Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.Forster's Reise um die Welt 1772.August.so fern sie beym Einathmen die Lunge stärkt und vermittelst ihrer gelind zusam- menziehenden Würkung auf die Haut, der allzuheftigen Ausdünstung vorbeugt. Zu den Vorbauungs- und Heilmitteln gegen den See-Scharbock, welche Am 11. August entdeckten wir Bonavista, eine von den Inseln des *) Bier-Würze oder Maisch war so lange eingekocht worden bis dies Getränke die Consistenz
von Syrup bekommen hatte; dies nannte man Bier-Essenz oder Würz-Essenz. Forſter’s Reiſe um die Welt 1772.Auguſt.ſo fern ſie beym Einathmen die Lunge ſtaͤrkt und vermittelſt ihrer gelind zuſam- menziehenden Wuͤrkung auf die Haut, der allzuheftigen Ausduͤnſtung vorbeugt. Zu den Vorbauungs- und Heilmitteln gegen den See-Scharbock, welche Am 11. Auguſt entdeckten wir Bonaviſta, eine von den Inſeln des *) Bier-Wuͤrze oder Maiſch war ſo lange eingekocht worden bis dies Getraͤnke die Conſiſtenz
von Syrup bekommen hatte; dies nannte man Bier-Eſſenz oder Wuͤrz-Eſſenz. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0071" n="26"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1772.<lb/> Auguſt.</note>ſo fern ſie beym Einathmen die Lunge ſtaͤrkt und vermittelſt ihrer gelind zuſam-<lb/> menziehenden Wuͤrkung auf die Haut, der allzuheftigen Ausduͤnſtung vorbeugt.</p><lb/> <p>Zu den Vorbauungs- und Heilmitteln gegen den See-Scharbock, welche<lb/> wir von <placeName>England</placeName> aus mit genommen hatten, gehoͤrte auch eine verdickte Eſſenz<lb/> von Bier <note place="foot" n="*)">Bier-Wuͤrze oder Maiſch war ſo lange eingekocht worden bis dies Getraͤnke die Conſiſtenz<lb/> von Syrup bekommen hatte; dies nannte man <hi rendition="#fr">Bier-Eſſenz</hi> oder <hi rendition="#fr">Wuͤrz-Eſſenz</hi>.</note> (<hi rendition="#fr">Weert</hi> oder <hi rendition="#fr">Woort</hi>). Von dieſer fuͤhrten wir verſchiedne Faͤſ-<lb/> ſer am Bord; allein, noch ehe wir <hi rendition="#fr"><placeName>Madera</placeName></hi> verließen, war ſie bereits in<lb/> Gaͤhrung gerathen und jetzt ſprengte ſie gar die Faͤſſer und lief aus. Der Capi-<lb/> tain glaubte dem Uebel abzuhelfen, wenn er ſie aus ihrem unteren, heißen Lager<lb/> aufs Verdeck bringen ließe wo es kuͤhler war; allein die freye Luft vermehrte<lb/> die Gaͤhrung dergeſtalt, daß ſie manchem Faſſe den Boden ausſtieß: dies geſchah<lb/> allemahl mit einem Knall, als wenn eine Flinte abgeſchoſſen wurde, und ein<lb/> Dunſt oder Dampf gieng gemeiniglich vor dem Knalle her. Auf Anrathen meines<lb/> Vaters ward eine gaͤhrende Tonne dieſer Eſſenz auf ein Faß umgefuͤllet, welches<lb/> zuvor tuͤchtig war ausgeſchwefelt worden. Dies ſtillte nun zwar die Gaͤhrung auf<lb/> einige Tage lang; nach deren Verlaufaber kam ſie dennoch wieder, vornemlich in<lb/> den Faͤſſern, welche der freyen Luft ausgeſetzt waren. Einige Tonnen, die unten<lb/> in den kleinen Ballaſt-Steinen vergraben lagen, hielten ſich beſſer, wenigſtens<lb/> ſprungen ſie nicht; vielleicht wuͤrde auch eine Beymiſchung von doppelt abgezognen<lb/> Brantwein den Fortgang der Gaͤhrung gehindert haben. Uebrigens war das Bier<lb/> welches aus dieſer Wuͤrze, blos durch Beygießung von warmen Waſſer, gemacht<lb/> ward, ſehr gut und lies ſich trinken; nur hatte es einen etwas empyrevmati-<lb/> ſchen Geſchmack, der durchs Einkochen entſtanden war.</p><lb/> <p>Am 11. <hi rendition="#fr">Auguſt</hi> entdeckten wir <hi rendition="#fr"><placeName>Bonaviſta</placeName></hi>, eine von den Inſeln des<lb/><placeName>gruͤnen Vorgebuͤrges</placeName>; und als ſich am folgenden Morgen das Wetter, nach ei-<lb/> nem Regenſchauer, aufgeheitert hatte, erblickten wir auch die Inſel <hi rendition="#fr"><placeName>Mayo</placeName></hi>. Ge-<lb/> gen Mittag naͤherten wir uns endlich der Inſel <hi rendition="#fr"><placeName>San Jago</placeName></hi> und ankerten um<lb/> drey Uhr Rachmittags in der Bay von <hi rendition="#fr"><placeName>Porto-Praya</placeName></hi>, —“welche an der Suͤd-<lb/> ſeite der Inſel im 14°. 53′. 30″. noͤrdlicher Breite, und unter 23. 30′. weſtli-<lb/> cher Laͤnge liegt.“ —</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [26/0071]
Forſter’s Reiſe um die Welt
ſo fern ſie beym Einathmen die Lunge ſtaͤrkt und vermittelſt ihrer gelind zuſam-
menziehenden Wuͤrkung auf die Haut, der allzuheftigen Ausduͤnſtung vorbeugt.
1772.
Auguſt.
Zu den Vorbauungs- und Heilmitteln gegen den See-Scharbock, welche
wir von England aus mit genommen hatten, gehoͤrte auch eine verdickte Eſſenz
von Bier *) (Weert oder Woort). Von dieſer fuͤhrten wir verſchiedne Faͤſ-
ſer am Bord; allein, noch ehe wir Madera verließen, war ſie bereits in
Gaͤhrung gerathen und jetzt ſprengte ſie gar die Faͤſſer und lief aus. Der Capi-
tain glaubte dem Uebel abzuhelfen, wenn er ſie aus ihrem unteren, heißen Lager
aufs Verdeck bringen ließe wo es kuͤhler war; allein die freye Luft vermehrte
die Gaͤhrung dergeſtalt, daß ſie manchem Faſſe den Boden ausſtieß: dies geſchah
allemahl mit einem Knall, als wenn eine Flinte abgeſchoſſen wurde, und ein
Dunſt oder Dampf gieng gemeiniglich vor dem Knalle her. Auf Anrathen meines
Vaters ward eine gaͤhrende Tonne dieſer Eſſenz auf ein Faß umgefuͤllet, welches
zuvor tuͤchtig war ausgeſchwefelt worden. Dies ſtillte nun zwar die Gaͤhrung auf
einige Tage lang; nach deren Verlaufaber kam ſie dennoch wieder, vornemlich in
den Faͤſſern, welche der freyen Luft ausgeſetzt waren. Einige Tonnen, die unten
in den kleinen Ballaſt-Steinen vergraben lagen, hielten ſich beſſer, wenigſtens
ſprungen ſie nicht; vielleicht wuͤrde auch eine Beymiſchung von doppelt abgezognen
Brantwein den Fortgang der Gaͤhrung gehindert haben. Uebrigens war das Bier
welches aus dieſer Wuͤrze, blos durch Beygießung von warmen Waſſer, gemacht
ward, ſehr gut und lies ſich trinken; nur hatte es einen etwas empyrevmati-
ſchen Geſchmack, der durchs Einkochen entſtanden war.
Am 11. Auguſt entdeckten wir Bonaviſta, eine von den Inſeln des
gruͤnen Vorgebuͤrges; und als ſich am folgenden Morgen das Wetter, nach ei-
nem Regenſchauer, aufgeheitert hatte, erblickten wir auch die Inſel Mayo. Ge-
gen Mittag naͤherten wir uns endlich der Inſel San Jago und ankerten um
drey Uhr Rachmittags in der Bay von Porto-Praya, —“welche an der Suͤd-
ſeite der Inſel im 14°. 53′. 30″. noͤrdlicher Breite, und unter 23. 30′. weſtli-
cher Laͤnge liegt.“ —
*) Bier-Wuͤrze oder Maiſch war ſo lange eingekocht worden bis dies Getraͤnke die Conſiſtenz
von Syrup bekommen hatte; dies nannte man Bier-Eſſenz oder Wuͤrz-Eſſenz.
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