Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.Forster's Reise um die Welt 1773. August. Nachdem wir diesem Tahitischen Fresser eine Weile zugesehen hatten, "den Fingern hat, daß er dafür nichts anrühren oder anfassen kann, und das Kennzei-
"chen des Adels in diesem Lande besteht in langen Nägeln, so lang sie nur wachsen wollen. -- "Und die Mägdlein singen so lang der reiche Mann isset; und wenn er vom ersten Gange "nicht mehr essen mag, so bringen fünf und fünf andre hübsche Jungfrauen den zweyten "Gang und singen wie bevor, bis das Mahl zu Ende ist. Und so bringt er sein Leben hin, "und so verlebtens seine Väter, und so werdens diejenigen verleben, die aus seinen Lenden "entsprossen sind." S. The Voyage and Travayle of Sir Iohn Maundevile, Knight, which treateth of the way to Hierusalem & of Marvayles of Inde, with other Haunds and Countryes. From an original MS. in the Cotton library. 8vo 1727. p. 376. Forſter’s Reiſe um die Welt 1773. Auguſt. Nachdem wir dieſem Tahitiſchen Freſſer eine Weile zugeſehen hatten, “den Fingern hat, daß er dafuͤr nichts anruͤhren oder anfaſſen kann, und das Kennzei-
“chen des Adels in dieſem Lande beſteht in langen Naͤgeln, ſo lang ſie nur wachſen wollen. — “Und die Maͤgdlein ſingen ſo lang der reiche Mann iſſet; und wenn er vom erſten Gange “nicht mehr eſſen mag, ſo bringen fuͤnf und fuͤnf andre huͤbſche Jungfrauen den zweyten “Gang und ſingen wie bevor, bis das Mahl zu Ende iſt. Und ſo bringt er ſein Leben hin, “und ſo verlebtens ſeine Vaͤter, und ſo werdens diejenigen verleben, die aus ſeinen Lenden “entſproſſen ſind.“ S. The Voyage and Travayle of Sir Iohn Maundevile, Knight, which treateth of the way to Hieruſalem & of Marvayles of Inde, with other Haunds and Countryes. From an original MS. in the Cotton library. 8vo 1727. p. 376. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0279" n="226"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi> </fw><lb/> <note place="left">1773.<lb/> Auguſt.</note> <p>Nachdem wir dieſem Tahitiſchen Freſſer eine Weile zugeſehen hatten,<lb/> ſo trennte ſich unſre Geſellſchaft. Ich meines Theils blieb bey Herrn <hi rendition="#fr"><persName>Hodges</persName></hi> und<lb/><hi rendition="#fr"><persName>Grindall</persName></hi>, und da dieſe von dem gutherzigen jungen Burſchen, der erſterem das<lb/> Portefeuille trug, gebeten worden waren, mit nach ſeiner Eltern Hauſe zu kom-<lb/> men, ſo begleitete ich ſie dahin. Es war 5 Uhr Abends, als wir daſelbſt an-<lb/> kamen. Die Wohnung war klein, aber niedlich, und das vor demſelben be-<lb/> findliche Steinpflaſter fanden wir mit friſchem Laube beſtreuet, auf welchem<lb/> ein großer Vorrath der beſten Coco-Nuͤſſe und wohlbereiteter Brodfrucht in<lb/> ſchoͤnſter Ordnung aufgetragen war. Zwey aͤltliche Perſonen, welche die Rat-<lb/> ten von den Speiſen abzuhalten ſuchten, ſtanden dabey; auf dieſe lief der junge<lb/> Menſch zu und ſtellte ſie uns, bey unſerer Annaͤherung, als ſeine Eltern vor.<lb/> Man konnte es ihnen augenſcheinlich anſehen, wie herzlich verguuͤgt ſie daruͤber<lb/> waren, die Freunde ihres Sohnes bey ſich zu ſehen und ſie bewirthen zu koͤn-<lb/> nen. In dieſer Abſicht bathen ſie, daß wir uns die veranſtaltete Mahlzeit<lb/> gefallen laſſen moͤgten. Wir konnten anfaͤnglich nicht begreifen wie es zu-<lb/> gehe, daß ſie bey unſeer Ankunft ſchon voͤllig bereitet war. Es fiel uns aber<lb/> nachher bey, daß unſer junge Begleiter etliche Stunden zuvor einen ſeiner<lb/> Cameraden voraus geſchickt, und durch dieſen hatte er vermuthlich das Gaſtmahl<lb/> beſtellen laſſen. Da dies heute die erſte rechte Mahlzeit war, zu der wir<lb/> uns niederließen, ſo kann man ſich vorſtellen, daß wir mit gutem Appetit dar-<lb/> uͤber herfielen, was man ſich aber vielleicht nicht ſo lebhaft wird verſtellen koͤn-<lb/> nen, war die Freude welche die gaſtfreyen Alten und ihr gutdenkender Sohn<lb/> daruͤber bezeugten, daß uns ihr Mahl ſo wohl ſchmeckte. Bey dieſem alten ehr-<lb/> wuͤrdigen Paare, das uns bey Tiſch bediente, haͤtten wir auf eine poetiſche<lb/><note xml:id="note-0279" prev="#note-0278" place="foot" n="*)">“den Fingern hat, daß er dafuͤr nichts anruͤhren oder anfaſſen kann, und das Kennzei-<lb/> “chen des Adels in dieſem Lande beſteht in langen Naͤgeln, ſo lang ſie nur wachſen wollen. —<lb/> “Und die Maͤgdlein ſingen ſo lang der reiche Mann iſſet; und wenn er vom erſten Gange<lb/> “nicht mehr eſſen mag, ſo bringen fuͤnf und fuͤnf andre huͤbſche Jungfrauen den zweyten<lb/> “Gang und ſingen wie bevor, bis das Mahl zu Ende iſt. Und ſo bringt er ſein Leben hin,<lb/> “und ſo verlebtens ſeine Vaͤter, und ſo werdens diejenigen verleben, die aus ſeinen Lenden<lb/> “entſproſſen ſind.“ S. <hi rendition="#aq">The Voyage and Travayle of Sir <persName>Iohn Maundevile</persName>, Knight,<lb/> which treateth of the way to <placeName>Hieruſalem</placeName> & of <placeName>Marvayles of Inde</placeName>, with other<lb/> Haunds and Countryes. From an original MS. in the Cotton library. 8vo 1727.<lb/> p.</hi> 376.</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [226/0279]
Forſter’s Reiſe um die Welt
Nachdem wir dieſem Tahitiſchen Freſſer eine Weile zugeſehen hatten,
ſo trennte ſich unſre Geſellſchaft. Ich meines Theils blieb bey Herrn Hodges und
Grindall, und da dieſe von dem gutherzigen jungen Burſchen, der erſterem das
Portefeuille trug, gebeten worden waren, mit nach ſeiner Eltern Hauſe zu kom-
men, ſo begleitete ich ſie dahin. Es war 5 Uhr Abends, als wir daſelbſt an-
kamen. Die Wohnung war klein, aber niedlich, und das vor demſelben be-
findliche Steinpflaſter fanden wir mit friſchem Laube beſtreuet, auf welchem
ein großer Vorrath der beſten Coco-Nuͤſſe und wohlbereiteter Brodfrucht in
ſchoͤnſter Ordnung aufgetragen war. Zwey aͤltliche Perſonen, welche die Rat-
ten von den Speiſen abzuhalten ſuchten, ſtanden dabey; auf dieſe lief der junge
Menſch zu und ſtellte ſie uns, bey unſerer Annaͤherung, als ſeine Eltern vor.
Man konnte es ihnen augenſcheinlich anſehen, wie herzlich verguuͤgt ſie daruͤber
waren, die Freunde ihres Sohnes bey ſich zu ſehen und ſie bewirthen zu koͤn-
nen. In dieſer Abſicht bathen ſie, daß wir uns die veranſtaltete Mahlzeit
gefallen laſſen moͤgten. Wir konnten anfaͤnglich nicht begreifen wie es zu-
gehe, daß ſie bey unſeer Ankunft ſchon voͤllig bereitet war. Es fiel uns aber
nachher bey, daß unſer junge Begleiter etliche Stunden zuvor einen ſeiner
Cameraden voraus geſchickt, und durch dieſen hatte er vermuthlich das Gaſtmahl
beſtellen laſſen. Da dies heute die erſte rechte Mahlzeit war, zu der wir
uns niederließen, ſo kann man ſich vorſtellen, daß wir mit gutem Appetit dar-
uͤber herfielen, was man ſich aber vielleicht nicht ſo lebhaft wird verſtellen koͤn-
nen, war die Freude welche die gaſtfreyen Alten und ihr gutdenkender Sohn
daruͤber bezeugten, daß uns ihr Mahl ſo wohl ſchmeckte. Bey dieſem alten ehr-
wuͤrdigen Paare, das uns bey Tiſch bediente, haͤtten wir auf eine poetiſche
*)
*) “den Fingern hat, daß er dafuͤr nichts anruͤhren oder anfaſſen kann, und das Kennzei-
“chen des Adels in dieſem Lande beſteht in langen Naͤgeln, ſo lang ſie nur wachſen wollen. —
“Und die Maͤgdlein ſingen ſo lang der reiche Mann iſſet; und wenn er vom erſten Gange
“nicht mehr eſſen mag, ſo bringen fuͤnf und fuͤnf andre huͤbſche Jungfrauen den zweyten
“Gang und ſingen wie bevor, bis das Mahl zu Ende iſt. Und ſo bringt er ſein Leben hin,
“und ſo verlebtens ſeine Vaͤter, und ſo werdens diejenigen verleben, die aus ſeinen Lenden
“entſproſſen ſind.“ S. The Voyage and Travayle of Sir Iohn Maundevile, Knight,
which treateth of the way to Hieruſalem & of Marvayles of Inde, with other
Haunds and Countryes. From an original MS. in the Cotton library. 8vo 1727.
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