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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
wenig Grün und kaum ein Büschgen darauf zu erblicken war; da wir aber so1774.
März.

lange unter allen möglichen Unannehmlichkeiten einer langweiligen Seefahrt
geschmachtet, so würde uns der kahlste Felsen ein willkommner Anblick gewesen
seyn. Neben zweyen Hügeln entdeckten wir eine große Anzahl schwärzlicher
Säulen, die in verschiedenen Haufen aufrecht neben einander standen, und der
Gegend nach eben dieselbigen zu seyn schienen, welche Roggeweins Leute für
Götzenbilder hielten, *) wir waren aber jetzt schon, ohne genauere Untersu-
chung, anderer Meynung, und vermutheten daß es solche Denkmäler der Tod-
ten seyn mögten, als die Tahitier und andre Einwohner der Süd-See bey den
Begräbniß-Plätzen errichten und E-Ti nennen.

Der Wind war schwach und uns zuwider. Dazu kam die Nacht her-
an, und wir hatten keinen Anker-Platz an der Ostseite der Insel; also mußten
wir uns abermals gefallen lassen, noch eine Nacht unter Seegel zu bleiben. So
bald es finster war, erblickten wir verschiedne Feuer neben den vorerwähnten
Säulen. Das sahen die Holländer auch, und nannten es Götzenopfer; es ist
aber wahrscheinlicher, daß es blos Feuer waren, wobey die Einwohner kochten.

Die Nacht über lavirten wir ab und zu, um vor dem Winde nahe an
der Insel zu bleiben, weil wir am Morgen fortfahren wollten, Anker-Grund
aufzusuchen. Wir konnten bey dieser Gelegenheit nicht umhin, die vortrefli-
chen Mittel zur bewundern, womit wir zu Bestimmung der Meeres-Länge ver-
sehen waren. Mit Beyhülfe derselben, waren wir ohne langes Umherkreuzen,
gerade auf diese Insel zugetroffen, dahingegen andre Seefahrer, als Byron,
Carteret
und Bougainville solche nicht hatten finden können, ob sie schon
von ungleich kleineren Distanzen, nemlich nur von der Insel Juan Fernan-
dez
,
darauf ausgeseegelt waren. Capitain Carteret scheint sie bloß deshalb ver-
fehlt zu haben, weil ihre Breite in seinen geographischen Tabellen nicht richtig
angegeben war. Das konnte aber, bey den andern beyden, nicht der Fall
seyn. Um desto mehr hatten wir Ursach, die vortrefliche Einrichtung der bey-
den Uhren zu bewundern, die wir bey uns führten, die eine war von Herrn
Kendal, genau nach dem Muster der Harrisonschen; die andre von Herrn
Arnold, nach seinem eignen Plan verfertigt. Sie giengen beyde ungemein re-

*) Dalrymples historical collection of Voyages. Vol. II. p. 91.
Forsters Reise u. d. W. erster Th. G g g

in den Jahren 1772 bis 1775.
wenig Gruͤn und kaum ein Buͤſchgen darauf zu erblicken war; da wir aber ſo1774.
Maͤrz.

lange unter allen moͤglichen Unannehmlichkeiten einer langweiligen Seefahrt
geſchmachtet, ſo wuͤrde uns der kahlſte Felſen ein willkommner Anblick geweſen
ſeyn. Neben zweyen Huͤgeln entdeckten wir eine große Anzahl ſchwaͤrzlicher
Saͤulen, die in verſchiedenen Haufen aufrecht neben einander ſtanden, und der
Gegend nach eben dieſelbigen zu ſeyn ſchienen, welche Roggeweins Leute fuͤr
Goͤtzenbilder hielten, *) wir waren aber jetzt ſchon, ohne genauere Unterſu-
chung, anderer Meynung, und vermutheten daß es ſolche Denkmaͤler der Tod-
ten ſeyn moͤgten, als die Tahitier und andre Einwohner der Suͤd-See bey den
Begraͤbniß-Plaͤtzen errichten und E-Ti nennen.

Der Wind war ſchwach und uns zuwider. Dazu kam die Nacht her-
an, und wir hatten keinen Anker-Platz an der Oſtſeite der Inſel; alſo mußten
wir uns abermals gefallen laſſen, noch eine Nacht unter Seegel zu bleiben. So
bald es finſter war, erblickten wir verſchiedne Feuer neben den vorerwaͤhnten
Saͤulen. Das ſahen die Hollaͤnder auch, und nannten es Goͤtzenopfer; es iſt
aber wahrſcheinlicher, daß es blos Feuer waren, wobey die Einwohner kochten.

Die Nacht uͤber lavirten wir ab und zu, um vor dem Winde nahe an
der Inſel zu bleiben, weil wir am Morgen fortfahren wollten, Anker-Grund
aufzuſuchen. Wir konnten bey dieſer Gelegenheit nicht umhin, die vortrefli-
chen Mittel zur bewundern, womit wir zu Beſtimmung der Meeres-Laͤnge ver-
ſehen waren. Mit Beyhuͤlfe derſelben, waren wir ohne langes Umherkreuzen,
gerade auf dieſe Inſel zugetroffen, dahingegen andre Seefahrer, als Byron,
Carteret
und Bougainville ſolche nicht hatten finden koͤnnen, ob ſie ſchon
von ungleich kleineren Diſtanzen, nemlich nur von der Inſel Juan Fernan-
dez
,
darauf ausgeſeegelt waren. Capitain Carteret ſcheint ſie bloß deshalb ver-
fehlt zu haben, weil ihre Breite in ſeinen geographiſchen Tabellen nicht richtig
angegeben war. Das konnte aber, bey den andern beyden, nicht der Fall
ſeyn. Um deſto mehr hatten wir Urſach, die vortrefliche Einrichtung der bey-
den Uhren zu bewundern, die wir bey uns fuͤhrten, die eine war von Herrn
Kendal, genau nach dem Muſter der Harriſonſchen; die andre von Herrn
Arnold, nach ſeinem eignen Plan verfertigt. Sie giengen beyde ungemein re-

*) Dalrymples hiſtorical collection of Voyages. Vol. II. p. 91.
Forſters Reiſe u. d. W. erſter Th. G g g
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[409[417]/0476] in den Jahren 1772 bis 1775. wenig Gruͤn und kaum ein Buͤſchgen darauf zu erblicken war; da wir aber ſo lange unter allen moͤglichen Unannehmlichkeiten einer langweiligen Seefahrt geſchmachtet, ſo wuͤrde uns der kahlſte Felſen ein willkommner Anblick geweſen ſeyn. Neben zweyen Huͤgeln entdeckten wir eine große Anzahl ſchwaͤrzlicher Saͤulen, die in verſchiedenen Haufen aufrecht neben einander ſtanden, und der Gegend nach eben dieſelbigen zu ſeyn ſchienen, welche Roggeweins Leute fuͤr Goͤtzenbilder hielten, *) wir waren aber jetzt ſchon, ohne genauere Unterſu- chung, anderer Meynung, und vermutheten daß es ſolche Denkmaͤler der Tod- ten ſeyn moͤgten, als die Tahitier und andre Einwohner der Suͤd-See bey den Begraͤbniß-Plaͤtzen errichten und E-Ti nennen. 1774. Maͤrz. Der Wind war ſchwach und uns zuwider. Dazu kam die Nacht her- an, und wir hatten keinen Anker-Platz an der Oſtſeite der Inſel; alſo mußten wir uns abermals gefallen laſſen, noch eine Nacht unter Seegel zu bleiben. So bald es finſter war, erblickten wir verſchiedne Feuer neben den vorerwaͤhnten Saͤulen. Das ſahen die Hollaͤnder auch, und nannten es Goͤtzenopfer; es iſt aber wahrſcheinlicher, daß es blos Feuer waren, wobey die Einwohner kochten. Die Nacht uͤber lavirten wir ab und zu, um vor dem Winde nahe an der Inſel zu bleiben, weil wir am Morgen fortfahren wollten, Anker-Grund aufzuſuchen. Wir konnten bey dieſer Gelegenheit nicht umhin, die vortrefli- chen Mittel zur bewundern, womit wir zu Beſtimmung der Meeres-Laͤnge ver- ſehen waren. Mit Beyhuͤlfe derſelben, waren wir ohne langes Umherkreuzen, gerade auf dieſe Inſel zugetroffen, dahingegen andre Seefahrer, als Byron, Carteret und Bougainville ſolche nicht hatten finden koͤnnen, ob ſie ſchon von ungleich kleineren Diſtanzen, nemlich nur von der Inſel Juan Fernan- dez, darauf ausgeſeegelt waren. Capitain Carteret ſcheint ſie bloß deshalb ver- fehlt zu haben, weil ihre Breite in ſeinen geographiſchen Tabellen nicht richtig angegeben war. Das konnte aber, bey den andern beyden, nicht der Fall ſeyn. Um deſto mehr hatten wir Urſach, die vortrefliche Einrichtung der bey- den Uhren zu bewundern, die wir bey uns fuͤhrten, die eine war von Herrn Kendal, genau nach dem Muſter der Harriſonſchen; die andre von Herrn Arnold, nach ſeinem eignen Plan verfertigt. Sie giengen beyde ungemein re- *) Dalrymples hiſtorical collection of Voyages. Vol. II. p. 91. Forſters Reiſe u. d. W. erſter Th. G g g

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 409[417]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/476>, abgerufen am 22.11.2024.