Gottheiten ohnerachtet, ſoll doch noch ein andrer, Namens U-marreo
die See erſchaffen haben. Eben ſo iſts mit der Sonne; dieſe ſoll von O-Mau-
we
einem maͤchtigen Gott, der die Erdbeben verurſacht, erſchaffen ſeyn, aber
von einer andern Gottheit, Namens Tutoomo-ſovorirri bewohnt und regieret
werden. Zu eben dieſem Gott, der eine ſchoͤne menſchliche Geſtalt haben und mit
Haaren verſehen ſeyn ſoll, die ihm bis auf die Fuͤße reichen, gehen, ihrer Meynung
nach, die Verſtorbenen, wohnen daſelbſt und ſchmauſen Brodfrucht und Schwei-
nefleiſch, das nicht erſt am Feuer gahr gemacht werden darf. Sie glauben auch, daß
jeder Menſch ein beſonderes Weſen in ſich habe, welches nach dem Eindruck der Sin-
ne handelt und aus einzelnen Begriffen Gedanken zuſammenſetzt. *) Dies Weſen
neunen ſie Tih, ſo wie wir es Seele heißen; ihrer Vorſtellung zufolge, bleibt es
nach dem Tode uͤbrig, und wohnt in den hoͤlzernen Bildern, die um die Begraͤbniſſe
geſtellt, und daher auch Tih genannt werden. Die Begriffe von einer kuͤnftigen Fort-
dauer und von der Verbindung zwiſchen Geiſt und Materie haben ſich folglich bis in
die entfernteſten Inſeln der Erde fortgepflanzt! Ob man aber auch von kuͤnftigen
Strafen und Belohnungen hier etwas wiſſe? Das konnten wir, ſo wahrſcheinlich
mirs auch duͤnkt, dennoch nicht mit Fragen erforſchen. Der Mond ſoll durch eine
weibliche Gottheit erſchaffen ſeyn. Dieſe heißt O-Hima; ſie regiert jenen Welt-
koͤrper und wohnt daſelbſt in den ſichtbaren, wolken-aͤhnlichen Flecken dieſes Pla-
neten. Die Frauensleute pflegen oft ein kurzes Lied zu ſingen, welches auf die
Verehrung jener Gottheit ſich zu beziehen ſcheint; vielleicht ſchreiben ſie derſel-
ben auch einen unmittelbaren Einfluß auf ihre Natur zu. Das Lied lautete alſo:


*) Gedanken heißen parau no te obu, das iſt nach dem buchſtaͤblichen Verſtande: Worte
im Bauche
.
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[119/0131] in den Jahren 1772 bis 1775. und Eimeo ſagen ſie, der hoͤchſte Gott ſey O-Ruahattu; auf Huaheine be- haupten ſie, es ſey Tane; zu Raietea es ſey O-Ru; auf O-Taha es ſey Orra; zu Borabora er heiße Tautu; zu Maurua heißt er O-Tu; und auf Tabua-mannu (oder Sir Charles Saunders Eyland) wird er Taroaͤ genennet. Die See wird ihrer Meynung nach von dreyzehn Goͤttern beherrſcht. 1) Uruhaddu, 2) Tama-ui, 3) Ta-api, 4) O-Tuarionu, 5) Taniea, 6) Tahu-meonna, 7) Otah-mauwe, 8) O-Whaï, 9) O-Whatta, 10) Tahua, 11) Ti-uteia, 12) O-Mahuru, 13) O-Whaddu. Aller dieſer See-Gottheiten ohnerachtet, ſoll doch noch ein andrer, Namens U-marreo die See erſchaffen haben. Eben ſo iſts mit der Sonne; dieſe ſoll von O-Mau- we einem maͤchtigen Gott, der die Erdbeben verurſacht, erſchaffen ſeyn, aber von einer andern Gottheit, Namens Tutoomo-ſovorirri bewohnt und regieret werden. Zu eben dieſem Gott, der eine ſchoͤne menſchliche Geſtalt haben und mit Haaren verſehen ſeyn ſoll, die ihm bis auf die Fuͤße reichen, gehen, ihrer Meynung nach, die Verſtorbenen, wohnen daſelbſt und ſchmauſen Brodfrucht und Schwei- nefleiſch, das nicht erſt am Feuer gahr gemacht werden darf. Sie glauben auch, daß jeder Menſch ein beſonderes Weſen in ſich habe, welches nach dem Eindruck der Sin- ne handelt und aus einzelnen Begriffen Gedanken zuſammenſetzt. *) Dies Weſen neunen ſie Tih, ſo wie wir es Seele heißen; ihrer Vorſtellung zufolge, bleibt es nach dem Tode uͤbrig, und wohnt in den hoͤlzernen Bildern, die um die Begraͤbniſſe geſtellt, und daher auch Tih genannt werden. Die Begriffe von einer kuͤnftigen Fort- dauer und von der Verbindung zwiſchen Geiſt und Materie haben ſich folglich bis in die entfernteſten Inſeln der Erde fortgepflanzt! Ob man aber auch von kuͤnftigen Strafen und Belohnungen hier etwas wiſſe? Das konnten wir, ſo wahrſcheinlich mirs auch duͤnkt, dennoch nicht mit Fragen erforſchen. Der Mond ſoll durch eine weibliche Gottheit erſchaffen ſeyn. Dieſe heißt O-Hima; ſie regiert jenen Welt- koͤrper und wohnt daſelbſt in den ſichtbaren, wolken-aͤhnlichen Flecken dieſes Pla- neten. Die Frauensleute pflegen oft ein kurzes Lied zu ſingen, welches auf die Verehrung jener Gottheit ſich zu beziehen ſcheint; vielleicht ſchreiben ſie derſel- ben auch einen unmittelbaren Einfluß auf ihre Natur zu. Das Lied lautete alſo: 1774. Junius. *) Gedanken heißen parau no te obu, das iſt nach dem buchſtaͤblichen Verſtande: Worte im Bauche.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/131>, abgerufen am 26.11.2024.