Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.in den Jahren 1772 bis 1775. den, wie auf der hier beygefügten Kupfertafel, vermittelst der Figur 1, mit1773.October. mehrerm zu ersehen ist. Aus dergleichen Fasern machten sie auch allerhand Körbe, die oft in braun und schwarzen Feldern geflochten, zuweilen auch durch- aus von gleicher Farbe, nemlich braun, und Reihen-weise mit runden, flachen Corallen besetzt waren. Diese Corallen schienen aus Schnecken geschnitten oder geschlissen zu seyn. Die Körbe waren, sowohl der Form als dem Muster nach, sehr verschieden, aber allemal ungemein sauber und mit vielem Geschmack gearbeitet. Ein Paar derselben findet man auf eben dieser Kupfertafel Figur 2. und 3. abgebildet. Die kleinen hölzernen Stühle, welche man in diesen Inseln statt Kopf-Küssen gebraucht, waren hier häufiger als auf Tahiti. Auch gab es viel flache Speise-Schaalen und Spateln, womit der Brodfrucht-Teig durcheinander gerührt wird, sämmtlich von Casuarina-Holz (casuarina equi- setifolia) geschnitzt. Unsre Matrosen nannten diese Holzart, Keulen-Holz (clubwood,) weil in allen Südsee-Inseln, Keulen und Streit-Kolben daraus gemacht werden. Letztere waren hier von sehr mannichfaltiger Form, und zum Theil so schwer, daß wir sie nicht leicht mit einer Hand führen konn- ten. Der untere Theil, oder die eigentliche Kolbe war mehrentheils viersei- tig und von blattförmiger Gestalt, der Schaft ebenfalls viereckig, jedoch oberhalb, gegen den Handgrif zu, rund. (Man sehe hiebey die auf folgender Seite befindliche Platte, Figur 1. nach.) Andre sahen schaufelförmig, flach und zackicht aus; noch andre hatten lange Griffe und eine Fliet-ähnliche Schneide, und wiederum andre waren krumm, knoticht u. s. w. Die mehresten fanden wir, über und über, nach allerhand felderweise abgetheilten Mustern geschnitzt, welches viel Zeit und eine unglaubliche Geduld erfordern muß, indem ein scharfer Stein ein Stückchen Coralle oder eine Muschel die einzigen Werkzeuge sind, womit sie dergleichen Arbeit machen können. Die Abtheilungen, oder Felder, dieses Schnitzwerks kamen an Größe und Ebenmaaß auf das genaueste miteinander überein, und die Oberfläche der ungeschnitzten Keulen war so schön ge- glättet, als man es von den geübtesten und mit dem besten Handwerkszeuge ver- sehenen Künstlern nur hätte erwarten können. Außer den Keulen hatten sie auch Speere von vorgedachter Holzart, die oftmals nur aus langen, zugespitzten Stöcken bestanden, oft aber auch mit dem Schwanz der Stachel-Roche, als mit Forsters Reise u. d. W. erster Th. T t
in den Jahren 1772 bis 1775. den, wie auf der hier beygefuͤgten Kupfertafel, vermittelſt der Figur 1, mit1773.October. mehrerm zu erſehen iſt. Aus dergleichen Faſern machten ſie auch allerhand Koͤrbe, die oft in braun und ſchwarzen Feldern geflochten, zuweilen auch durch- aus von gleicher Farbe, nemlich braun, und Reihen-weiſe mit runden, flachen Corallen beſetzt waren. Dieſe Corallen ſchienen aus Schnecken geſchnitten oder geſchliſſen zu ſeyn. Die Koͤrbe waren, ſowohl der Form als dem Muſter nach, ſehr verſchieden, aber allemal ungemein ſauber und mit vielem Geſchmack gearbeitet. Ein Paar derſelben findet man auf eben dieſer Kupfertafel Figur 2. und 3. abgebildet. Die kleinen hoͤlzernen Stuͤhle, welche man in dieſen Inſeln ſtatt Kopf-Kuͤſſen gebraucht, waren hier haͤufiger als auf Tahiti. Auch gab es viel flache Speiſe-Schaalen und Spateln, womit der Brodfrucht-Teig durcheinander geruͤhrt wird, ſaͤmmtlich von Caſuarina-Holz (caſuarina equi- ſetifolia) geſchnitzt. Unſre Matroſen nannten dieſe Holzart, Keulen-Holz (clubwood,) weil in allen Suͤdſee-Inſeln, Keulen und Streit-Kolben daraus gemacht werden. Letztere waren hier von ſehr mannichfaltiger Form, und zum Theil ſo ſchwer, daß wir ſie nicht leicht mit einer Hand fuͤhren konn- ten. Der untere Theil, oder die eigentliche Kolbe war mehrentheils vierſei- tig und von blattfoͤrmiger Geſtalt, der Schaft ebenfalls viereckig, jedoch oberhalb, gegen den Handgrif zu, rund. (Man ſehe hiebey die auf folgender Seite befindliche Platte, Figur 1. nach.) Andre ſahen ſchaufelfoͤrmig, flach und zackicht aus; noch andre hatten lange Griffe und eine Fliet-aͤhnliche Schneide, und wiederum andre waren krumm, knoticht u. ſ. w. Die mehreſten fanden wir, uͤber und uͤber, nach allerhand felderweiſe abgetheilten Muſtern geſchnitzt, welches viel Zeit und eine unglaubliche Geduld erfordern muß, indem ein ſcharfer Stein ein Stuͤckchen Coralle oder eine Muſchel die einzigen Werkzeuge ſind, womit ſie dergleichen Arbeit machen koͤnnen. Die Abtheilungen, oder Felder, dieſes Schnitzwerks kamen an Groͤße und Ebenmaaß auf das genaueſte miteinander uͤberein, und die Oberflaͤche der ungeſchnitzten Keulen war ſo ſchoͤn ge- glaͤttet, als man es von den geuͤbteſten und mit dem beſten Handwerkszeuge ver- ſehenen Kuͤnſtlern nur haͤtte erwarten koͤnnen. Außer den Keulen hatten ſie auch Speere von vorgedachter Holzart, die oftmals nur aus langen, zugeſpitzten Stoͤcken beſtanden, oft aber auch mit dem Schwanz der Stachel-Roche, als mit Forſters Reiſe u. d. W. erſter Th. T t
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0386" n="329"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">in den Jahren 1772 bis 1775.</hi></fw><lb/> den, wie auf der hier beygefuͤgten Kupfertafel, vermittelſt der Figur 1, mit<note place="right">1773.<lb/> October.</note><lb/> mehrerm zu erſehen iſt. Aus dergleichen Faſern machten ſie auch allerhand<lb/> Koͤrbe, die oft in braun und ſchwarzen Feldern geflochten, zuweilen auch durch-<lb/> aus von gleicher Farbe, nemlich braun, und Reihen-weiſe mit runden, flachen<lb/> Corallen beſetzt waren. Dieſe Corallen ſchienen aus Schnecken geſchnitten<lb/> oder geſchliſſen zu ſeyn. Die Koͤrbe waren, ſowohl der Form als dem Muſter<lb/> nach, ſehr verſchieden, aber allemal ungemein ſauber und mit vielem Geſchmack<lb/> gearbeitet. Ein Paar derſelben findet man auf eben dieſer Kupfertafel Figur<lb/> 2. und 3. abgebildet. Die kleinen hoͤlzernen Stuͤhle, welche man in dieſen<lb/> Inſeln ſtatt Kopf-Kuͤſſen gebraucht, waren hier haͤufiger als auf <hi rendition="#fr"><placeName>Tahiti</placeName>.</hi> Auch<lb/> gab es viel flache Speiſe-Schaalen und Spateln, womit der Brodfrucht-Teig<lb/> durcheinander geruͤhrt wird, ſaͤmmtlich von <hi rendition="#fr">Caſuarina</hi>-Holz (<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">caſuarina equi-<lb/> ſetifolia</hi></hi>) geſchnitzt. Unſre <choice><sic>Motroſen</sic><corr>Matroſen</corr></choice> nannten dieſe Holzart, <hi rendition="#fr">Keulen-Holz</hi><lb/> (<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">clubwood,</hi></hi>) weil in allen <placeName>Suͤdſee-Inſeln</placeName>, Keulen und Streit-Kolben<lb/> daraus gemacht werden. Letztere waren hier von ſehr mannichfaltiger Form,<lb/> und zum Theil ſo ſchwer, daß wir ſie nicht leicht mit einer Hand fuͤhren konn-<lb/> ten. Der untere Theil, oder die eigentliche Kolbe war mehrentheils vierſei-<lb/> tig und von blattfoͤrmiger Geſtalt, der Schaft ebenfalls viereckig, jedoch<lb/> oberhalb, gegen den Handgrif zu, rund. (Man ſehe hiebey die auf folgender<lb/> Seite befindliche Platte, Figur 1. nach.) Andre ſahen ſchaufelfoͤrmig, flach<lb/> und zackicht aus; noch andre hatten lange Griffe und eine Fliet-aͤhnliche Schneide,<lb/> und wiederum andre waren krumm, knoticht u. ſ. w. Die mehreſten fanden wir,<lb/> uͤber und uͤber, nach allerhand felderweiſe abgetheilten Muſtern geſchnitzt, welches<lb/> viel Zeit und eine unglaubliche Geduld erfordern muß, indem ein ſcharfer Stein<lb/> ein Stuͤckchen Coralle oder eine Muſchel die einzigen Werkzeuge ſind, womit ſie<lb/> dergleichen Arbeit machen koͤnnen. Die Abtheilungen, oder Felder, dieſes<lb/> Schnitzwerks kamen an Groͤße und Ebenmaaß auf das genaueſte miteinander<lb/> uͤberein, und die Oberflaͤche der ungeſchnitzten Keulen war ſo ſchoͤn ge-<lb/> glaͤttet, als man es von den geuͤbteſten und mit dem beſten Handwerkszeuge ver-<lb/> ſehenen Kuͤnſtlern nur haͤtte erwarten koͤnnen. Außer den Keulen hatten ſie auch<lb/> Speere von vorgedachter Holzart, die oftmals nur aus langen, zugeſpitzten<lb/> Stoͤcken beſtanden, oft aber auch mit dem Schwanz der Stachel-Roche, als mit<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr"><persName>Forſters</persName> Reiſe u. d. W.</hi> erſter <hi rendition="#fr">Th.</hi> T t</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [329/0386]
in den Jahren 1772 bis 1775.
den, wie auf der hier beygefuͤgten Kupfertafel, vermittelſt der Figur 1, mit
mehrerm zu erſehen iſt. Aus dergleichen Faſern machten ſie auch allerhand
Koͤrbe, die oft in braun und ſchwarzen Feldern geflochten, zuweilen auch durch-
aus von gleicher Farbe, nemlich braun, und Reihen-weiſe mit runden, flachen
Corallen beſetzt waren. Dieſe Corallen ſchienen aus Schnecken geſchnitten
oder geſchliſſen zu ſeyn. Die Koͤrbe waren, ſowohl der Form als dem Muſter
nach, ſehr verſchieden, aber allemal ungemein ſauber und mit vielem Geſchmack
gearbeitet. Ein Paar derſelben findet man auf eben dieſer Kupfertafel Figur
2. und 3. abgebildet. Die kleinen hoͤlzernen Stuͤhle, welche man in dieſen
Inſeln ſtatt Kopf-Kuͤſſen gebraucht, waren hier haͤufiger als auf Tahiti. Auch
gab es viel flache Speiſe-Schaalen und Spateln, womit der Brodfrucht-Teig
durcheinander geruͤhrt wird, ſaͤmmtlich von Caſuarina-Holz (caſuarina equi-
ſetifolia) geſchnitzt. Unſre Matroſen nannten dieſe Holzart, Keulen-Holz
(clubwood,) weil in allen Suͤdſee-Inſeln, Keulen und Streit-Kolben
daraus gemacht werden. Letztere waren hier von ſehr mannichfaltiger Form,
und zum Theil ſo ſchwer, daß wir ſie nicht leicht mit einer Hand fuͤhren konn-
ten. Der untere Theil, oder die eigentliche Kolbe war mehrentheils vierſei-
tig und von blattfoͤrmiger Geſtalt, der Schaft ebenfalls viereckig, jedoch
oberhalb, gegen den Handgrif zu, rund. (Man ſehe hiebey die auf folgender
Seite befindliche Platte, Figur 1. nach.) Andre ſahen ſchaufelfoͤrmig, flach
und zackicht aus; noch andre hatten lange Griffe und eine Fliet-aͤhnliche Schneide,
und wiederum andre waren krumm, knoticht u. ſ. w. Die mehreſten fanden wir,
uͤber und uͤber, nach allerhand felderweiſe abgetheilten Muſtern geſchnitzt, welches
viel Zeit und eine unglaubliche Geduld erfordern muß, indem ein ſcharfer Stein
ein Stuͤckchen Coralle oder eine Muſchel die einzigen Werkzeuge ſind, womit ſie
dergleichen Arbeit machen koͤnnen. Die Abtheilungen, oder Felder, dieſes
Schnitzwerks kamen an Groͤße und Ebenmaaß auf das genaueſte miteinander
uͤberein, und die Oberflaͤche der ungeſchnitzten Keulen war ſo ſchoͤn ge-
glaͤttet, als man es von den geuͤbteſten und mit dem beſten Handwerkszeuge ver-
ſehenen Kuͤnſtlern nur haͤtte erwarten koͤnnen. Außer den Keulen hatten ſie auch
Speere von vorgedachter Holzart, die oftmals nur aus langen, zugeſpitzten
Stoͤcken beſtanden, oft aber auch mit dem Schwanz der Stachel-Roche, als mit
1773.
October.
Forſters Reiſe u. d. W. erſter Th. T t
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |