Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.Forster's Reise um die Welt 1774.März.welche vermuthlich die Schultern schützen sollten. Diese Hüte fanden wir unge- mein kühlend. Herr Hodges zeichnete eine Frauensperson mit einem solchen Hute, und eine Mannsperson mit einer von den vorbeschriebenen Kopf-Trachten. Sie sind beyde ungemein characteristisch ausgefallen und sehr gut in Kupfer ge- stochen worden. Die einzigen Zierrathen, die wir bey diesen Leuten antrafen, bestanden in dem vorgedachten Zungenförmigen Stück Knochen, welches Män- ner und Weiber auf der Brust trugen, und nächst diesen in Halsbändern und in Ohrringen von Muschel-Schaalen. Nachdem wir eine Weile am Strande bey den Eingebohrnen geblieben Forſter’s Reiſe um die Welt 1774.Maͤrz.welche vermuthlich die Schultern ſchuͤtzen ſollten. Dieſe Huͤte fanden wir unge- mein kuͤhlend. Herr Hodges zeichnete eine Frauensperſon mit einem ſolchen Hute, und eine Mannsperſon mit einer von den vorbeſchriebenen Kopf-Trachten. Sie ſind beyde ungemein characteriſtiſch ausgefallen und ſehr gut in Kupfer ge- ſtochen worden. Die einzigen Zierrathen, die wir bey dieſen Leuten antrafen, beſtanden in dem vorgedachten Zungenfoͤrmigen Stuͤck Knochen, welches Maͤn- ner und Weiber auf der Bruſt trugen, und naͤchſt dieſen in Halsbaͤndern und in Ohrringen von Muſchel-Schaalen. Nachdem wir eine Weile am Strande bey den Eingebohrnen geblieben <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0485" n="426"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1774.<lb/> Maͤrz.</note>welche vermuthlich die Schultern ſchuͤtzen ſollten. Dieſe Huͤte fanden wir unge-<lb/> mein kuͤhlend. Herr <hi rendition="#fr"><persName>Hodges</persName></hi> zeichnete eine Frauensperſon mit einem ſolchen<lb/> Hute, und eine Mannsperſon mit einer von den vorbeſchriebenen Kopf-Trachten.<lb/> Sie ſind beyde ungemein characteriſtiſch ausgefallen und ſehr gut in Kupfer ge-<lb/> ſtochen worden. Die einzigen Zierrathen, die wir bey dieſen Leuten antrafen,<lb/> beſtanden in dem vorgedachten Zungenfoͤrmigen Stuͤck Knochen, welches Maͤn-<lb/> ner und Weiber auf der Bruſt trugen, und naͤchſt dieſen in Halsbaͤndern und in<lb/> Ohrringen von Muſchel-Schaalen.</p><lb/> <p>Nachdem wir eine Weile am Strande bey den Eingebohrnen geblieben<lb/> waren, ſo giengen wir tiefer ins Land hinauf. Der ganze Boden war mit Felſen<lb/> und Steinen von verſchiedener Groͤße bedeckt, die alle ein ſchwarzes, verbrann-<lb/> tes, ſchwammigtes Anſehen hatten, und folglich einem heftigen Feuer ausgeſetzt<lb/> geweſen ſeyn mußten. Zwey bis drey Grasarten wuchſen zwiſchen dieſen Steinen<lb/> kuͤmmerlich auf und milderten einigermaßen, ob ſie gleich ſchon halb vertrock-<lb/> net waren, das verwuͤſtete oͤde Anſehn des Landes. Ohngefaͤhr funfzehn<lb/> Schritte vom Landungsplatze, ſahen wir eine Mauer von viereckigten, gehaue-<lb/> nen Steinen, davon jeder anderthalb bis 2 Fus lang und einen Fus breit war.<lb/> In der Mitte betrug die Hoͤhe ohngefaͤhr 7 bis 8 Fus; an beyden Enden aber<lb/> war ſie niedriger und uͤberhaupt ohngefaͤhr zwanzig Schritt lang. Das Son-<lb/> derbarſte war die Verbindung dieſer Steine, die ſo kuͤnſtlich gelegt und ſo genau<lb/> in einander gepaßt waren, daß ſie ein ungemein dauerhaftes Stuͤck von Archi-<lb/> tectur ausmachten. Der Stein, woraus ſie gehauen, iſt nicht ſonderlich hart,<lb/> ſondern nur eine ſchwarzbraune, ſchwammigte, ſproͤde Stein-Lava. Der Bo-<lb/> den lief von der Kuͤſte immer bergauf, dergeſtalt, daß eine zweyte Mauer, welche<lb/> parallel mit dieſer, und zwoͤlf Schritte weiter hinauf lag, nur 2 bis 3 Fus<lb/> hoch ſeyn durfte, um in dem Zwiſchenraum eine Art von Terraſſe zu formiren, auf<lb/> welcher das Erdreich eine ebene Flaͤche ausmachte, die mit Gras bewachſen war.<lb/> Funfzig Schritt weiter gegen Suͤden, fanden wir einen andern erhabnen ebnen<lb/> Platz, deſſen Oberflaͤche mit eben ſolchen viereckten Steinen gepflaſtert war, als<lb/> man zum Mauerwerk gebraucht hatte. In der Mitte dieſes Platzes ſtand eine<lb/> ſteinerne Saͤule, aus einem Stuͤck, die eine Menſchen-Figur bis auf die Huͤf-<lb/> ten abgebildet, vorſtellen ſollte und 20 Fus hoch und 5 Fus dick war. Dieſe<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [426/0485]
Forſter’s Reiſe um die Welt
welche vermuthlich die Schultern ſchuͤtzen ſollten. Dieſe Huͤte fanden wir unge-
mein kuͤhlend. Herr Hodges zeichnete eine Frauensperſon mit einem ſolchen
Hute, und eine Mannsperſon mit einer von den vorbeſchriebenen Kopf-Trachten.
Sie ſind beyde ungemein characteriſtiſch ausgefallen und ſehr gut in Kupfer ge-
ſtochen worden. Die einzigen Zierrathen, die wir bey dieſen Leuten antrafen,
beſtanden in dem vorgedachten Zungenfoͤrmigen Stuͤck Knochen, welches Maͤn-
ner und Weiber auf der Bruſt trugen, und naͤchſt dieſen in Halsbaͤndern und in
Ohrringen von Muſchel-Schaalen.
1774.
Maͤrz.
Nachdem wir eine Weile am Strande bey den Eingebohrnen geblieben
waren, ſo giengen wir tiefer ins Land hinauf. Der ganze Boden war mit Felſen
und Steinen von verſchiedener Groͤße bedeckt, die alle ein ſchwarzes, verbrann-
tes, ſchwammigtes Anſehen hatten, und folglich einem heftigen Feuer ausgeſetzt
geweſen ſeyn mußten. Zwey bis drey Grasarten wuchſen zwiſchen dieſen Steinen
kuͤmmerlich auf und milderten einigermaßen, ob ſie gleich ſchon halb vertrock-
net waren, das verwuͤſtete oͤde Anſehn des Landes. Ohngefaͤhr funfzehn
Schritte vom Landungsplatze, ſahen wir eine Mauer von viereckigten, gehaue-
nen Steinen, davon jeder anderthalb bis 2 Fus lang und einen Fus breit war.
In der Mitte betrug die Hoͤhe ohngefaͤhr 7 bis 8 Fus; an beyden Enden aber
war ſie niedriger und uͤberhaupt ohngefaͤhr zwanzig Schritt lang. Das Son-
derbarſte war die Verbindung dieſer Steine, die ſo kuͤnſtlich gelegt und ſo genau
in einander gepaßt waren, daß ſie ein ungemein dauerhaftes Stuͤck von Archi-
tectur ausmachten. Der Stein, woraus ſie gehauen, iſt nicht ſonderlich hart,
ſondern nur eine ſchwarzbraune, ſchwammigte, ſproͤde Stein-Lava. Der Bo-
den lief von der Kuͤſte immer bergauf, dergeſtalt, daß eine zweyte Mauer, welche
parallel mit dieſer, und zwoͤlf Schritte weiter hinauf lag, nur 2 bis 3 Fus
hoch ſeyn durfte, um in dem Zwiſchenraum eine Art von Terraſſe zu formiren, auf
welcher das Erdreich eine ebene Flaͤche ausmachte, die mit Gras bewachſen war.
Funfzig Schritt weiter gegen Suͤden, fanden wir einen andern erhabnen ebnen
Platz, deſſen Oberflaͤche mit eben ſolchen viereckten Steinen gepflaſtert war, als
man zum Mauerwerk gebraucht hatte. In der Mitte dieſes Platzes ſtand eine
ſteinerne Saͤule, aus einem Stuͤck, die eine Menſchen-Figur bis auf die Huͤf-
ten abgebildet, vorſtellen ſollte und 20 Fus hoch und 5 Fus dick war. Dieſe
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