Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.Forster's Reise um die Welt 1773.Novem- ber.ten verschiedentliche Nachrichten davon; unter andern erzählten sie, daß Gu- baia, einer ihrer alten Befehlshaber, mit den beyden Ziegen, welche wir in den Wäldern bey Gras-Cove gelassen, eine Jagd angestellt, sie geschlach- tet und gegessen habe. Diese Nachricht war uns höchst unangenehm, denn auf solche Art durften wir uns gar keine Hoffnung machen, dies Land je mit vierfüßigen Thieren besetzt zu sehn. Nachmittags besuchten wir die Pflanzungen, die wir am Strande von Forſter’s Reiſe um die Welt 1773.Novem- ber.ten verſchiedentliche Nachrichten davon; unter andern erzaͤhlten ſie, daß Gu- baïa, einer ihrer alten Befehlshaber, mit den beyden Ziegen, welche wir in den Waͤldern bey Gras-Cove gelaſſen, eine Jagd angeſtellt, ſie geſchlach- tet und gegeſſen habe. Dieſe Nachricht war uns hoͤchſt unangenehm, denn auf ſolche Art durften wir uns gar keine Hoffnung machen, dies Land je mit vierfuͤßigen Thieren beſetzt zu ſehn. Nachmittags beſuchten wir die Pflanzungen, die wir am Strande von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0431" n="372"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1773.<lb/> Novem-<lb/> ber.</note>ten verſchiedentliche Nachrichten davon; unter andern erzaͤhlten ſie, daß <persName><hi rendition="#fr">Gu-<lb/> ba</hi><hi rendition="#aq">ï</hi><hi rendition="#fr">a</hi></persName>, einer ihrer alten Befehlshaber, mit den beyden Ziegen, welche wir<lb/> in den Waͤldern bey <hi rendition="#fr"><placeName>Gras-Cove</placeName></hi> gelaſſen, eine Jagd angeſtellt, ſie geſchlach-<lb/> tet und gegeſſen habe. Dieſe Nachricht war uns hoͤchſt unangenehm, denn<lb/> auf ſolche Art durften wir uns gar keine Hoffnung machen, dies Land je mit<lb/> vierfuͤßigen Thieren beſetzt zu <choice><sic>ſehu</sic><corr>ſehn</corr></choice>.</p><lb/> <p>Nachmittags beſuchten wir die Pflanzungen, die wir am Strande von<lb/><hi rendition="#fr"><placeName>Ship-Cove</placeName>,</hi> auf dem <hi rendition="#fr"><placeName>Hippah-Felſen</placeName></hi> und auf <hi rendition="#fr"><placeName>Motu-Aro</placeName></hi> angelegt hat-<lb/> ten. Die Ruͤben und faſt alle andre Wurzeln waren in Saamen geſchoſ-<lb/> ſen; der Kohl und die gelben Moͤhren ſtanden ſehr ſchoͤn, und die Peterſilie<lb/> und Zwiebeln nicht minder gut; die Erbſen und Bohnen hingegen mußten von<lb/> den Ratten verheeret worden ſeyn, denn kaum war noch eine Spur davon zu<lb/> finden. Auch die Cartoffeln waren faſt alle fort, doch ſchien es, daß ſie von<lb/> den Eingebohrnen ſelbſt waren ausgegraben worden. Der gute Zuſtand der<lb/> Gartengewaͤchſe bewieß, daß der Winter in dieſem Theile von <placeName>Neu-Seeland</placeName><lb/> ſehr gelinde ſeyn muͤſſe; denn da alle vorgedachte Pflanzen bey uns nicht uͤber-<lb/> wintern, ſo kann es hier unmoͤglich hart gefroren haben. Die einlaͤndiſchen<lb/> Pflanzen waren noch ziemlich weit zuruͤck; das Laubholz und Strauchwerk<lb/> insbeſondere fieng eben erſt an auszuſchlagen, und ſtach, vermoͤge des helleren<lb/> Laubes, gegen die dunklere Farbe der immergruͤnen Baͤume, ungemein gut<lb/> ab. Der Flachs hingegen, woraus die Einwohner ihren Hanf bereiten, ſtand<lb/> ſchon in Bluͤthe; ſo auch verſchiedne andre fruͤhe Pflanzen. Wir ſammle-<lb/> ten was wir finden konnten, brachten einen großen Vorrath von Sellery und<lb/> Loͤffelkraut zuſammen, und ſchoſſen einige Waſſerhuͤhner, womit wir Abends<lb/> an Bord zuruͤck kehrten. Von allem was in der Naturgeſchichte neu war,<lb/> wurden ſogleich Zeichnungen und Beſchreibungen gemacht, vornehmlich von der<lb/> Flachspflanze (<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">phormium tenax</hi></hi>) als welche, ihres oͤconomiſchen Nutzens<lb/> wegen bekannter zu ſeyn verdient. Und weil es uns vorzuͤglich darum zu thun<lb/> iſt, unſern Nebenmenſchen auf alle Art und Weiſe nuͤtzlich zu werden, ſo haben<lb/> wir, auf Verlangen des Grafen <hi rendition="#fr"><persName>Sandwich</persName>,</hi> unſre Zeichnung von dieſer Pflanze<lb/> gern dazu hergegeben, daß ſie in Kupfer geſtochen werden moͤgte.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [372/0431]
Forſter’s Reiſe um die Welt
ten verſchiedentliche Nachrichten davon; unter andern erzaͤhlten ſie, daß Gu-
baïa, einer ihrer alten Befehlshaber, mit den beyden Ziegen, welche wir
in den Waͤldern bey Gras-Cove gelaſſen, eine Jagd angeſtellt, ſie geſchlach-
tet und gegeſſen habe. Dieſe Nachricht war uns hoͤchſt unangenehm, denn
auf ſolche Art durften wir uns gar keine Hoffnung machen, dies Land je mit
vierfuͤßigen Thieren beſetzt zu ſehn.
1773.
Novem-
ber.
Nachmittags beſuchten wir die Pflanzungen, die wir am Strande von
Ship-Cove, auf dem Hippah-Felſen und auf Motu-Aro angelegt hat-
ten. Die Ruͤben und faſt alle andre Wurzeln waren in Saamen geſchoſ-
ſen; der Kohl und die gelben Moͤhren ſtanden ſehr ſchoͤn, und die Peterſilie
und Zwiebeln nicht minder gut; die Erbſen und Bohnen hingegen mußten von
den Ratten verheeret worden ſeyn, denn kaum war noch eine Spur davon zu
finden. Auch die Cartoffeln waren faſt alle fort, doch ſchien es, daß ſie von
den Eingebohrnen ſelbſt waren ausgegraben worden. Der gute Zuſtand der
Gartengewaͤchſe bewieß, daß der Winter in dieſem Theile von Neu-Seeland
ſehr gelinde ſeyn muͤſſe; denn da alle vorgedachte Pflanzen bey uns nicht uͤber-
wintern, ſo kann es hier unmoͤglich hart gefroren haben. Die einlaͤndiſchen
Pflanzen waren noch ziemlich weit zuruͤck; das Laubholz und Strauchwerk
insbeſondere fieng eben erſt an auszuſchlagen, und ſtach, vermoͤge des helleren
Laubes, gegen die dunklere Farbe der immergruͤnen Baͤume, ungemein gut
ab. Der Flachs hingegen, woraus die Einwohner ihren Hanf bereiten, ſtand
ſchon in Bluͤthe; ſo auch verſchiedne andre fruͤhe Pflanzen. Wir ſammle-
ten was wir finden konnten, brachten einen großen Vorrath von Sellery und
Loͤffelkraut zuſammen, und ſchoſſen einige Waſſerhuͤhner, womit wir Abends
an Bord zuruͤck kehrten. Von allem was in der Naturgeſchichte neu war,
wurden ſogleich Zeichnungen und Beſchreibungen gemacht, vornehmlich von der
Flachspflanze (phormium tenax) als welche, ihres oͤconomiſchen Nutzens
wegen bekannter zu ſeyn verdient. Und weil es uns vorzuͤglich darum zu thun
iſt, unſern Nebenmenſchen auf alle Art und Weiſe nuͤtzlich zu werden, ſo haben
wir, auf Verlangen des Grafen Sandwich, unſre Zeichnung von dieſer Pflanze
gern dazu hergegeben, daß ſie in Kupfer geſtochen werden moͤgte.
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