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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Forster's Reise um die Welt
1773.
August.
zen Flecken von allerhand Gestalt bedeckt. Eben dieser Mann, der E-Tith
hieß, war auch wegen seiner ungeheuren Corpulenz für andern auffallend, und
schien überdies beym Könige (Erih) in besondern Ansehn zu stehen, indem dieser
ihn fast bey jedem Vorfalle um Rath frug. So lange der König auf dem Stuhle
oder seinem Throne sas, betrug er sich ungleich ernsthafter und steifer, als man
es von seiner Jugend wohl hätte erwarten sollen. Es schien aber ein auswen-
dig gelerntes, angenommenes Wesen zu seyn, wodurch unsre Audienz ein
desto feyerlicheres Ansehen bekommen sollte. Bey einigen altfränkischen Staats-
männern möchte ihm das vielleicht zum Verdienst gerechnet werden; es war
doch aber im Grunde nichts als eine Maskerade von Heucheley und Verstel-
lung, die wir zu Tahiti kaum erwartet hätten.

Nach der ersten Begrüßung überreichte Capitain Cook dem Aheatua
ein Stück rothen Boy (baize) ein Bett-Tuch, eine breite Zimmer-Art, ein
Messer, Nägel, Spiegel und Corallen. Mein Vater gab ihm ähnliche Ge-
schenke, und unter andern eine Aigrette von Scharlachroth gefärbten Federn,
die an einem gewundenen Drathe oder Zitter-Nadel befestigt waren. Diese schätz-
ten Se. Majestät ungemein hoch und beym Anblick derselben brach die ganze
Versammlung in ein lautes Au- wäh aus, welcher Ausruf Erstaunen und
Bewundrung andeutet. Der König fragte nunmehro nach Herrn Banks,
nach welchen vor ihm nur der einzige Tuahau gefragt hatte. Sodann erkun-
digte er sich wie lange wir bleiben würden, und gab dabey zu verstehen,
es sollte ihm lieb seyn, wenn wir fünf Monath verweilen wollten. Capitain
Cook antwortete, daß er im Gegentheil unverzüglich wieder absegeln müsse,
weil nicht Lebensmittel genug zu bekommen wären. Der König schränkte also
seine Bitte auf einen Monath, und endlich auf fünf Tage ein. Da aber
Capitain Cook immer bey seiner vorigen Erklärung blieb; so versprach Ahea-
tua
uns am folgenden Tage Schweine zu schicken. Dergleichen Versprechun-
gen waren uns indessen schon mehr als einmal gemacht worden, ohne daß je-
doch etwas darauf erfolget wäre. Wir rechneten also auch jetzt nicht darauf.
Denn so wenig übrigens Teiarrabu als ein hoch verfeinerter Staat angesehen
werden kann, so hatten wir doch längst gefunden, daß sich von der thätigen
Gutherzigkeit, welche uns der Mittelstand, durch Gastfreyheit und eine Menge

dienst-

Forſter’s Reiſe um die Welt
1773.
Auguſt.
zen Flecken von allerhand Geſtalt bedeckt. Eben dieſer Mann, der E-Tith
hieß, war auch wegen ſeiner ungeheuren Corpulenz fuͤr andern auffallend, und
ſchien uͤberdies beym Koͤnige (Erih) in beſondern Anſehn zu ſtehen, indem dieſer
ihn faſt bey jedem Vorfalle um Rath frug. So lange der Koͤnig auf dem Stuhle
oder ſeinem Throne ſas, betrug er ſich ungleich ernſthafter und ſteifer, als man
es von ſeiner Jugend wohl haͤtte erwarten ſollen. Es ſchien aber ein auswen-
dig gelerntes, angenommenes Weſen zu ſeyn, wodurch unſre Audienz ein
deſto feyerlicheres Anſehen bekommen ſollte. Bey einigen altfraͤnkiſchen Staats-
maͤnnern moͤchte ihm das vielleicht zum Verdienſt gerechnet werden; es war
doch aber im Grunde nichts als eine Maskerade von Heucheley und Verſtel-
lung, die wir zu Tahiti kaum erwartet haͤtten.

Nach der erſten Begruͤßung uͤberreichte Capitain Cook dem Aheatua
ein Stuͤck rothen Boy (baize) ein Bett-Tuch, eine breite Zimmer-Art, ein
Meſſer, Naͤgel, Spiegel und Corallen. Mein Vater gab ihm aͤhnliche Ge-
ſchenke, und unter andern eine Aigrette von Scharlachroth gefaͤrbten Federn,
die an einem gewundenen Drathe oder Zitter-Nadel befeſtigt waren. Dieſe ſchaͤtz-
ten Se. Majeſtaͤt ungemein hoch und beym Anblick derſelben brach die ganze
Verſammlung in ein lautes Au- waͤh aus, welcher Ausruf Erſtaunen und
Bewundrung andeutet. Der Koͤnig fragte nunmehro nach Herrn Banks,
nach welchen vor ihm nur der einzige Tuahau gefragt hatte. Sodann erkun-
digte er ſich wie lange wir bleiben wuͤrden, und gab dabey zu verſtehen,
es ſollte ihm lieb ſeyn, wenn wir fuͤnf Monath verweilen wollten. Capitain
Cook antwortete, daß er im Gegentheil unverzuͤglich wieder abſegeln muͤſſe,
weil nicht Lebensmittel genug zu bekommen waͤren. Der Koͤnig ſchraͤnkte alſo
ſeine Bitte auf einen Monath, und endlich auf fuͤnf Tage ein. Da aber
Capitain Cook immer bey ſeiner vorigen Erklaͤrung blieb; ſo verſprach Ahea-
tua
uns am folgenden Tage Schweine zu ſchicken. Dergleichen Verſprechun-
gen waren uns indeſſen ſchon mehr als einmal gemacht worden, ohne daß je-
doch etwas darauf erfolget waͤre. Wir rechneten alſo auch jetzt nicht darauf.
Denn ſo wenig uͤbrigens Teiarrabu als ein hoch verfeinerter Staat angeſehen
werden kann, ſo hatten wir doch laͤngſt gefunden, daß ſich von der thaͤtigen
Gutherzigkeit, welche uns der Mittelſtand, durch Gaſtfreyheit und eine Menge

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[232/0285] Forſter’s Reiſe um die Welt zen Flecken von allerhand Geſtalt bedeckt. Eben dieſer Mann, der E-Tith hieß, war auch wegen ſeiner ungeheuren Corpulenz fuͤr andern auffallend, und ſchien uͤberdies beym Koͤnige (Erih) in beſondern Anſehn zu ſtehen, indem dieſer ihn faſt bey jedem Vorfalle um Rath frug. So lange der Koͤnig auf dem Stuhle oder ſeinem Throne ſas, betrug er ſich ungleich ernſthafter und ſteifer, als man es von ſeiner Jugend wohl haͤtte erwarten ſollen. Es ſchien aber ein auswen- dig gelerntes, angenommenes Weſen zu ſeyn, wodurch unſre Audienz ein deſto feyerlicheres Anſehen bekommen ſollte. Bey einigen altfraͤnkiſchen Staats- maͤnnern moͤchte ihm das vielleicht zum Verdienſt gerechnet werden; es war doch aber im Grunde nichts als eine Maskerade von Heucheley und Verſtel- lung, die wir zu Tahiti kaum erwartet haͤtten. 1773. Auguſt. Nach der erſten Begruͤßung uͤberreichte Capitain Cook dem Aheatua ein Stuͤck rothen Boy (baize) ein Bett-Tuch, eine breite Zimmer-Art, ein Meſſer, Naͤgel, Spiegel und Corallen. Mein Vater gab ihm aͤhnliche Ge- ſchenke, und unter andern eine Aigrette von Scharlachroth gefaͤrbten Federn, die an einem gewundenen Drathe oder Zitter-Nadel befeſtigt waren. Dieſe ſchaͤtz- ten Se. Majeſtaͤt ungemein hoch und beym Anblick derſelben brach die ganze Verſammlung in ein lautes Au- waͤh aus, welcher Ausruf Erſtaunen und Bewundrung andeutet. Der Koͤnig fragte nunmehro nach Herrn Banks, nach welchen vor ihm nur der einzige Tuahau gefragt hatte. Sodann erkun- digte er ſich wie lange wir bleiben wuͤrden, und gab dabey zu verſtehen, es ſollte ihm lieb ſeyn, wenn wir fuͤnf Monath verweilen wollten. Capitain Cook antwortete, daß er im Gegentheil unverzuͤglich wieder abſegeln muͤſſe, weil nicht Lebensmittel genug zu bekommen waͤren. Der Koͤnig ſchraͤnkte alſo ſeine Bitte auf einen Monath, und endlich auf fuͤnf Tage ein. Da aber Capitain Cook immer bey ſeiner vorigen Erklaͤrung blieb; ſo verſprach Ahea- tua uns am folgenden Tage Schweine zu ſchicken. Dergleichen Verſprechun- gen waren uns indeſſen ſchon mehr als einmal gemacht worden, ohne daß je- doch etwas darauf erfolget waͤre. Wir rechneten alſo auch jetzt nicht darauf. Denn ſo wenig uͤbrigens Teiarrabu als ein hoch verfeinerter Staat angeſehen werden kann, ſo hatten wir doch laͤngſt gefunden, daß ſich von der thaͤtigen Gutherzigkeit, welche uns der Mittelſtand, durch Gaſtfreyheit und eine Menge dienſt-

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/285>, abgerufen am 22.11.2024.