blieb uns nicht lange verborgen. Wir bemerkten nemlich, daß er jetzt dem Trunk sehr1774. May. ergeben war, und von der stärksten Art des berauschenden Pfeffergetränkes, große Portionen zu sich zu nehmen pflegte. Maheine hatte die Ehre, einige Nächte hintereinander mit ihm zu zechen, und ließ sich's jedesmal so gut schmecken, daß er des Morgens gemeiniglich mit gewaltigem Kopfweh erwachte.
Am andern Morgen machten wir von neuem einen Spatziergang nach den Landseen und brachten eine Menge Corallen, Muscheln und Meer-Igel (echinos) von daher zurück, welche die Eingebohrnen an der Küste für uns auf- gelesen hatten. Von unterschiednen Befehlshabern erhielten wir Schweine und Brustschilder zum Geschenk. Sie kamen bloß in der Absicht, ihre alte Bekann- ten zu besuchen, und wollten daher auch, das was sie mitbrachten, nicht eher verkaufen oder abgeben, bis sie vorgelassen wurden und die Freunde selbst zu sehen bekamen, denen sie ein Geschenk zugedacht hatten. Den Tag nachher bestie- gen wir einen Berg, der ganz mit Brodfrucht-Pfeffer- und Maulbeerbäu- men, imgleichen mit Ignamen und Arums-Wurzeln bepflanzt war. Die Maulbeerbäume waren mit besonderem Fleis gewartet; sie hatten den Boden zwi- schen selbigen sorgfältig gejäthet, und theils mit zerbrochnen Muscheln, theils mit Corallen gedünget. Ueberdem war die ganze Plantage mit einem tiefen Rain oder Graben umzogen, damit das Wasser ablaufen mögte. An manchen Stellen hatte man auch das Farrnkraut und andres Gesträuch niedergebrannt, um den Boden von neuem zu bestellen. Ziemlich weit den Berg hinauf fanden wir ein Haus, dessen Bewohner, eine alte Frau und ihre Tochter, uns ungemein gast- frey bewirtheten. Wir gaben ihnen etliche Glas-Corallen, Nägel und rothe Federn, welche letztere sie nicht sowohl als brauchbar, sondern vielmehr nur als eine Seltenheit annahmen. Ueberhaupt urtheilte man von dieser Waare hier weit richtiger als zu Tahiti. Man hielt sie nemlich für bloßen Flitterstaat, dem es an inneren Werth gänzlich fehle, und wollte daher auch nichts wahrhaft nutz- bares dafür hergeben, sondern verlangte, für Schweine und andre Lebensmittel, Beile und kleineres Eisengeräth. Diese Forderung war gar nicht unbillig, wir hatten sie uns auch ehemals schon gefallen lassen, bey unsrer diesmaligen Anwe- senheit aber giengen wir sie nicht ein, weil es uns jetzt an frischem Fleische nicht fehlte, der Vorrath von Eisenwerk hingegen schon merklich abgenommen hatte.
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in den Jahren 1772 bis 1775.
blieb uns nicht lange verborgen. Wir bemerkten nemlich, daß er jetzt dem Trunk ſehr1774. May. ergeben war, und von der ſtaͤrkſten Art des berauſchenden Pfeffergetraͤnkes, große Portionen zu ſich zu nehmen pflegte. Maheine hatte die Ehre, einige Naͤchte hintereinander mit ihm zu zechen, und ließ ſich’s jedesmal ſo gut ſchmecken, daß er des Morgens gemeiniglich mit gewaltigem Kopfweh erwachte.
Am andern Morgen machten wir von neuem einen Spatziergang nach den Landſeen und brachten eine Menge Corallen, Muſcheln und Meer-Igel (echinos) von daher zuruͤck, welche die Eingebohrnen an der Kuͤſte fuͤr uns auf- geleſen hatten. Von unterſchiednen Befehlshabern erhielten wir Schweine und Bruſtſchilder zum Geſchenk. Sie kamen bloß in der Abſicht, ihre alte Bekann- ten zu beſuchen, und wollten daher auch, das was ſie mitbrachten, nicht eher verkaufen oder abgeben, bis ſie vorgelaſſen wurden und die Freunde ſelbſt zu ſehen bekamen, denen ſie ein Geſchenk zugedacht hatten. Den Tag nachher beſtie- gen wir einen Berg, der ganz mit Brodfrucht-Pfeffer- und Maulbeerbaͤu- men, imgleichen mit Ignamen und Arums-Wurzeln bepflanzt war. Die Maulbeerbaͤume waren mit beſonderem Fleis gewartet; ſie hatten den Boden zwi- ſchen ſelbigen ſorgfaͤltig gejaͤthet, und theils mit zerbrochnen Muſcheln, theils mit Corallen geduͤnget. Ueberdem war die ganze Plantage mit einem tiefen Rain oder Graben umzogen, damit das Waſſer ablaufen moͤgte. An manchen Stellen hatte man auch das Farrnkraut und andres Geſtraͤuch niedergebrannt, um den Boden von neuem zu beſtellen. Ziemlich weit den Berg hinauf fanden wir ein Haus, deſſen Bewohner, eine alte Frau und ihre Tochter, uns ungemein gaſt- frey bewirtheten. Wir gaben ihnen etliche Glas-Corallen, Naͤgel und rothe Federn, welche letztere ſie nicht ſowohl als brauchbar, ſondern vielmehr nur als eine Seltenheit annahmen. Ueberhaupt urtheilte man von dieſer Waare hier weit richtiger als zu Tahiti. Man hielt ſie nemlich fuͤr bloßen Flitterſtaat, dem es an inneren Werth gaͤnzlich fehle, und wollte daher auch nichts wahrhaft nutz- bares dafuͤr hergeben, ſondern verlangte, fuͤr Schweine und andre Lebensmittel, Beile und kleineres Eiſengeraͤth. Dieſe Forderung war gar nicht unbillig, wir hatten ſie uns auch ehemals ſchon gefallen laſſen, bey unſrer diesmaligen Anwe- ſenheit aber giengen wir ſie nicht ein, weil es uns jetzt an friſchem Fleiſche nicht fehlte, der Vorrath von Eiſenwerk hingegen ſchon merklich abgenommen hatte.
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in den Jahren 1772 bis 1775.
blieb uns nicht lange verborgen. Wir bemerkten nemlich, daß er jetzt dem Trunk ſehr
ergeben war, und von der ſtaͤrkſten Art des berauſchenden Pfeffergetraͤnkes, große
Portionen zu ſich zu nehmen pflegte. Maheine hatte die Ehre, einige Naͤchte
hintereinander mit ihm zu zechen, und ließ ſich’s jedesmal ſo gut ſchmecken, daß
er des Morgens gemeiniglich mit gewaltigem Kopfweh erwachte.
1774.
May.
Am andern Morgen machten wir von neuem einen Spatziergang nach
den Landſeen und brachten eine Menge Corallen, Muſcheln und Meer-Igel
(echinos) von daher zuruͤck, welche die Eingebohrnen an der Kuͤſte fuͤr uns auf-
geleſen hatten. Von unterſchiednen Befehlshabern erhielten wir Schweine und
Bruſtſchilder zum Geſchenk. Sie kamen bloß in der Abſicht, ihre alte Bekann-
ten zu beſuchen, und wollten daher auch, das was ſie mitbrachten, nicht eher
verkaufen oder abgeben, bis ſie vorgelaſſen wurden und die Freunde ſelbſt zu ſehen
bekamen, denen ſie ein Geſchenk zugedacht hatten. Den Tag nachher beſtie-
gen wir einen Berg, der ganz mit Brodfrucht-Pfeffer- und Maulbeerbaͤu-
men, imgleichen mit Ignamen und Arums-Wurzeln bepflanzt war. Die
Maulbeerbaͤume waren mit beſonderem Fleis gewartet; ſie hatten den Boden zwi-
ſchen ſelbigen ſorgfaͤltig gejaͤthet, und theils mit zerbrochnen Muſcheln, theils
mit Corallen geduͤnget. Ueberdem war die ganze Plantage mit einem tiefen
Rain oder Graben umzogen, damit das Waſſer ablaufen moͤgte. An manchen
Stellen hatte man auch das Farrnkraut und andres Geſtraͤuch niedergebrannt, um
den Boden von neuem zu beſtellen. Ziemlich weit den Berg hinauf fanden wir ein
Haus, deſſen Bewohner, eine alte Frau und ihre Tochter, uns ungemein gaſt-
frey bewirtheten. Wir gaben ihnen etliche Glas-Corallen, Naͤgel und rothe
Federn, welche letztere ſie nicht ſowohl als brauchbar, ſondern vielmehr nur als
eine Seltenheit annahmen. Ueberhaupt urtheilte man von dieſer Waare hier
weit richtiger als zu Tahiti. Man hielt ſie nemlich fuͤr bloßen Flitterſtaat, dem
es an inneren Werth gaͤnzlich fehle, und wollte daher auch nichts wahrhaft nutz-
bares dafuͤr hergeben, ſondern verlangte, fuͤr Schweine und andre Lebensmittel,
Beile und kleineres Eiſengeraͤth. Dieſe Forderung war gar nicht unbillig, wir
hatten ſie uns auch ehemals ſchon gefallen laſſen, bey unſrer diesmaligen Anwe-
ſenheit aber giengen wir ſie nicht ein, weil es uns jetzt an friſchem Fleiſche nicht
fehlte, der Vorrath von Eiſenwerk hingegen ſchon merklich abgenommen hatte.
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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/103>, abgerufen am 26.07.2024.
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