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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
hieng es bis auf die Waden herunter. Es war mit dem Tahitischen von1773.
October.

gleicher Beschaffenheit, aber in viereckigen Feldern, nach Art eines Brettspiels
gemahlt; auch mit einem Leim oder Firniß überzogen, der dem Wasser
lange Widerstand that. Statt des Zeuges trugen sie auch wohl Matten, die sehr
gut geflochten, im Aeußern den Tahitischen ähnlich, und bisweilen, jedoch selten,
über die Schultern und Brust zusammen geschlagen waren. Zum Zierrath dieute
den Männern eine Perlmutter-Schaale, die vermittelst einer Schnur um den
Hals befestigt war und auf die Brust herabhieng. Die Frauensleute aber trugen
mehrere Schnüre um den Hals, an welchen man kleine Schnecken, Saamen-
Körner und Fischzähne aufgereihet sah, und in der Mitte war der runde Deckel
einer Schnecke, (operculum) ohngefähr so groß als ein Thalerstück, befind-
lich. In beyden Ohrläppchen hatten sie Löcher, bisweilen zwey in je-
dem, und in dem Fall war ein kleines rundes Stück von Schildkröten-Schaale,
oder ein Knochen hereingesteckt. Nicht selten bestanden diese Cylinder aus bloßem
Rohr, das mit einer rothen festen Substanz angefüllt, außerhalb bunt ange-
mahlt und gebeizt war. Das Sonderbarste aber, was wir an dieser
Nation bemerkten, war, daß viele den kleinen Finger, zuweilen gar an beyden
Händen, verloren hatten. Geschlecht und Alter machten hierinn keinen Unter-
schied; denn selbst von den wenigen Kindern, die wir herumlaufen sahen, wa-
ren schon die mehresten auf diese Art verstümmelt. Nur einige wenige alte
Leute hatten ihre völlige Fingerzahl, und machten folglich eine Ausnahme von
der allgemeinen Regel. Wir vermutheten sogleich, daß der Tod eines Anver-
wandten oder Freundes zu dieser sonderbaren Verstümmlung Anlaß geben
mögte, um welcher Ursach willen sie auch bey den Hottentotten in Afrika, *) bey
den Guaranos in Paraguay, und unter den Einwohnern von Californien
üblich ist. Diese Vermuthung bestätigte sich hernach auch auf wiederholtes
Nachfragen. Noch eine andre Sonderbarkeit, die wir an ihnen bemerkten,
bestand darinn, daß sie fast durchgehends auf beyden Backen-Knochen einen
runden Fleck hatten, der eingebrannt oder mit blasenziehenden Sachen einge-
ätzt zu seyn schien. Bey einigen waren diese Flecke noch ganz frisch, bey

*) Siehe Kolbens Beschreibung des Vorgebürges der guten Hoffnung, und Recherches
philosophiques sur les Americains par Mr. Pauw.
Vol. II. pag.
224. 229.

in den Jahren 1772 bis 1775.
hieng es bis auf die Waden herunter. Es war mit dem Tahitiſchen von1773.
October.

gleicher Beſchaffenheit, aber in viereckigen Feldern, nach Art eines Brettſpiels
gemahlt; auch mit einem Leim oder Firniß uͤberzogen, der dem Waſſer
lange Widerſtand that. Statt des Zeuges trugen ſie auch wohl Matten, die ſehr
gut geflochten, im Aeußern den Tahitiſchen aͤhnlich, und bisweilen, jedoch ſelten,
uͤber die Schultern und Bruſt zuſammen geſchlagen waren. Zum Zierrath dieute
den Maͤnnern eine Perlmutter-Schaale, die vermittelſt einer Schnur um den
Hals befeſtigt war und auf die Bruſt herabhieng. Die Frauensleute aber trugen
mehrere Schnuͤre um den Hals, an welchen man kleine Schnecken, Saamen-
Koͤrner und Fiſchzaͤhne aufgereihet ſah, und in der Mitte war der runde Deckel
einer Schnecke, (operculum) ohngefaͤhr ſo groß als ein Thalerſtuͤck, befind-
lich. In beyden Ohrlaͤppchen hatten ſie Loͤcher, bisweilen zwey in je-
dem, und in dem Fall war ein kleines rundes Stuͤck von Schildkroͤten-Schaale,
oder ein Knochen hereingeſteckt. Nicht ſelten beſtanden dieſe Cylinder aus bloßem
Rohr, das mit einer rothen feſten Subſtanz angefuͤllt, außerhalb bunt ange-
mahlt und gebeizt war. Das Sonderbarſte aber, was wir an dieſer
Nation bemerkten, war, daß viele den kleinen Finger, zuweilen gar an beyden
Haͤnden, verloren hatten. Geſchlecht und Alter machten hierinn keinen Unter-
ſchied; denn ſelbſt von den wenigen Kindern, die wir herumlaufen ſahen, wa-
ren ſchon die mehreſten auf dieſe Art verſtuͤmmelt. Nur einige wenige alte
Leute hatten ihre voͤllige Fingerzahl, und machten folglich eine Ausnahme von
der allgemeinen Regel. Wir vermutheten ſogleich, daß der Tod eines Anver-
wandten oder Freundes zu dieſer ſonderbaren Verſtuͤmmlung Anlaß geben
moͤgte, um welcher Urſach willen ſie auch bey den Hottentotten in Afrika, *) bey
den Guaranos in Paraguay, und unter den Einwohnern von Californien
uͤblich iſt. Dieſe Vermuthung beſtaͤtigte ſich hernach auch auf wiederholtes
Nachfragen. Noch eine andre Sonderbarkeit, die wir an ihnen bemerkten,
beſtand darinn, daß ſie faſt durchgehends auf beyden Backen-Knochen einen
runden Fleck hatten, der eingebrannt oder mit blaſenziehenden Sachen einge-
aͤtzt zu ſeyn ſchien. Bey einigen waren dieſe Flecke noch ganz friſch, bey

*) Siehe Kolbens Beſchreibung des Vorgebuͤrges der guten Hoffnung, und Recherches
philoſophiques ſur les Americains par Mr. Pauw.
Vol. II. pag.
224. 229.
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[327/0382] in den Jahren 1772 bis 1775. hieng es bis auf die Waden herunter. Es war mit dem Tahitiſchen von gleicher Beſchaffenheit, aber in viereckigen Feldern, nach Art eines Brettſpiels gemahlt; auch mit einem Leim oder Firniß uͤberzogen, der dem Waſſer lange Widerſtand that. Statt des Zeuges trugen ſie auch wohl Matten, die ſehr gut geflochten, im Aeußern den Tahitiſchen aͤhnlich, und bisweilen, jedoch ſelten, uͤber die Schultern und Bruſt zuſammen geſchlagen waren. Zum Zierrath dieute den Maͤnnern eine Perlmutter-Schaale, die vermittelſt einer Schnur um den Hals befeſtigt war und auf die Bruſt herabhieng. Die Frauensleute aber trugen mehrere Schnuͤre um den Hals, an welchen man kleine Schnecken, Saamen- Koͤrner und Fiſchzaͤhne aufgereihet ſah, und in der Mitte war der runde Deckel einer Schnecke, (operculum) ohngefaͤhr ſo groß als ein Thalerſtuͤck, befind- lich. In beyden Ohrlaͤppchen hatten ſie Loͤcher, bisweilen zwey in je- dem, und in dem Fall war ein kleines rundes Stuͤck von Schildkroͤten-Schaale, oder ein Knochen hereingeſteckt. Nicht ſelten beſtanden dieſe Cylinder aus bloßem Rohr, das mit einer rothen feſten Subſtanz angefuͤllt, außerhalb bunt ange- mahlt und gebeizt war. Das Sonderbarſte aber, was wir an dieſer Nation bemerkten, war, daß viele den kleinen Finger, zuweilen gar an beyden Haͤnden, verloren hatten. Geſchlecht und Alter machten hierinn keinen Unter- ſchied; denn ſelbſt von den wenigen Kindern, die wir herumlaufen ſahen, wa- ren ſchon die mehreſten auf dieſe Art verſtuͤmmelt. Nur einige wenige alte Leute hatten ihre voͤllige Fingerzahl, und machten folglich eine Ausnahme von der allgemeinen Regel. Wir vermutheten ſogleich, daß der Tod eines Anver- wandten oder Freundes zu dieſer ſonderbaren Verſtuͤmmlung Anlaß geben moͤgte, um welcher Urſach willen ſie auch bey den Hottentotten in Afrika, *) bey den Guaranos in Paraguay, und unter den Einwohnern von Californien uͤblich iſt. Dieſe Vermuthung beſtaͤtigte ſich hernach auch auf wiederholtes Nachfragen. Noch eine andre Sonderbarkeit, die wir an ihnen bemerkten, beſtand darinn, daß ſie faſt durchgehends auf beyden Backen-Knochen einen runden Fleck hatten, der eingebrannt oder mit blaſenziehenden Sachen einge- aͤtzt zu ſeyn ſchien. Bey einigen waren dieſe Flecke noch ganz friſch, bey 1773. October. *) Siehe Kolbens Beſchreibung des Vorgebuͤrges der guten Hoffnung, und Recherches philoſophiques ſur les Americains par Mr. Pauw. Vol. II. pag. 224. 229.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/382>, abgerufen am 25.11.2024.