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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Forster's Reise um die Welt
1773.
Novem-
ber.
Widersacher so böse, daß er von neuen Mine machte ihm eins zu versetzen,
welches den Ritter der traurigen Gestalt vielleicht auf immer zum Schweigen
gebracht haben würde, wenn unsre Leute nicht dazwischen gekommen wären. Man
half dem Knaben wieder auf die Beine, allein Hemd, Gesicht und Hände war
alles gleich schmutzig. In dieser kläglichen Verfassung kam er nun, für seine
Eitelkeit sehr gedemüthigt, in vollem Heulen nach der Cajütte zurück, und klagte
seinem Vater was ihm für ein Unglück begegnet; allein dieser, statt Mitleid
mit dem armen Schelm zu haben, ward vielmehr zornig, und gab ihm, zur
Strafe seiner Thorheit, noch einige derbe Schläge, ehe wir uns ins Mittel
legen und sie beyderseits wieder zufrieden sprechen konnten. Das Hemd ward
wieder rein gemacht, und er selbst über und über gewaschen, welches ihm
vielleicht sein Lebelang noch nicht wiederfahren seyn mochte. Nunmehr war
alles wieder gut, der Vater aber, der für einen neuen Unstern nicht sicher seyn
mogte, rollte das Hemd sorgfältig zusammen, nahm sein eignes Kleid ab und
machte aus beyden ein Bündel, worinn er alle Geschenke zusammen packte die
wir ihm und seinem Sohn gegeben hatten.

An diesem und dem folgenden Tage, die beyde regnigt waren, fuhren
die Einwohner noch immer fort, uns Merkwürdigkeiten und Fische zu verkau-
fen. Am 12ten Morgens, da sich das Wetter wieder aufgeklärt hatte, gieng
ich, nebst Dr. Sparrmann und meinem Vater nach Indian-Cove. Wir
trafen aber keinen von den Eingebohrnen daselbst an, und giengen deshalb auf
einem Fussteige weiter, der uns durch den Wald einen ziemlich hohen und steilen
Berg hinan brachte, vermittelst dessen Indien- und Shag-Cove von einander
abgesondert sind. Dieser Fussteig schien blos des vielen Farrnkrautes wegen
angelegt zu seyn, welches sich auf der Höhe des Berges findet, und wovon
die Wurzel den Neu-Seeländern zur Nahrung dient. In der untersten Gegend,
woselbst der Pfad am steilsten war, hatte man ordentliche Stuffen gemacht und
solche mit Schiefer ausgelegt; weiter hinauf aber mußten wir uns, durch die in
einander gewachsnen Schlingpflanzen, erst einen Weg bahnen. An der Süd-
seite war der Berg von oben bis unten, auf den übrigen Seiten aber nur bis
zur Hälfte mit Waldung, und jenseits derselben, nach dem Gipfel hin, mit nie-
drigem Strauchwerk und Farrnkraut bewachsen, ob wohl vom Schiff her die

Forſter’s Reiſe um die Welt
1773.
Novem-
ber.
Widerſacher ſo boͤſe, daß er von neuen Mine machte ihm eins zu verſetzen,
welches den Ritter der traurigen Geſtalt vielleicht auf immer zum Schweigen
gebracht haben wuͤrde, wenn unſre Leute nicht dazwiſchen gekommen waͤren. Man
half dem Knaben wieder auf die Beine, allein Hemd, Geſicht und Haͤnde war
alles gleich ſchmutzig. In dieſer klaͤglichen Verfaſſung kam er nun, fuͤr ſeine
Eitelkeit ſehr gedemuͤthigt, in vollem Heulen nach der Cajuͤtte zuruͤck, und klagte
ſeinem Vater was ihm fuͤr ein Ungluͤck begegnet; allein dieſer, ſtatt Mitleid
mit dem armen Schelm zu haben, ward vielmehr zornig, und gab ihm, zur
Strafe ſeiner Thorheit, noch einige derbe Schlaͤge, ehe wir uns ins Mittel
legen und ſie beyderſeits wieder zufrieden ſprechen konnten. Das Hemd ward
wieder rein gemacht, und er ſelbſt uͤber und uͤber gewaſchen, welches ihm
vielleicht ſein Lebelang noch nicht wiederfahren ſeyn mochte. Nunmehr war
alles wieder gut, der Vater aber, der fuͤr einen neuen Unſtern nicht ſicher ſeyn
mogte, rollte das Hemd ſorgfaͤltig zuſammen, nahm ſein eignes Kleid ab und
machte aus beyden ein Buͤndel, worinn er alle Geſchenke zuſammen packte die
wir ihm und ſeinem Sohn gegeben hatten.

An dieſem und dem folgenden Tage, die beyde regnigt waren, fuhren
die Einwohner noch immer fort, uns Merkwuͤrdigkeiten und Fiſche zu verkau-
fen. Am 12ten Morgens, da ſich das Wetter wieder aufgeklaͤrt hatte, gieng
ich, nebſt Dr. Sparrmann und meinem Vater nach Indian-Cove. Wir
trafen aber keinen von den Eingebohrnen daſelbſt an, und giengen deshalb auf
einem Fusſteige weiter, der uns durch den Wald einen ziemlich hohen und ſteilen
Berg hinan brachte, vermittelſt deſſen Indien- und Shag-Cove von einander
abgeſondert ſind. Dieſer Fusſteig ſchien blos des vielen Farrnkrautes wegen
angelegt zu ſeyn, welches ſich auf der Hoͤhe des Berges findet, und wovon
die Wurzel den Neu-Seelaͤndern zur Nahrung dient. In der unterſten Gegend,
woſelbſt der Pfad am ſteilſten war, hatte man ordentliche Stuffen gemacht und
ſolche mit Schiefer ausgelegt; weiter hinauf aber mußten wir uns, durch die in
einander gewachſnen Schlingpflanzen, erſt einen Weg bahnen. An der Suͤd-
ſeite war der Berg von oben bis unten, auf den uͤbrigen Seiten aber nur bis
zur Haͤlfte mit Waldung, und jenſeits derſelben, nach dem Gipfel hin, mit nie-
drigem Strauchwerk und Farrnkraut bewachſen, ob wohl vom Schiff her die

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[378/0437] Forſter’s Reiſe um die Welt Widerſacher ſo boͤſe, daß er von neuen Mine machte ihm eins zu verſetzen, welches den Ritter der traurigen Geſtalt vielleicht auf immer zum Schweigen gebracht haben wuͤrde, wenn unſre Leute nicht dazwiſchen gekommen waͤren. Man half dem Knaben wieder auf die Beine, allein Hemd, Geſicht und Haͤnde war alles gleich ſchmutzig. In dieſer klaͤglichen Verfaſſung kam er nun, fuͤr ſeine Eitelkeit ſehr gedemuͤthigt, in vollem Heulen nach der Cajuͤtte zuruͤck, und klagte ſeinem Vater was ihm fuͤr ein Ungluͤck begegnet; allein dieſer, ſtatt Mitleid mit dem armen Schelm zu haben, ward vielmehr zornig, und gab ihm, zur Strafe ſeiner Thorheit, noch einige derbe Schlaͤge, ehe wir uns ins Mittel legen und ſie beyderſeits wieder zufrieden ſprechen konnten. Das Hemd ward wieder rein gemacht, und er ſelbſt uͤber und uͤber gewaſchen, welches ihm vielleicht ſein Lebelang noch nicht wiederfahren ſeyn mochte. Nunmehr war alles wieder gut, der Vater aber, der fuͤr einen neuen Unſtern nicht ſicher ſeyn mogte, rollte das Hemd ſorgfaͤltig zuſammen, nahm ſein eignes Kleid ab und machte aus beyden ein Buͤndel, worinn er alle Geſchenke zuſammen packte die wir ihm und ſeinem Sohn gegeben hatten. 1773. Novem- ber. An dieſem und dem folgenden Tage, die beyde regnigt waren, fuhren die Einwohner noch immer fort, uns Merkwuͤrdigkeiten und Fiſche zu verkau- fen. Am 12ten Morgens, da ſich das Wetter wieder aufgeklaͤrt hatte, gieng ich, nebſt Dr. Sparrmann und meinem Vater nach Indian-Cove. Wir trafen aber keinen von den Eingebohrnen daſelbſt an, und giengen deshalb auf einem Fusſteige weiter, der uns durch den Wald einen ziemlich hohen und ſteilen Berg hinan brachte, vermittelſt deſſen Indien- und Shag-Cove von einander abgeſondert ſind. Dieſer Fusſteig ſchien blos des vielen Farrnkrautes wegen angelegt zu ſeyn, welches ſich auf der Hoͤhe des Berges findet, und wovon die Wurzel den Neu-Seelaͤndern zur Nahrung dient. In der unterſten Gegend, woſelbſt der Pfad am ſteilſten war, hatte man ordentliche Stuffen gemacht und ſolche mit Schiefer ausgelegt; weiter hinauf aber mußten wir uns, durch die in einander gewachſnen Schlingpflanzen, erſt einen Weg bahnen. An der Suͤd- ſeite war der Berg von oben bis unten, auf den uͤbrigen Seiten aber nur bis zur Haͤlfte mit Waldung, und jenſeits derſelben, nach dem Gipfel hin, mit nie- drigem Strauchwerk und Farrnkraut bewachſen, ob wohl vom Schiff her die

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/437>, abgerufen am 22.11.2024.