Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.Forster's Reise um die Welt 1772.October.ben in der Mitte einen Canal; da es ihnen aber, zu Wässerung derselben, an der erforderlichen Quantität fließenden Wassers fehlt, so können sie, ohngeachtet der vielfältig angebrachten Schleusen, dennoch nicht verhindern, daß nicht ein- zelne Theile des Canals oft ganz ohne Wasser seyn sollten, die denn eben keinen angenehmen Geruch ausduften. Der holländische Natlonal-Character offenbart sich hierin sehr deutlich. Ihre Städte sind durchgehends mit Canälen versehen, obgleich Vernunft und Erfahrung augenscheinlich zeigen, daß die Ausdünstungen derselben den Einwohnern, besonders zu Batavia, höchst nachtheilig werden müssen Quanto praestantius essetJuvenal. Die Häuser sind von Backsteinen und an der Außenseite mehrentheils mit Forſter’s Reiſe um die Welt 1772.October.ben in der Mitte einen Canal; da es ihnen aber, zu Waͤſſerung derſelben, an der erforderlichen Quantitaͤt fließenden Waſſers fehlt, ſo koͤnnen ſie, ohngeachtet der vielfaͤltig angebrachten Schleuſen, dennoch nicht verhindern, daß nicht ein- zelne Theile des Canals oft ganz ohne Waſſer ſeyn ſollten, die denn eben keinen angenehmen Geruch ausduften. Der hollaͤndiſche Natlonal-Character offenbart ſich hierin ſehr deutlich. Ihre Staͤdte ſind durchgehends mit Canaͤlen verſehen, obgleich Vernunft und Erfahrung augenſcheinlich zeigen, daß die Ausduͤnſtungen derſelben den Einwohnern, beſonders zu Batavia, hoͤchſt nachtheilig werden muͤſſen Quanto præſtantius eſſetJuvenal. Die Haͤuſer ſind von Backſteinen und an der Außenſeite mehrentheils mit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0091" n="46"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1772.<lb/> October.</note>ben in der Mitte einen Canal; da es ihnen aber, zu Waͤſſerung derſelben, an der<lb/> erforderlichen Quantitaͤt fließenden Waſſers fehlt, ſo koͤnnen ſie, ohngeachtet<lb/> der vielfaͤltig angebrachten Schleuſen, dennoch nicht verhindern, daß nicht ein-<lb/> zelne Theile des Canals oft ganz ohne Waſſer ſeyn ſollten, die denn eben keinen<lb/> angenehmen Geruch ausduften. Der hollaͤndiſche Natlonal-Character offenbart<lb/> ſich hierin ſehr deutlich. Ihre Staͤdte ſind durchgehends mit Canaͤlen verſehen,<lb/> obgleich Vernunft und Erfahrung augenſcheinlich zeigen, daß die Ausduͤnſtungen<lb/> derſelben den Einwohnern, beſonders zu <placeName>Batavia</placeName>, hoͤchſt nachtheilig werden<lb/> muͤſſen</p><lb/> <cit> <quote> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#aq">Quanto præſtantius eſſet<lb/> — viridi ſi margine clauderet undas<lb/> Herba, nec ingenuum violarent marmora tophum!</hi> </hi> </hi><lb/> </quote> <bibl> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#k"> <hi rendition="#aq"><persName>Juvenal</persName>.</hi> </hi> </hi> </bibl> </cit><lb/> <p>Die Haͤuſer ſind von Backſteinen und an der Außenſeite mehrentheils mit<lb/> Kalk beworfen, die Zimmer auch gemeiniglich hoch, raͤumlich und luftig, wie<lb/> das heiße Clima ſolches erfordert. In der ganzen Stadt iſt nur eine Kirche,<lb/> und auch dieſe nicht allein von ſchlechter Bauart, ſondern dem Anſehen nach,<lb/> fuͤr die Gemeine auch zu klein. Der Duldungs-Geiſt, welcher den Hollaͤn-<lb/> dern in <placeName>Europa</placeName> ſo viel Nutzen verſchaft hat, iſt in ihren Colonien nicht zu<lb/> finden. Nur erſt ſeit ganz kurzer Zeit haben ſie den Lutheranern erlaubt hier<lb/> und zu <placeName>Batavia</placeName> Kirchen zu bauen; und ſelbſt gegenwaͤrtig haben dieſe noch<lb/> keinen eignen Prediger am <placeName>Cap</placeName>, ſondern muͤſſen ſich mit den Schifs-Predigern<lb/> der Daͤniſchen oder Schwediſchen Oſt-Indienfahrer begnuͤgen, die, gegen gute<lb/> Bezahlung, ein bis zweymahl des Jahrs alhier predigen und das Abendmahl<lb/> austheilen. Die Sclaven ſind in dieſem Stuͤck noch viel uͤbler dran; denn<lb/> weder die Regierung uͤberhaupt, noch die einzelnen Eigenthumsherren insbeſon-<lb/> dre, bekuͤmmern ſich um einen ſo geringfuͤgigen Umſtand, als ihnen die Reli-<lb/> gion ihrer Leibeignen zu ſeyn duͤnkt, im allergeringſten; daher denn auch dieſe,<lb/> im Ganzen genommen, gar keine zu haben ſcheinen. Einige wenige derſelben ſind<lb/> dem Mohamedaniſchen Glauben zugethan, und verſammlen ſich woͤchentlich ein-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [46/0091]
Forſter’s Reiſe um die Welt
ben in der Mitte einen Canal; da es ihnen aber, zu Waͤſſerung derſelben, an der
erforderlichen Quantitaͤt fließenden Waſſers fehlt, ſo koͤnnen ſie, ohngeachtet
der vielfaͤltig angebrachten Schleuſen, dennoch nicht verhindern, daß nicht ein-
zelne Theile des Canals oft ganz ohne Waſſer ſeyn ſollten, die denn eben keinen
angenehmen Geruch ausduften. Der hollaͤndiſche Natlonal-Character offenbart
ſich hierin ſehr deutlich. Ihre Staͤdte ſind durchgehends mit Canaͤlen verſehen,
obgleich Vernunft und Erfahrung augenſcheinlich zeigen, daß die Ausduͤnſtungen
derſelben den Einwohnern, beſonders zu Batavia, hoͤchſt nachtheilig werden
muͤſſen
1772.
October.
Quanto præſtantius eſſet
— viridi ſi margine clauderet undas
Herba, nec ingenuum violarent marmora tophum!
Juvenal.
Die Haͤuſer ſind von Backſteinen und an der Außenſeite mehrentheils mit
Kalk beworfen, die Zimmer auch gemeiniglich hoch, raͤumlich und luftig, wie
das heiße Clima ſolches erfordert. In der ganzen Stadt iſt nur eine Kirche,
und auch dieſe nicht allein von ſchlechter Bauart, ſondern dem Anſehen nach,
fuͤr die Gemeine auch zu klein. Der Duldungs-Geiſt, welcher den Hollaͤn-
dern in Europa ſo viel Nutzen verſchaft hat, iſt in ihren Colonien nicht zu
finden. Nur erſt ſeit ganz kurzer Zeit haben ſie den Lutheranern erlaubt hier
und zu Batavia Kirchen zu bauen; und ſelbſt gegenwaͤrtig haben dieſe noch
keinen eignen Prediger am Cap, ſondern muͤſſen ſich mit den Schifs-Predigern
der Daͤniſchen oder Schwediſchen Oſt-Indienfahrer begnuͤgen, die, gegen gute
Bezahlung, ein bis zweymahl des Jahrs alhier predigen und das Abendmahl
austheilen. Die Sclaven ſind in dieſem Stuͤck noch viel uͤbler dran; denn
weder die Regierung uͤberhaupt, noch die einzelnen Eigenthumsherren insbeſon-
dre, bekuͤmmern ſich um einen ſo geringfuͤgigen Umſtand, als ihnen die Reli-
gion ihrer Leibeignen zu ſeyn duͤnkt, im allergeringſten; daher denn auch dieſe,
im Ganzen genommen, gar keine zu haben ſcheinen. Einige wenige derſelben ſind
dem Mohamedaniſchen Glauben zugethan, und verſammlen ſich woͤchentlich ein-
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