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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Forster's Reise um die Welt
1772.
Novem-
ber.
lerisch. Die Bay schien ein kleiner Fischteich und die darinn liegenden Schiffe
kleine Boote zu seyn. Die Stadt unter unsern Füßen und die regelmäßigen Ab-
theilungen der dabey liegenden Gärten sahen wie Kinderspielwerke aus. Der
Löwenberg ward zu einem unbeträchtlichen, niedrigen Bergrücken, gleichwie
auch ein andrer Berg, der Löwenkopf genannt, der von unten aus hoch genug
zu seyn scheint, weit unter uns blieb, und nur der einzige Carlsberg stieg
neben dem Tafelberge bis in eine etwas beträchtliche Höhe empor. Ge-
gen Norden ward die Aussicht durch Robben-Eyland, die blauen Berge,
die Tiegerberge und, über diese hinaus, von einer noch höhern, majestätischen
Kette von Bergen beschränkt. Eine Gruppe gebrochner Felsen-Massen schloß
Hout-Bay oder die Holz-Bay gegen Westen ein und lief von da gegen Sü-
den fort, woselbst sie die eine Seite von Tafelbay ausmachte und zuletzt sich in
dem berühmten stürmichten Cap endigte, welches König Emanuel von Portugal
das Vorgebürge der guten Hofnung genannt hat. Gegen Südost hatten
wir eine Aussicht über die niedrige Erdzunge, welche zwischen den beyden Bayen
inne liegt; und jenseits derselben konnten wir die Colonie von Hottentot-Hol-
land
und die Berge bey Stellenbosch erkennen. Auch vergnügte uns an dieser
Seite der Anblick einer Menge von angebauten Grundstücken, die auf der Haide
einzeln zerstreut lagen, und durch ihr schönes Grün vom übrigen Lande sehr gut
abstachen. Hierunter zeichnete sich, vor andern, das unter den neuern Epikurern
so berühmte Constantia aus. Nachdem wir uns zwey Stunden lang an diesen
Schönheiten ergötzt hatten, und die Luft sehr kalt und scharf zu werden anfieng,
so dachten wir an unsre Rückkehr, mit dieser Ausflucht sehr vergnügt und durch
die Vortreflichkeit und Größe der Aussicht reichlich für unsre Mühe belohnt.

Unter allen hier umher liegenden Gegenden zog keine unsre Aufmerksam-
keit mehr auf sich, als die an der südöstlichen Seite des Tafelberges befindliche,
denn diese zeichnete sich durch die Menge der Plantagen und durch die Mannig-
faltigkeit von Pflanzen, welche sie hervorbrachte, vorzüglich aus. Nahe bey
den Bergen, disseits der Erdzunge, ist der Anblick dieser Gegend am angenehm-
sten. An jedem kleinen Bache siehet man eine Plantage, die aus Weinbergen,
Kornfeldern und Gärten besteht, welche gemeiniglich mit Eichen von zehen bis
zwanzig Fus hoch, umgeben sind, deren dickbelaubte Zweige dem Lande ein

Forſter’s Reiſe um die Welt
1772.
Novem-
ber.
leriſch. Die Bay ſchien ein kleiner Fiſchteich und die darinn liegenden Schiffe
kleine Boote zu ſeyn. Die Stadt unter unſern Fuͤßen und die regelmaͤßigen Ab-
theilungen der dabey liegenden Gaͤrten ſahen wie Kinderſpielwerke aus. Der
Loͤwenberg ward zu einem unbetraͤchtlichen, niedrigen Bergruͤcken, gleichwie
auch ein andrer Berg, der Loͤwenkopf genannt, der von unten aus hoch genug
zu ſeyn ſcheint, weit unter uns blieb, und nur der einzige Carlsberg ſtieg
neben dem Tafelberge bis in eine etwas betraͤchtliche Hoͤhe empor. Ge-
gen Norden ward die Ausſicht durch Robben-Eyland, die blauen Berge,
die Tiegerberge und, uͤber dieſe hinaus, von einer noch hoͤhern, majeſtaͤtiſchen
Kette von Bergen beſchraͤnkt. Eine Gruppe gebrochner Felſen-Maſſen ſchloß
Hout-Bay oder die Holz-Bay gegen Weſten ein und lief von da gegen Suͤ-
den fort, woſelbſt ſie die eine Seite von Tafelbay ausmachte und zuletzt ſich in
dem beruͤhmten ſtuͤrmichten Cap endigte, welches Koͤnig Emanuel von Portugal
das Vorgebuͤrge der guten Hofnung genannt hat. Gegen Suͤdoſt hatten
wir eine Ausſicht uͤber die niedrige Erdzunge, welche zwiſchen den beyden Bayen
inne liegt; und jenſeits derſelben konnten wir die Colonie von Hottentot-Hol-
land
und die Berge bey Stellenboſch erkennen. Auch vergnuͤgte uns an dieſer
Seite der Anblick einer Menge von angebauten Grundſtuͤcken, die auf der Haide
einzeln zerſtreut lagen, und durch ihr ſchoͤnes Gruͤn vom uͤbrigen Lande ſehr gut
abſtachen. Hierunter zeichnete ſich, vor andern, das unter den neuern Epikurern
ſo beruͤhmte Conſtantia aus. Nachdem wir uns zwey Stunden lang an dieſen
Schoͤnheiten ergoͤtzt hatten, und die Luft ſehr kalt und ſcharf zu werden anfieng,
ſo dachten wir an unſre Ruͤckkehr, mit dieſer Ausflucht ſehr vergnuͤgt und durch
die Vortreflichkeit und Groͤße der Ausſicht reichlich fuͤr unſre Muͤhe belohnt.

Unter allen hier umher liegenden Gegenden zog keine unſre Aufmerkſam-
keit mehr auf ſich, als die an der ſuͤdoͤſtlichen Seite des Tafelberges befindliche,
denn dieſe zeichnete ſich durch die Menge der Plantagen und durch die Mannig-
faltigkeit von Pflanzen, welche ſie hervorbrachte, vorzuͤglich aus. Nahe bey
den Bergen, diſſeits der Erdzunge, iſt der Anblick dieſer Gegend am angenehm-
ſten. An jedem kleinen Bache ſiehet man eine Plantage, die aus Weinbergen,
Kornfeldern und Gaͤrten beſteht, welche gemeiniglich mit Eichen von zehen bis
zwanzig Fus hoch, umgeben ſind, deren dickbelaubte Zweige dem Lande ein

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[50/0095] Forſter’s Reiſe um die Welt leriſch. Die Bay ſchien ein kleiner Fiſchteich und die darinn liegenden Schiffe kleine Boote zu ſeyn. Die Stadt unter unſern Fuͤßen und die regelmaͤßigen Ab- theilungen der dabey liegenden Gaͤrten ſahen wie Kinderſpielwerke aus. Der Loͤwenberg ward zu einem unbetraͤchtlichen, niedrigen Bergruͤcken, gleichwie auch ein andrer Berg, der Loͤwenkopf genannt, der von unten aus hoch genug zu ſeyn ſcheint, weit unter uns blieb, und nur der einzige Carlsberg ſtieg neben dem Tafelberge bis in eine etwas betraͤchtliche Hoͤhe empor. Ge- gen Norden ward die Ausſicht durch Robben-Eyland, die blauen Berge, die Tiegerberge und, uͤber dieſe hinaus, von einer noch hoͤhern, majeſtaͤtiſchen Kette von Bergen beſchraͤnkt. Eine Gruppe gebrochner Felſen-Maſſen ſchloß Hout-Bay oder die Holz-Bay gegen Weſten ein und lief von da gegen Suͤ- den fort, woſelbſt ſie die eine Seite von Tafelbay ausmachte und zuletzt ſich in dem beruͤhmten ſtuͤrmichten Cap endigte, welches Koͤnig Emanuel von Portugal das Vorgebuͤrge der guten Hofnung genannt hat. Gegen Suͤdoſt hatten wir eine Ausſicht uͤber die niedrige Erdzunge, welche zwiſchen den beyden Bayen inne liegt; und jenſeits derſelben konnten wir die Colonie von Hottentot-Hol- land und die Berge bey Stellenboſch erkennen. Auch vergnuͤgte uns an dieſer Seite der Anblick einer Menge von angebauten Grundſtuͤcken, die auf der Haide einzeln zerſtreut lagen, und durch ihr ſchoͤnes Gruͤn vom uͤbrigen Lande ſehr gut abſtachen. Hierunter zeichnete ſich, vor andern, das unter den neuern Epikurern ſo beruͤhmte Conſtantia aus. Nachdem wir uns zwey Stunden lang an dieſen Schoͤnheiten ergoͤtzt hatten, und die Luft ſehr kalt und ſcharf zu werden anfieng, ſo dachten wir an unſre Ruͤckkehr, mit dieſer Ausflucht ſehr vergnuͤgt und durch die Vortreflichkeit und Groͤße der Ausſicht reichlich fuͤr unſre Muͤhe belohnt. 1772. Novem- ber. Unter allen hier umher liegenden Gegenden zog keine unſre Aufmerkſam- keit mehr auf ſich, als die an der ſuͤdoͤſtlichen Seite des Tafelberges befindliche, denn dieſe zeichnete ſich durch die Menge der Plantagen und durch die Mannig- faltigkeit von Pflanzen, welche ſie hervorbrachte, vorzuͤglich aus. Nahe bey den Bergen, diſſeits der Erdzunge, iſt der Anblick dieſer Gegend am angenehm- ſten. An jedem kleinen Bache ſiehet man eine Plantage, die aus Weinbergen, Kornfeldern und Gaͤrten beſteht, welche gemeiniglich mit Eichen von zehen bis zwanzig Fus hoch, umgeben ſind, deren dickbelaubte Zweige dem Lande ein

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/95>, abgerufen am 28.11.2024.