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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Forster's Reise um die Welt
1774.
März.
eines so kurzen Aufenthalts, als der unsrige war, nicht leicht ausgeforscht wer-
den konnten. Die Statüen, welche zum Andenken ihrer Könige errichtet sind,
haben eine große Aehnlichkeit mit denen hölzernen Figuren, Ti's genannt, die
man auf den Marais oder Begräbnissen der Vornehmern zu Tahiti aufge-
stellet findet. Wir konnten sie aber nicht für Götzenbilder halten, wie
Roggeweins Leute sie dafür ausgegeben haben. Die Feuer, welche sie als
Opferfeuer ansahen, dienten den Einwohnern zur Bereitung ihres Essens;
und obgleich die Spanier vermutheten, daß etwas abergläubisches damit ver-
bunden seyn könnte, so irrten sie doch vielleicht eben so sehr. Denn der
Mangel des Brennholzes setzt die Einwohner in die Nothwendigkeit, sehr spar-
sam damit umzugehn, und sich in Acht zu nehmen, daß die Speisen, wenn
sie einmal mit geheitzten Steinen in die Erde vergraben sind, nicht zur Unzeit
wieder herausgeholt werden.

Vom Zeitvertreib der Oster-Eyländer wissen wir nichts zu sagen, weil
wir sie niemals bey so etwas angetroffen, auch nie ein musikalisches In-
strument bey ihnen gesehen haben. Doch scheint es ihnen nicht ganz daran zu
fehlen, weil Maru-wahai, der bey uns am Bord schlief, so viel von Tanzen
sprach, sobald wir nur erst seine Besorgniß, wegen der Sicherheit seiner Per-
son, gehoben hatten. Kriegerisch sind sie im mindesten nicht gesinnt;
denn ihre Zahl ist zu unbeträchtlich und ihre Armuth zu allgemein, als
daß etwa innerliche Unruhen unter ihnen entstehen könnten. Eben
so unwahrscheinlich ist es, daß sie in ausländische Kriegen verwickelt werden
könnten, weil man bis jetzt noch von keiner Insel weiß, die ihnen dazu nahe
genug wäre, oder mit der sie sonst einiges Verkehr haben könnten. Wenigstens
konnten wir hierüber von den Einwohnern keine belehrende Nachricht einzie-
hen. Etwas sonderbares ist es indessen, daß sie dem ohnerachtet mit ver-
schiedenen Arten von Gewehr, das dem Neu-Seeländischen gleicht, verse-
hen sind; -- Wir wissen aber hierüber eben so wenig, als über manches
andre, Aufklärung zu geben.

Wenn wir, wie wir uns schon oben darüber geäußert haben, voraus-
setzen, daß Oster-Eyland etwa ehemals das Unglück gehabt, durch volcani-
sches Feuer zerstört zu werden, so sind die Einwohner weit mehr zu bedau-

Forſter’s Reiſe um die Welt
1774.
Maͤrz.
eines ſo kurzen Aufenthalts, als der unſrige war, nicht leicht ausgeforſcht wer-
den konnten. Die Statuͤen, welche zum Andenken ihrer Koͤnige errichtet ſind,
haben eine große Aehnlichkeit mit denen hoͤlzernen Figuren, Ti’s genannt, die
man auf den Marais oder Begraͤbniſſen der Vornehmern zu Tahiti aufge-
ſtellet findet. Wir konnten ſie aber nicht fuͤr Goͤtzenbilder halten, wie
Roggeweins Leute ſie dafuͤr ausgegeben haben. Die Feuer, welche ſie als
Opferfeuer anſahen, dienten den Einwohnern zur Bereitung ihres Eſſens;
und obgleich die Spanier vermutheten, daß etwas aberglaͤubiſches damit ver-
bunden ſeyn koͤnnte, ſo irrten ſie doch vielleicht eben ſo ſehr. Denn der
Mangel des Brennholzes ſetzt die Einwohner in die Nothwendigkeit, ſehr ſpar-
ſam damit umzugehn, und ſich in Acht zu nehmen, daß die Speiſen, wenn
ſie einmal mit geheitzten Steinen in die Erde vergraben ſind, nicht zur Unzeit
wieder herausgeholt werden.

Vom Zeitvertreib der Oſter-Eylaͤnder wiſſen wir nichts zu ſagen, weil
wir ſie niemals bey ſo etwas angetroffen, auch nie ein muſikaliſches In-
ſtrument bey ihnen geſehen haben. Doch ſcheint es ihnen nicht ganz daran zu
fehlen, weil Maru-wahai, der bey uns am Bord ſchlief, ſo viel von Tanzen
ſprach, ſobald wir nur erſt ſeine Beſorgniß, wegen der Sicherheit ſeiner Per-
ſon, gehoben hatten. Kriegeriſch ſind ſie im mindeſten nicht geſinnt;
denn ihre Zahl iſt zu unbetraͤchtlich und ihre Armuth zu allgemein, als
daß etwa innerliche Unruhen unter ihnen entſtehen koͤnnten. Eben
ſo unwahrſcheinlich iſt es, daß ſie in auslaͤndiſche Kriegen verwickelt werden
koͤnnten, weil man bis jetzt noch von keiner Inſel weiß, die ihnen dazu nahe
genug waͤre, oder mit der ſie ſonſt einiges Verkehr haben koͤnnten. Wenigſtens
konnten wir hieruͤber von den Einwohnern keine belehrende Nachricht einzie-
hen. Etwas ſonderbares iſt es indeſſen, daß ſie dem ohnerachtet mit ver-
ſchiedenen Arten von Gewehr, das dem Neu-Seelaͤndiſchen gleicht, verſe-
hen ſind; — Wir wiſſen aber hieruͤber eben ſo wenig, als uͤber manches
andre, Aufklaͤrung zu geben.

Wenn wir, wie wir uns ſchon oben daruͤber geaͤußert haben, voraus-
ſetzen, daß Oſter-Eyland etwa ehemals das Ungluͤck gehabt, durch volcani-
ſches Feuer zerſtoͤrt zu werden, ſo ſind die Einwohner weit mehr zu bedau-

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[450/0509] Forſter’s Reiſe um die Welt eines ſo kurzen Aufenthalts, als der unſrige war, nicht leicht ausgeforſcht wer- den konnten. Die Statuͤen, welche zum Andenken ihrer Koͤnige errichtet ſind, haben eine große Aehnlichkeit mit denen hoͤlzernen Figuren, Ti’s genannt, die man auf den Marais oder Begraͤbniſſen der Vornehmern zu Tahiti aufge- ſtellet findet. Wir konnten ſie aber nicht fuͤr Goͤtzenbilder halten, wie Roggeweins Leute ſie dafuͤr ausgegeben haben. Die Feuer, welche ſie als Opferfeuer anſahen, dienten den Einwohnern zur Bereitung ihres Eſſens; und obgleich die Spanier vermutheten, daß etwas aberglaͤubiſches damit ver- bunden ſeyn koͤnnte, ſo irrten ſie doch vielleicht eben ſo ſehr. Denn der Mangel des Brennholzes ſetzt die Einwohner in die Nothwendigkeit, ſehr ſpar- ſam damit umzugehn, und ſich in Acht zu nehmen, daß die Speiſen, wenn ſie einmal mit geheitzten Steinen in die Erde vergraben ſind, nicht zur Unzeit wieder herausgeholt werden. 1774. Maͤrz. Vom Zeitvertreib der Oſter-Eylaͤnder wiſſen wir nichts zu ſagen, weil wir ſie niemals bey ſo etwas angetroffen, auch nie ein muſikaliſches In- ſtrument bey ihnen geſehen haben. Doch ſcheint es ihnen nicht ganz daran zu fehlen, weil Maru-wahai, der bey uns am Bord ſchlief, ſo viel von Tanzen ſprach, ſobald wir nur erſt ſeine Beſorgniß, wegen der Sicherheit ſeiner Per- ſon, gehoben hatten. Kriegeriſch ſind ſie im mindeſten nicht geſinnt; denn ihre Zahl iſt zu unbetraͤchtlich und ihre Armuth zu allgemein, als daß etwa innerliche Unruhen unter ihnen entſtehen koͤnnten. Eben ſo unwahrſcheinlich iſt es, daß ſie in auslaͤndiſche Kriegen verwickelt werden koͤnnten, weil man bis jetzt noch von keiner Inſel weiß, die ihnen dazu nahe genug waͤre, oder mit der ſie ſonſt einiges Verkehr haben koͤnnten. Wenigſtens konnten wir hieruͤber von den Einwohnern keine belehrende Nachricht einzie- hen. Etwas ſonderbares iſt es indeſſen, daß ſie dem ohnerachtet mit ver- ſchiedenen Arten von Gewehr, das dem Neu-Seelaͤndiſchen gleicht, verſe- hen ſind; — Wir wiſſen aber hieruͤber eben ſo wenig, als uͤber manches andre, Aufklaͤrung zu geben. Wenn wir, wie wir uns ſchon oben daruͤber geaͤußert haben, voraus- ſetzen, daß Oſter-Eyland etwa ehemals das Ungluͤck gehabt, durch volcani- ſches Feuer zerſtoͤrt zu werden, ſo ſind die Einwohner weit mehr zu bedau-

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/509>, abgerufen am 24.11.2024.