1773. Decem- ber.weder an Höhe noch an Ausdehnung etwas nachgaben, zum Theil auch oberhalb eben so platt waren.
Die Menge von Vögeln, die wir bisher angetroffen, würde vielleicht jeden andern Reisenden verleitet haben, in der Nähe Land zu vermuthen. Wir aber waren schon zu sehr daran gewöhnt, sie in offner See um uns zu sehen, als daß wir sie noch ferner für dergleichen günstige Vorbothen hätten gelten las- sen sollen. Große Züge von blauen Sturmvögeln und Pintaden, eine Menge Albatrosse, mit unter auch einzelne Skuas hatten uns täglich begleitet; und als wir uns dem Eise näherten, gesellten sich noch Schnee und antarctische Sturmvögel, imgleichen Malmucken dazu (Fulmars) Pinguins aber, Seegras und Seehunde hatten sich seit dem 10ten nicht mehr sehen lassen.
Das Wetter war außerordentlich naß und dabey empfindlich kalt. Den Tau- ben, die wir zum Theil auf den Societäts- und freundschaftlichen Inseln eingekauft hatten, wollte es gar nicht bekommen, und den Singvögeln, die auf Neu-Seeland mit großer Mühe waren gefangen worden, behagte es eben so we- nig. Mein Vater und ich, hatten fünf Tauben von dort mitgenommen; sie starben aber, vor dem 16ten December, eine nach der andern, weil es in unsern Ca- jütten ungemein kalt und selbst in dem Schlafraum der Matrofen wärmer war denn bey uns. Das Thermometer stand in unsern beyden Cajütten nie mehr denn 5 Grad höher als in freyer Luft, und da sie zum Unglück gerade vor dem Hauptmast gelegen waren, woselbst das Schiff am stärksten arbeitet, so hatten wir nicht nur beständigen Windzug auszustehen, sondern mußten uns auch bey regnigten oder stürmischen Wetter gefallen lassen, daß überall Wasser herein drang.
Am 16ten Nachmittages und auch am 17ten wurden die Boote ausge- setzt, um lose Eisstücken, zur Anfüllung unsrer Wasserfässer, einzunehmen. Das Eis war alt, schwammigt und mit Salzwasser-Theilchen durchdrungen, weil es schon lange Zeit und thauend in der See herumgeschwommen; doch ließ sich das Wasser davon noch wohl trinken, wenn die Stücke eine Weile auf dem Ver- deck liegen blieben, damit das Salzwasser abtröpfeln konnte. Vom 17ten bis zum 20sten, sahen wir keine Vögel um uns. Sie waren mit einemmale wie ver- schwunden, ohne daß wir irgend eine Ursach davon anzugeben wußten. An letzt- gedachtem Tage aber zeigten sich wieder einige Albatrosse.
Forſter’s Reiſe um die Welt
1773. Decem- ber.weder an Hoͤhe noch an Ausdehnung etwas nachgaben, zum Theil auch oberhalb eben ſo platt waren.
Die Menge von Voͤgeln, die wir bisher angetroffen, wuͤrde vielleicht jeden andern Reiſenden verleitet haben, in der Naͤhe Land zu vermuthen. Wir aber waren ſchon zu ſehr daran gewoͤhnt, ſie in offner See um uns zu ſehen, als daß wir ſie noch ferner fuͤr dergleichen guͤnſtige Vorbothen haͤtten gelten laſ- ſen ſollen. Große Zuͤge von blauen Sturmvoͤgeln und Pintaden, eine Menge Albatroſſe, mit unter auch einzelne Skuas hatten uns taͤglich begleitet; und als wir uns dem Eiſe naͤherten, geſellten ſich noch Schnee und antarctiſche Sturmvoͤgel, imgleichen Malmucken dazu (Fulmars) Pinguins aber, Seegras und Seehunde hatten ſich ſeit dem 10ten nicht mehr ſehen laſſen.
Das Wetter war außerordentlich naß und dabey empfindlich kalt. Den Tau- ben, die wir zum Theil auf den Societaͤts- und freundſchaftlichen Inſeln eingekauft hatten, wollte es gar nicht bekommen, und den Singvoͤgeln, die auf Neu-Seeland mit großer Muͤhe waren gefangen worden, behagte es eben ſo we- nig. Mein Vater und ich, hatten fuͤnf Tauben von dort mitgenommen; ſie ſtarben aber, vor dem 16ten December, eine nach der andern, weil es in unſern Ca- juͤtten ungemein kalt und ſelbſt in dem Schlafraum der Matrofen waͤrmer war denn bey uns. Das Thermometer ſtand in unſern beyden Cajuͤtten nie mehr denn 5 Grad hoͤher als in freyer Luft, und da ſie zum Ungluͤck gerade vor dem Hauptmaſt gelegen waren, woſelbſt das Schiff am ſtaͤrkſten arbeitet, ſo hatten wir nicht nur beſtaͤndigen Windzug auszuſtehen, ſondern mußten uns auch bey regnigten oder ſtuͤrmiſchen Wetter gefallen laſſen, daß uͤberall Waſſer herein drang.
Am 16ten Nachmittages und auch am 17ten wurden die Boote ausge- ſetzt, um loſe Eisſtuͤcken, zur Anfuͤllung unſrer Waſſerfaͤſſer, einzunehmen. Das Eis war alt, ſchwammigt und mit Salzwaſſer-Theilchen durchdrungen, weil es ſchon lange Zeit und thauend in der See herumgeſchwommen; doch ließ ſich das Waſſer davon noch wohl trinken, wenn die Stuͤcke eine Weile auf dem Ver- deck liegen blieben, damit das Salzwaſſer abtroͤpfeln konnte. Vom 17ten bis zum 20ſten, ſahen wir keine Voͤgel um uns. Sie waren mit einemmale wie ver- ſchwunden, ohne daß wir irgend eine Urſach davon anzugeben wußten. An letzt- gedachtem Tage aber zeigten ſich wieder einige Albatroſſe.
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Forſter’s Reiſe um die Welt
weder an Hoͤhe noch an Ausdehnung etwas nachgaben, zum Theil auch oberhalb
eben ſo platt waren.
1773.
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Die Menge von Voͤgeln, die wir bisher angetroffen, wuͤrde vielleicht
jeden andern Reiſenden verleitet haben, in der Naͤhe Land zu vermuthen. Wir
aber waren ſchon zu ſehr daran gewoͤhnt, ſie in offner See um uns zu ſehen,
als daß wir ſie noch ferner fuͤr dergleichen guͤnſtige Vorbothen haͤtten gelten laſ-
ſen ſollen. Große Zuͤge von blauen Sturmvoͤgeln und Pintaden, eine Menge
Albatroſſe, mit unter auch einzelne Skuas hatten uns taͤglich begleitet; und
als wir uns dem Eiſe naͤherten, geſellten ſich noch Schnee und antarctiſche
Sturmvoͤgel, imgleichen Malmucken dazu (Fulmars) Pinguins aber, Seegras
und Seehunde hatten ſich ſeit dem 10ten nicht mehr ſehen laſſen.
Das Wetter war außerordentlich naß und dabey empfindlich kalt. Den Tau-
ben, die wir zum Theil auf den Societaͤts- und freundſchaftlichen Inſeln
eingekauft hatten, wollte es gar nicht bekommen, und den Singvoͤgeln, die
auf Neu-Seeland mit großer Muͤhe waren gefangen worden, behagte es eben ſo we-
nig. Mein Vater und ich, hatten fuͤnf Tauben von dort mitgenommen; ſie ſtarben
aber, vor dem 16ten December, eine nach der andern, weil es in unſern Ca-
juͤtten ungemein kalt und ſelbſt in dem Schlafraum der Matrofen waͤrmer war
denn bey uns. Das Thermometer ſtand in unſern beyden Cajuͤtten nie mehr denn
5 Grad hoͤher als in freyer Luft, und da ſie zum Ungluͤck gerade vor dem Hauptmaſt
gelegen waren, woſelbſt das Schiff am ſtaͤrkſten arbeitet, ſo hatten wir nicht nur
beſtaͤndigen Windzug auszuſtehen, ſondern mußten uns auch bey regnigten oder
ſtuͤrmiſchen Wetter gefallen laſſen, daß uͤberall Waſſer herein drang.
Am 16ten Nachmittages und auch am 17ten wurden die Boote ausge-
ſetzt, um loſe Eisſtuͤcken, zur Anfuͤllung unſrer Waſſerfaͤſſer, einzunehmen.
Das Eis war alt, ſchwammigt und mit Salzwaſſer-Theilchen durchdrungen,
weil es ſchon lange Zeit und thauend in der See herumgeſchwommen; doch ließ
ſich das Waſſer davon noch wohl trinken, wenn die Stuͤcke eine Weile auf dem Ver-
deck liegen blieben, damit das Salzwaſſer abtroͤpfeln konnte. Vom 17ten bis zum
20ſten, ſahen wir keine Voͤgel um uns. Sie waren mit einemmale wie ver-
ſchwunden, ohne daß wir irgend eine Urſach davon anzugeben wußten. An letzt-
gedachtem Tage aber zeigten ſich wieder einige Albatroſſe.
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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/461>, abgerufen am 25.11.2024.
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