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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Forster's Reise um die Welt
1772.
Novem-
ber.
zutragen als die Geschicklichkeit der Aerzte. Kranke die gehen können, müssen
des Morgens bey gutem Wetter in den Straßen auf und nieder spazieren;
und der benachbarte Garten der Compagnie, liefert ihnen alle Arten von Gar-
tengewächs und antiscorbutischen Kräutern. Verschiedne Reisende haben die-
sen Garten bald gelobt und bald verachtet, je nachdem der Gesichtspunkt ver-
schieden war, aus dem sie solchen betrachteten. Ein Paar regelmäßige Alleen
von gemeinen Eichen-Bäumen, mit Ulmen- und Myrten-Hecken eingeschlossen,
ist das beste, was er aufzuweisen hat. Daran wird nun freylich derjenige wenig
Geschmack finden, der an die Vollkommenheit der englischen Gärtnerey gewöhnt
ist, oder gelernt hat, in Holland und Frankreich Cypressen, Buchsbaum und
Eyben zu bewundern, die in Gestalt von Vasen, Pyramiden und Statüen ge-
schnitten sind, oder wo das grüne Heckenwerk, gar Häuser und Palläste vorstellt.
Wenn man aber auf der andern Seite erwägt, daß diese Bäume im Anfang ge-
genwärtigen Jahrhunderts und mehr zum Nutzen als zum Staat gepflanzt sind;
daß sie zugleich den Küchen-Garten des Hospitals gegen die Stürme schützen,
welche hier zu Lande sehr heftig sind, und endlich, daß sie die einzigen schattich-
ten und kühlen Spatziergänge für Reisende und Kranke in dieser heißen Gegend
ausmachen, so ist es wohl nicht zu verwundern, daß ihn einige einen reitzen-
den Lustort
*) und andre mit stolzer Verachtung einen Bettelmönchs-Gar-
ten
**) nennen.

Den Tag nach unsrer Ankunft richteten die Astronomen beyder Schiffe,
Herren Wales und Baily, ihre Instrumente am Ufer auf, und zwar wenig Fus
weit von demselbigen Fleck, wo die Herren Mason und Dixon vorher ihre
astronomische Beobachtungen gleichfalls gemacht hatten. An eben dem Tage
fiengen auch wir unsre botanischen Spatziergänge in diesen Gegenden an. Der
Boden erhebt sich von der Stadt nach und nach an allen Seiten gegen die drey
Berge, die hinter der Bay liegen. An der See ist er niedrig und flach; zwi-
schen False-Bay und der Tafel-Bay aber, wo ein kleiner Bach salzigen Was-

sers
*) S. Commodore (Admiral) Byrons Reise in Hawkesworth Geschichte der engl.
See-Reisen in 4. erster Band, pag. 133.
**) S. Bougainville's Reise um die Welt.

Forſter’s Reiſe um die Welt
1772.
Novem-
ber.
zutragen als die Geſchicklichkeit der Aerzte. Kranke die gehen koͤnnen, muͤſſen
des Morgens bey gutem Wetter in den Straßen auf und nieder ſpazieren;
und der benachbarte Garten der Compagnie, liefert ihnen alle Arten von Gar-
tengewaͤchs und antiſcorbutiſchen Kraͤutern. Verſchiedne Reiſende haben die-
ſen Garten bald gelobt und bald verachtet, je nachdem der Geſichtspunkt ver-
ſchieden war, aus dem ſie ſolchen betrachteten. Ein Paar regelmaͤßige Alleen
von gemeinen Eichen-Baͤumen, mit Ulmen- und Myrten-Hecken eingeſchloſſen,
iſt das beſte, was er aufzuweiſen hat. Daran wird nun freylich derjenige wenig
Geſchmack finden, der an die Vollkommenheit der engliſchen Gaͤrtnerey gewoͤhnt
iſt, oder gelernt hat, in Holland und Frankreich Cypreſſen, Buchsbaum und
Eyben zu bewundern, die in Geſtalt von Vaſen, Pyramiden und Statuͤen ge-
ſchnitten ſind, oder wo das gruͤne Heckenwerk, gar Haͤuſer und Pallaͤſte vorſtellt.
Wenn man aber auf der andern Seite erwaͤgt, daß dieſe Baͤume im Anfang ge-
genwaͤrtigen Jahrhunderts und mehr zum Nutzen als zum Staat gepflanzt ſind;
daß ſie zugleich den Kuͤchen-Garten des Hoſpitals gegen die Stuͤrme ſchuͤtzen,
welche hier zu Lande ſehr heftig ſind, und endlich, daß ſie die einzigen ſchattich-
ten und kuͤhlen Spatziergaͤnge fuͤr Reiſende und Kranke in dieſer heißen Gegend
ausmachen, ſo iſt es wohl nicht zu verwundern, daß ihn einige einen reitzen-
den Luſtort
*) und andre mit ſtolzer Verachtung einen Bettelmoͤnchs-Gar-
ten
**) nennen.

Den Tag nach unſrer Ankunft richteten die Aſtronomen beyder Schiffe,
Herren Wales und Baily, ihre Inſtrumente am Ufer auf, und zwar wenig Fus
weit von demſelbigen Fleck, wo die Herren Maſon und Dixon vorher ihre
aſtronomiſche Beobachtungen gleichfalls gemacht hatten. An eben dem Tage
fiengen auch wir unſre botaniſchen Spatziergaͤnge in dieſen Gegenden an. Der
Boden erhebt ſich von der Stadt nach und nach an allen Seiten gegen die drey
Berge, die hinter der Bay liegen. An der See iſt er niedrig und flach; zwi-
ſchen Falſe-Bay und der Tafel-Bay aber, wo ein kleiner Bach ſalzigen Waſ-

ſers
*) S. Commodore (Admiral) Byrons Reiſe in Hawkesworth Geſchichte der engl.
See-Reiſen in 4. erſter Band, pag. 133.
**) S. Bougainville’s Reiſe um die Welt.
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[48/0093] Forſter’s Reiſe um die Welt zutragen als die Geſchicklichkeit der Aerzte. Kranke die gehen koͤnnen, muͤſſen des Morgens bey gutem Wetter in den Straßen auf und nieder ſpazieren; und der benachbarte Garten der Compagnie, liefert ihnen alle Arten von Gar- tengewaͤchs und antiſcorbutiſchen Kraͤutern. Verſchiedne Reiſende haben die- ſen Garten bald gelobt und bald verachtet, je nachdem der Geſichtspunkt ver- ſchieden war, aus dem ſie ſolchen betrachteten. Ein Paar regelmaͤßige Alleen von gemeinen Eichen-Baͤumen, mit Ulmen- und Myrten-Hecken eingeſchloſſen, iſt das beſte, was er aufzuweiſen hat. Daran wird nun freylich derjenige wenig Geſchmack finden, der an die Vollkommenheit der engliſchen Gaͤrtnerey gewoͤhnt iſt, oder gelernt hat, in Holland und Frankreich Cypreſſen, Buchsbaum und Eyben zu bewundern, die in Geſtalt von Vaſen, Pyramiden und Statuͤen ge- ſchnitten ſind, oder wo das gruͤne Heckenwerk, gar Haͤuſer und Pallaͤſte vorſtellt. Wenn man aber auf der andern Seite erwaͤgt, daß dieſe Baͤume im Anfang ge- genwaͤrtigen Jahrhunderts und mehr zum Nutzen als zum Staat gepflanzt ſind; daß ſie zugleich den Kuͤchen-Garten des Hoſpitals gegen die Stuͤrme ſchuͤtzen, welche hier zu Lande ſehr heftig ſind, und endlich, daß ſie die einzigen ſchattich- ten und kuͤhlen Spatziergaͤnge fuͤr Reiſende und Kranke in dieſer heißen Gegend ausmachen, ſo iſt es wohl nicht zu verwundern, daß ihn einige einen reitzen- den Luſtort *) und andre mit ſtolzer Verachtung einen Bettelmoͤnchs-Gar- ten **) nennen. 1772. Novem- ber. Den Tag nach unſrer Ankunft richteten die Aſtronomen beyder Schiffe, Herren Wales und Baily, ihre Inſtrumente am Ufer auf, und zwar wenig Fus weit von demſelbigen Fleck, wo die Herren Maſon und Dixon vorher ihre aſtronomiſche Beobachtungen gleichfalls gemacht hatten. An eben dem Tage fiengen auch wir unſre botaniſchen Spatziergaͤnge in dieſen Gegenden an. Der Boden erhebt ſich von der Stadt nach und nach an allen Seiten gegen die drey Berge, die hinter der Bay liegen. An der See iſt er niedrig und flach; zwi- ſchen Falſe-Bay und der Tafel-Bay aber, wo ein kleiner Bach ſalzigen Waſ- ſers *) S. Commodore (Admiral) Byrons Reiſe in Hawkesworth Geſchichte der engl. See-Reiſen in 4. erſter Band, pag. 133. **) S. Bougainville’s Reiſe um die Welt.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/93>, abgerufen am 28.11.2024.