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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
dem Schnee herabführt. Zu Begünstigung des Weinbaues wird das Wasser durch1772.
August.

Eindämmungen und Canäle in die Weinberge geleitet, damit jeder Inhaber
auf eine bestimte Zeit Gebrauch davon machen könne. Einige haben es fürs gan-
ze Jahr; andre wöchentlich dreimal, andre zweymal, und noch andre gar nur ein-
mal. Da des heißen Himmelsstrichs wegen kein Weinberg ohne Wässerung beste-
hen kann, so kann auch dergleichen nicht ohne große Kosten, und dazu nur in sol-
chen Gegenden angelegt werden, wo Wasser von denen zu erhalten steht, die es fürs
ganze Jahr und übrig haben. Wo in den höhern Gegenden nur auf irgend eine
Weise ein Stückchen ebenes Land anzutreffen ist oder durch Handarbeit dazu ge-
macht werden kann, da pflanzen sie Zehr-Wurzeln (arum esculentum Linn.)
und umziehen es, der Wässerung wegen, mit einem Aufwurf von Erde, weil
diese Pflanze in feuchten Gründen am besten fortkommt. Die Blätter brauchen
sie zum Futter für die Schweine; die Wurzel hingegen wird von den Leuten auf
dem Lande selbst genossen. Süße Kartoffeln (convolvulus batatas) werden zu
eben diesem Behuf gepflanzt und machen, nebst den Castanien, die Hauptartikel
ihrer Kost aus. Von leztern findet man große Wälder in den höhern Gegen-
den des Landes, wo der Weinstock nicht fortkommt; Weitzen und Gerste wird
auch gesäet, vornemlich an solchen Stellen, wo die Reben vor Alter ausgehen
wollen oder wo dergleichen erst neuerlich gepflanzt worden. Indessen reicht ihre
ganze Getreide-Erndte doch kaum auf drei Monathe hin; weshalb die Einwohner
sich auch andrer Nahrungsmittel, besonders des Nord-Amerikanischen Korns
bedienen müssen, als wovon jährlich große Ladungen eingeführet und gegen
Wein eingetauscht werden. Hieran ist nun freylich, theils der Mangel an Dün-
ger, theils die Faulheit des Volks, schuld; allein, wenn auch gleich der Ackerbau
allhier zur höchsten Vollkommenheit gebracht wäre, so würde dem Anscheine nach
dennoch nicht Korn genug gewonnen werden können. Ihre Dresch-Tennen machen
sie zirkelrund, und legen solche in einer Ecke ihres Feldes an, zu welchem Ende der
Boden dort gereinigt und festgestampft wird. Die Garben werden rund darauf
herum geschichtet, und ein viereckigtes Brett, das unten mit scharfen Feuerstei-
nen besezt ist, wird durch ein Paar Ochsen darüber hergezogen. Um das Brett
schwerer zu machen stellet sich der Ochsen-Treiber oben drauf; hiedurch wird
das Stroh zu Häckerling gerissen und das Korn zugleich aus den Aehren gebracht.


C 2

in den Jahren 1772 bis 1775.
dem Schnee herabfuͤhrt. Zu Beguͤnſtigung des Weinbaues wird das Waſſer durch1772.
Auguſt.

Eindaͤmmungen und Canaͤle in die Weinberge geleitet, damit jeder Inhaber
auf eine beſtimte Zeit Gebrauch davon machen koͤnne. Einige haben es fuͤrs gan-
ze Jahr; andre woͤchentlich dreimal, andre zweymal, und noch andre gar nur ein-
mal. Da des heißen Himmelsſtrichs wegen kein Weinberg ohne Waͤſſerung beſte-
hen kann, ſo kann auch dergleichen nicht ohne große Koſten, und dazu nur in ſol-
chen Gegenden angelegt werden, wo Waſſer von denen zu erhalten ſteht, die es fuͤrs
ganze Jahr und uͤbrig haben. Wo in den hoͤhern Gegenden nur auf irgend eine
Weiſe ein Stuͤckchen ebenes Land anzutreffen iſt oder durch Handarbeit dazu ge-
macht werden kann, da pflanzen ſie Zehr-Wurzeln (arum eſculentum Linn.)
und umziehen es, der Waͤſſerung wegen, mit einem Aufwurf von Erde, weil
dieſe Pflanze in feuchten Gruͤnden am beſten fortkommt. Die Blaͤtter brauchen
ſie zum Futter fuͤr die Schweine; die Wurzel hingegen wird von den Leuten auf
dem Lande ſelbſt genoſſen. Suͤße Kartoffeln (convolvulus batatas) werden zu
eben dieſem Behuf gepflanzt und machen, nebſt den Caſtanien, die Hauptartikel
ihrer Koſt aus. Von leztern findet man große Waͤlder in den hoͤhern Gegen-
den des Landes, wo der Weinſtock nicht fortkommt; Weitzen und Gerſte wird
auch geſaͤet, vornemlich an ſolchen Stellen, wo die Reben vor Alter ausgehen
wollen oder wo dergleichen erſt neuerlich gepflanzt worden. Indeſſen reicht ihre
ganze Getreide-Erndte doch kaum auf drei Monathe hin; weshalb die Einwohner
ſich auch andrer Nahrungsmittel, beſonders des Nord-Amerikaniſchen Korns
bedienen muͤſſen, als wovon jaͤhrlich große Ladungen eingefuͤhret und gegen
Wein eingetauſcht werden. Hieran iſt nun freylich, theils der Mangel an Duͤn-
ger, theils die Faulheit des Volks, ſchuld; allein, wenn auch gleich der Ackerbau
allhier zur hoͤchſten Vollkommenheit gebracht waͤre, ſo wuͤrde dem Anſcheine nach
dennoch nicht Korn genug gewonnen werden koͤnnen. Ihre Dreſch-Tennen machen
ſie zirkelrund, und legen ſolche in einer Ecke ihres Feldes an, zu welchem Ende der
Boden dort gereinigt und feſtgeſtampft wird. Die Garben werden rund darauf
herum geſchichtet, und ein viereckigtes Brett, das unten mit ſcharfen Feuerſtei-
nen beſezt iſt, wird durch ein Paar Ochſen daruͤber hergezogen. Um das Brett
ſchwerer zu machen ſtellet ſich der Ochſen-Treiber oben drauf; hiedurch wird
das Stroh zu Haͤckerling geriſſen und das Korn zugleich aus den Aehren gebracht.


C 2
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[19/0064] in den Jahren 1772 bis 1775. dem Schnee herabfuͤhrt. Zu Beguͤnſtigung des Weinbaues wird das Waſſer durch Eindaͤmmungen und Canaͤle in die Weinberge geleitet, damit jeder Inhaber auf eine beſtimte Zeit Gebrauch davon machen koͤnne. Einige haben es fuͤrs gan- ze Jahr; andre woͤchentlich dreimal, andre zweymal, und noch andre gar nur ein- mal. Da des heißen Himmelsſtrichs wegen kein Weinberg ohne Waͤſſerung beſte- hen kann, ſo kann auch dergleichen nicht ohne große Koſten, und dazu nur in ſol- chen Gegenden angelegt werden, wo Waſſer von denen zu erhalten ſteht, die es fuͤrs ganze Jahr und uͤbrig haben. Wo in den hoͤhern Gegenden nur auf irgend eine Weiſe ein Stuͤckchen ebenes Land anzutreffen iſt oder durch Handarbeit dazu ge- macht werden kann, da pflanzen ſie Zehr-Wurzeln (arum eſculentum Linn.) und umziehen es, der Waͤſſerung wegen, mit einem Aufwurf von Erde, weil dieſe Pflanze in feuchten Gruͤnden am beſten fortkommt. Die Blaͤtter brauchen ſie zum Futter fuͤr die Schweine; die Wurzel hingegen wird von den Leuten auf dem Lande ſelbſt genoſſen. Suͤße Kartoffeln (convolvulus batatas) werden zu eben dieſem Behuf gepflanzt und machen, nebſt den Caſtanien, die Hauptartikel ihrer Koſt aus. Von leztern findet man große Waͤlder in den hoͤhern Gegen- den des Landes, wo der Weinſtock nicht fortkommt; Weitzen und Gerſte wird auch geſaͤet, vornemlich an ſolchen Stellen, wo die Reben vor Alter ausgehen wollen oder wo dergleichen erſt neuerlich gepflanzt worden. Indeſſen reicht ihre ganze Getreide-Erndte doch kaum auf drei Monathe hin; weshalb die Einwohner ſich auch andrer Nahrungsmittel, beſonders des Nord-Amerikaniſchen Korns bedienen muͤſſen, als wovon jaͤhrlich große Ladungen eingefuͤhret und gegen Wein eingetauſcht werden. Hieran iſt nun freylich, theils der Mangel an Duͤn- ger, theils die Faulheit des Volks, ſchuld; allein, wenn auch gleich der Ackerbau allhier zur hoͤchſten Vollkommenheit gebracht waͤre, ſo wuͤrde dem Anſcheine nach dennoch nicht Korn genug gewonnen werden koͤnnen. Ihre Dreſch-Tennen machen ſie zirkelrund, und legen ſolche in einer Ecke ihres Feldes an, zu welchem Ende der Boden dort gereinigt und feſtgeſtampft wird. Die Garben werden rund darauf herum geſchichtet, und ein viereckigtes Brett, das unten mit ſcharfen Feuerſtei- nen beſezt iſt, wird durch ein Paar Ochſen daruͤber hergezogen. Um das Brett ſchwerer zu machen ſtellet ſich der Ochſen-Treiber oben drauf; hiedurch wird das Stroh zu Haͤckerling geriſſen und das Korn zugleich aus den Aehren gebracht. 1772. Auguſt. C 2

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/64>, abgerufen am 26.11.2024.