friedigen, vernachläßigen sie die Mittel, durch welche man ihnen einen be-1773. Novem- ber. ständigen Unterhalt zu verschaffen und sie glücklicher zu machen wünscht!
Am 6ten Nachmittags kam, aus verschiedenen Gegenden der Bay, eine Menge andrer Indianer mit Fischen, Kleidern, Waffen u. d. g. zu uns, und vertauschten alle diese Waaren gegen tahitisches Zeug. Abends begaben sie sich, dem Schiffe gegen über, in eine Bucht, zogen dort ihre Canots ans Land, richteten Hütten auf, zündeten Feuer an, und machten sich ein Abend- brodt von Fischen zurecht. Früh am folgenden Morgen waren sie alle fort, selbst die in Ship-Cove. Wir konnten nicht begreifen, warum sie alle- sammt so plötzlich aufgebrochen wären, endlich aber zeigte sichs, daß sie sechs kleine Fässer, vermuthlich der eisernen Reifen wegen, vom Wasserplatze ent- wandt hatten. Im Grunde hätten sie nicht nöthig gehabt ihre Zuflucht zum Stehlen zu nehmen, denn wenn sie uns noch einen einzigen Tag länger mit Fischen versorgten, so bekamen sie wenigstens drey bis viermal so viel und noch dazu brauchbareres Eisenwerk als jetzt; unsre Leser werden aber schon bey meh- reren Gelegenheiten angemerkt haben, daß es der Neu-Seeländer Sache eben nicht sey, sich mit Nachdenken den Kopf zu brechen, und daß sie, ohne ir- gend eine Rücksicht, mehr auf das Gewisse denn aufs Ungewisse rechnen. Ihre Entfernung war uns in gegenwärtigem Fall empfindlicher als der Verlust den sie uns zugefügt hatten, denn nun mußten wir selbst fischen, ob wir gleich den Strich und Stand der Fische so gut nicht kannten als die Eingebohrnen, auch die Leute dazu nicht füglich missen konnten. Die Matrosen hatten alle Hände voll zu thun das Schiff abzuputzen und zu kalfatern, neues Tau- und Takelwerk aufzusetzen, kurz alles in Ordnung zu bringen, was zu der be- schwerlichen Fahrt gegen den Südpol erfordert ward. Ein Theil derselben blieb am Lande, um die Wasserfässer zu füllen, Holz zu schlagen, und den Schiffs-Zwieback durchzusehen, der in sehr üblen Umständen war. Un- glücklicherweise hatte man ihn bey der Abreise aus Engelland in neue oder grüne Fässer eingepackt, wodurch er feucht und schimmlig geworden, ja zum Theil ganz verfault war. Damit nun dieses Uebel nicht noch weiter um sich greifen möchte, ward alles Brod ans Land geschafft, das Verdorbne sorgfältig von dem Es-
in den Jahren 1772 bis 1775.
friedigen, vernachlaͤßigen ſie die Mittel, durch welche man ihnen einen be-1773. Novem- ber. ſtaͤndigen Unterhalt zu verſchaffen und ſie gluͤcklicher zu machen wuͤnſcht!
Am 6ten Nachmittags kam, aus verſchiedenen Gegenden der Bay, eine Menge andrer Indianer mit Fiſchen, Kleidern, Waffen u. d. g. zu uns, und vertauſchten alle dieſe Waaren gegen tahitiſches Zeug. Abends begaben ſie ſich, dem Schiffe gegen uͤber, in eine Bucht, zogen dort ihre Canots ans Land, richteten Huͤtten auf, zuͤndeten Feuer an, und machten ſich ein Abend- brodt von Fiſchen zurecht. Fruͤh am folgenden Morgen waren ſie alle fort, ſelbſt die in Ship-Cove. Wir konnten nicht begreifen, warum ſie alle- ſammt ſo ploͤtzlich aufgebrochen waͤren, endlich aber zeigte ſichs, daß ſie ſechs kleine Faͤſſer, vermuthlich der eiſernen Reifen wegen, vom Waſſerplatze ent- wandt hatten. Im Grunde haͤtten ſie nicht noͤthig gehabt ihre Zuflucht zum Stehlen zu nehmen, denn wenn ſie uns noch einen einzigen Tag laͤnger mit Fiſchen verſorgten, ſo bekamen ſie wenigſtens drey bis viermal ſo viel und noch dazu brauchbareres Eiſenwerk als jetzt; unſre Leſer werden aber ſchon bey meh- reren Gelegenheiten angemerkt haben, daß es der Neu-Seelaͤnder Sache eben nicht ſey, ſich mit Nachdenken den Kopf zu brechen, und daß ſie, ohne ir- gend eine Ruͤckſicht, mehr auf das Gewiſſe denn aufs Ungewiſſe rechnen. Ihre Entfernung war uns in gegenwaͤrtigem Fall empfindlicher als der Verluſt den ſie uns zugefuͤgt hatten, denn nun mußten wir ſelbſt fiſchen, ob wir gleich den Strich und Stand der Fiſche ſo gut nicht kannten als die Eingebohrnen, auch die Leute dazu nicht fuͤglich miſſen konnten. Die Matroſen hatten alle Haͤnde voll zu thun das Schiff abzuputzen und zu kalfatern, neues Tau- und Takelwerk aufzuſetzen, kurz alles in Ordnung zu bringen, was zu der be- ſchwerlichen Fahrt gegen den Suͤdpol erfordert ward. Ein Theil derſelben blieb am Lande, um die Waſſerfaͤſſer zu fuͤllen, Holz zu ſchlagen, und den Schiffs-Zwieback durchzuſehen, der in ſehr uͤblen Umſtaͤnden war. Un- gluͤcklicherweiſe hatte man ihn bey der Abreiſe aus Engelland in neue oder gruͤne Faͤſſer eingepackt, wodurch er feucht und ſchimmlig geworden, ja zum Theil ganz verfault war. Damit nun dieſes Uebel nicht noch weiter um ſich greifen moͤchte, ward alles Brod ans Land geſchafft, das Verdorbne ſorgfaͤltig von dem Es-
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in den Jahren 1772 bis 1775.
friedigen, vernachlaͤßigen ſie die Mittel, durch welche man ihnen einen be-
ſtaͤndigen Unterhalt zu verſchaffen und ſie gluͤcklicher zu machen wuͤnſcht!
1773.
Novem-
ber.
Am 6ten Nachmittags kam, aus verſchiedenen Gegenden der Bay,
eine Menge andrer Indianer mit Fiſchen, Kleidern, Waffen u. d. g. zu uns,
und vertauſchten alle dieſe Waaren gegen tahitiſches Zeug. Abends begaben
ſie ſich, dem Schiffe gegen uͤber, in eine Bucht, zogen dort ihre Canots ans
Land, richteten Huͤtten auf, zuͤndeten Feuer an, und machten ſich ein Abend-
brodt von Fiſchen zurecht. Fruͤh am folgenden Morgen waren ſie alle fort,
ſelbſt die in Ship-Cove. Wir konnten nicht begreifen, warum ſie alle-
ſammt ſo ploͤtzlich aufgebrochen waͤren, endlich aber zeigte ſichs, daß ſie ſechs
kleine Faͤſſer, vermuthlich der eiſernen Reifen wegen, vom Waſſerplatze ent-
wandt hatten. Im Grunde haͤtten ſie nicht noͤthig gehabt ihre Zuflucht zum
Stehlen zu nehmen, denn wenn ſie uns noch einen einzigen Tag laͤnger mit
Fiſchen verſorgten, ſo bekamen ſie wenigſtens drey bis viermal ſo viel und noch
dazu brauchbareres Eiſenwerk als jetzt; unſre Leſer werden aber ſchon bey meh-
reren Gelegenheiten angemerkt haben, daß es der Neu-Seelaͤnder Sache eben
nicht ſey, ſich mit Nachdenken den Kopf zu brechen, und daß ſie, ohne ir-
gend eine Ruͤckſicht, mehr auf das Gewiſſe denn aufs Ungewiſſe rechnen. Ihre
Entfernung war uns in gegenwaͤrtigem Fall empfindlicher als der Verluſt den ſie
uns zugefuͤgt hatten, denn nun mußten wir ſelbſt fiſchen, ob wir gleich den
Strich und Stand der Fiſche ſo gut nicht kannten als die Eingebohrnen,
auch die Leute dazu nicht fuͤglich miſſen konnten. Die Matroſen hatten alle
Haͤnde voll zu thun das Schiff abzuputzen und zu kalfatern, neues Tau- und
Takelwerk aufzuſetzen, kurz alles in Ordnung zu bringen, was zu der be-
ſchwerlichen Fahrt gegen den Suͤdpol erfordert ward. Ein Theil derſelben
blieb am Lande, um die Waſſerfaͤſſer zu fuͤllen, Holz zu ſchlagen, und den
Schiffs-Zwieback durchzuſehen, der in ſehr uͤblen Umſtaͤnden war. Un-
gluͤcklicherweiſe hatte man ihn bey der Abreiſe aus Engelland in neue oder gruͤne
Faͤſſer eingepackt, wodurch er feucht und ſchimmlig geworden, ja zum Theil ganz
verfault war. Damit nun dieſes Uebel nicht noch weiter um ſich greifen moͤchte,
ward alles Brod ans Land geſchafft, das Verdorbne ſorgfaͤltig von dem Es-
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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/434>, abgerufen am 22.11.2024.
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