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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Forster's Reise um die Welt
1773.
August.
holen, bey welchem es uns zuvor immer an Luft fehlte. Endlich erreich-
ten wir den Gipfel des Berges, wo der Weg wieder eben wurde, und noch
überdies ein angenehmes Lüftchen uns ungemein erfrischte. Nachdem wir aber
auf dieser hohen Fläche eine Strecke weiter gegangen waren, nöthigte uns
die vom dürren Boden zurückprallende brennende Sonnenhitze, im Schatten ei-
nes einsam stehenden Pandangs oder Palm-Nußbaums *) niederzusitzen, wo-
durch selbst unserm Begleiter ein großer Dienst geschahe. Die Aussicht war
von hier aus vortreflich. Wir sahen tief auf die Ebne von Matavai herab, die
alle ihre Reize gleichsam zu unsern Füßen ausbreitete; vor derselben lag die Bay
mit den Schiffen, von einer Menge Canots bedeckt und mit dem Ryf eingeschlossen,
welches O-Tahiti umgiebt. Die Mittagssonne warf ein stätes, ruhiges und
gleichformiges Licht auf den ganzen Prospect, und in einer Entfernung von ohn-
gefähr 6 starken englischen See-Meilen (leagues,) erblickte man die niedrige In-
sel Tedhuroa. Sie bestand aus einem kleinen Zirkel von Felsen, die mit einigen
Palmen besetzt waren, und jenseits derselben verlor sich die Aussicht in das weite
Meer hinaus. Von den übrigen benachbarten Inseln, die wir nicht sehen konn-
ten, zeigte unser Begleiter uns wenigstens die Lage, und erzählte dabey, ob
und was daselbst wachse? ob die Inseln bergigt oder flach, bewohnt oder unbe-
wohnt, oder nur dann und wann besucht würden? Tedhuroa gehörte zu der
letztern Art, und es kamen eben zwey Canots mit aufgesetzten Segeln von daher
zurück. Der Tahitier sagte: sie würden vermuthlich auf den Fischfang aus
gewesen seyn, der in dem dortigen beschloßnen See ungemein ergiebig wäre. Nach-
dem wir uns auf dieser Stelle ein Weilchen ausgeruht hatten, so giengs wieder
fort und auf die im Innern der Insel gelegenen Berge los. Diese lockten uns
nicht nur durch den schönen Anblick ihrer noch reich belaubten Wälder, in de-
nen wir mache neue Pflanze zu finden hoffen konnten, sondern auch durch ihre
anscheinende Nachbarschaft. Hievon wurden wir indessen bald das Gegentheil ge-
wahr; es waren nemlich von hier aus, noch eine Menge dürrer Berge und Thä-
ler zu paßiren, die uns keine Hoffnung übrig ließen, noch heute dahin zu

kom-
*) Pandanus Rumph. Herb. Amb. Athrodactylis Forster. Nov. Gen. Plantarum --
Keura. Forskal.

Forſter’s Reiſe um die Welt
1773.
Auguſt.
holen, bey welchem es uns zuvor immer an Luft fehlte. Endlich erreich-
ten wir den Gipfel des Berges, wo der Weg wieder eben wurde, und noch
uͤberdies ein angenehmes Luͤftchen uns ungemein erfriſchte. Nachdem wir aber
auf dieſer hohen Flaͤche eine Strecke weiter gegangen waren, noͤthigte uns
die vom duͤrren Boden zuruͤckprallende brennende Sonnenhitze, im Schatten ei-
nes einſam ſtehenden Pandangs oder Palm-Nußbaums *) niederzuſitzen, wo-
durch ſelbſt unſerm Begleiter ein großer Dienſt geſchahe. Die Ausſicht war
von hier aus vortreflich. Wir ſahen tief auf die Ebne von Matavai herab, die
alle ihre Reize gleichſam zu unſern Fuͤßen ausbreitete; vor derſelben lag die Bay
mit den Schiffen, von einer Menge Canots bedeckt und mit dem Ryf eingeſchloſſen,
welches O-Tahiti umgiebt. Die Mittagsſonne warf ein ſtaͤtes, ruhiges und
gleichformiges Licht auf den ganzen Proſpect, und in einer Entfernung von ohn-
gefaͤhr 6 ſtarken engliſchen See-Meilen (leagues,) erblickte man die niedrige In-
ſel Tedhuroa. Sie beſtand aus einem kleinen Zirkel von Felſen, die mit einigen
Palmen beſetzt waren, und jenſeits derſelben verlor ſich die Ausſicht in das weite
Meer hinaus. Von den uͤbrigen benachbarten Inſeln, die wir nicht ſehen konn-
ten, zeigte unſer Begleiter uns wenigſtens die Lage, und erzaͤhlte dabey, ob
und was daſelbſt wachſe? ob die Inſeln bergigt oder flach, bewohnt oder unbe-
wohnt, oder nur dann und wann beſucht wuͤrden? Tedhuroa gehoͤrte zu der
letztern Art, und es kamen eben zwey Canots mit aufgeſetzten Segeln von daher
zuruͤck. Der Tahitier ſagte: ſie wuͤrden vermuthlich auf den Fiſchfang aus
geweſen ſeyn, der in dem dortigen beſchloßnen See ungemein ergiebig waͤre. Nach-
dem wir uns auf dieſer Stelle ein Weilchen ausgeruht hatten, ſo giengs wieder
fort und auf die im Innern der Inſel gelegenen Berge los. Dieſe lockten uns
nicht nur durch den ſchoͤnen Anblick ihrer noch reich belaubten Waͤlder, in de-
nen wir mache neue Pflanze zu finden hoffen konnten, ſondern auch durch ihre
anſcheinende Nachbarſchaft. Hievon wurden wir indeſſen bald das Gegentheil ge-
wahr; es waren nemlich von hier aus, noch eine Menge duͤrrer Berge und Thaͤ-
ler zu paßiren, die uns keine Hoffnung uͤbrig ließen, noch heute dahin zu

kom-
*) Pandanus Rumph. Herb. Amb. Athrodactylis Forſter. Nov. Gen. Plantarum —
Keura. Forſkal.
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[264/0319] Forſter’s Reiſe um die Welt holen, bey welchem es uns zuvor immer an Luft fehlte. Endlich erreich- ten wir den Gipfel des Berges, wo der Weg wieder eben wurde, und noch uͤberdies ein angenehmes Luͤftchen uns ungemein erfriſchte. Nachdem wir aber auf dieſer hohen Flaͤche eine Strecke weiter gegangen waren, noͤthigte uns die vom duͤrren Boden zuruͤckprallende brennende Sonnenhitze, im Schatten ei- nes einſam ſtehenden Pandangs oder Palm-Nußbaums *) niederzuſitzen, wo- durch ſelbſt unſerm Begleiter ein großer Dienſt geſchahe. Die Ausſicht war von hier aus vortreflich. Wir ſahen tief auf die Ebne von Matavai herab, die alle ihre Reize gleichſam zu unſern Fuͤßen ausbreitete; vor derſelben lag die Bay mit den Schiffen, von einer Menge Canots bedeckt und mit dem Ryf eingeſchloſſen, welches O-Tahiti umgiebt. Die Mittagsſonne warf ein ſtaͤtes, ruhiges und gleichformiges Licht auf den ganzen Proſpect, und in einer Entfernung von ohn- gefaͤhr 6 ſtarken engliſchen See-Meilen (leagues,) erblickte man die niedrige In- ſel Tedhuroa. Sie beſtand aus einem kleinen Zirkel von Felſen, die mit einigen Palmen beſetzt waren, und jenſeits derſelben verlor ſich die Ausſicht in das weite Meer hinaus. Von den uͤbrigen benachbarten Inſeln, die wir nicht ſehen konn- ten, zeigte unſer Begleiter uns wenigſtens die Lage, und erzaͤhlte dabey, ob und was daſelbſt wachſe? ob die Inſeln bergigt oder flach, bewohnt oder unbe- wohnt, oder nur dann und wann beſucht wuͤrden? Tedhuroa gehoͤrte zu der letztern Art, und es kamen eben zwey Canots mit aufgeſetzten Segeln von daher zuruͤck. Der Tahitier ſagte: ſie wuͤrden vermuthlich auf den Fiſchfang aus geweſen ſeyn, der in dem dortigen beſchloßnen See ungemein ergiebig waͤre. Nach- dem wir uns auf dieſer Stelle ein Weilchen ausgeruht hatten, ſo giengs wieder fort und auf die im Innern der Inſel gelegenen Berge los. Dieſe lockten uns nicht nur durch den ſchoͤnen Anblick ihrer noch reich belaubten Waͤlder, in de- nen wir mache neue Pflanze zu finden hoffen konnten, ſondern auch durch ihre anſcheinende Nachbarſchaft. Hievon wurden wir indeſſen bald das Gegentheil ge- wahr; es waren nemlich von hier aus, noch eine Menge duͤrrer Berge und Thaͤ- ler zu paßiren, die uns keine Hoffnung uͤbrig ließen, noch heute dahin zu kom- 1773. Auguſt. *) Pandanus Rumph. Herb. Amb. Athrodactylis Forſter. Nov. Gen. Plantarum — Keura. Forſkal.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/319>, abgerufen am 22.11.2024.