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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Forster's Reise um die Welt
1773.
August.
durch Worte ausdrücken lassen. Aller Indianer Augen waren auf sein Zeich-
nen geheftet, aber wie groß war ihr Erstaunen und Vergnügen, als sie zwischen
seiner Arbeit und den Gesichtszügen einiger ihrer anwesenden Landsleute eine auf-
fallende Aenlichkeit gewahr wurden. Ohnerachtet wir uns seit unserm Hierseyn
schon viel Mühe gegeben hatten die Sprache zu erlernen, so waren wir doch noch
nicht weit darinn gekommen und mußten daher Verzicht auf das Vergnügen
thun, welches uns die Unterhaltung mit diesen glücklichen Leuten ohne Zweifel ge-
währet haben würde. Einzelne Wörter und stumme Pantomime war alles, wo-
durch wir uns ausdrücken konnten. Aber selbst das war hinreichend, die guten
Leute zu vergnügen, und unsre Gelehrigkeit und Bestreben ihnen zu gefallen, war
ihnen wenigstens eben so angenehm als ihre Gefälligkeit uns zu dienen und zu
unterrichten. Der alte Mann änderte unserntwegen seine Stellung nicht. Ohne
sein Haupt vom Stuhl zu erheben, that er verschiedne kleine Fragen an uns:
Z. E. wie der Erih oder Befehlshaber des Schiffs hieße? wie das Land genannt
werde aus dem wir kämen? wie lang wir bleiben würden? ob wir unsre Frau-
ens
bey uns hätten? u. d. gl. Er schien zwar von alle dem schon durch seine Lands-
leute unterrichtet zu seyn, doch mochte er entweder von uns selbst die Bestätigung
ihrer Aussage hören, oder uns blos durch das Gespräch unterhalten wollen. Wir
beantworteten seine Fragen so gut wir konnten; theilten hierauf einige Corallen,
Medaillen und andre Kleinigkeiten unter seine Familie aus, und giengen als-
denn weiter. Auf diese Weise hätten wir zu Fuß um die ganze Insel wandern
können. Einerseits ließ uns die Gastfreyheit der Einwohner in jeder Hütte, wo wir
hätten einkehren mögen, die nöthigen Erfrischungen hoffen, und andern Theils wür-
de es sich auch in Absicht des Weges überall haben gut fortkommen lassen, denn die
Ebene zwischen den Bergen und der See, läuft um die ganze Insel ohnunter-
brochen herum; der Boden ist auf diesem schmalen Landstrich völlig eben und
der Weg an vielen Stellen mit feinem Grase bewachsen. Kein einziges schäd-
liches Thier schreckte uns; nicht einmal Mücken oder Muskito-Fliegen summten
um uns her. Die Brod Frucht-Wälder machten selbst gegen die Mittags-Sonne
einen angenehmen Schatten und die Hitze ward noch überdies durch eine kühle
Seeluft gemäßigt. Da aber die Einwohner gewohnt sind, während den Mit-
tags-Stunden zu ruhen, so verliefen sie sich auch jetzt einer nach dem andern

Forſter’s Reiſe um die Welt
1773.
Auguſt.
durch Worte ausdruͤcken laſſen. Aller Indianer Augen waren auf ſein Zeich-
nen geheftet, aber wie groß war ihr Erſtaunen und Vergnuͤgen, als ſie zwiſchen
ſeiner Arbeit und den Geſichtszuͤgen einiger ihrer anweſenden Landsleute eine auf-
fallende Aenlichkeit gewahr wurden. Ohnerachtet wir uns ſeit unſerm Hierſeyn
ſchon viel Muͤhe gegeben hatten die Sprache zu erlernen, ſo waren wir doch noch
nicht weit darinn gekommen und mußten daher Verzicht auf das Vergnuͤgen
thun, welches uns die Unterhaltung mit dieſen gluͤcklichen Leuten ohne Zweifel ge-
waͤhret haben wuͤrde. Einzelne Woͤrter und ſtumme Pantomime war alles, wo-
durch wir uns ausdruͤcken konnten. Aber ſelbſt das war hinreichend, die guten
Leute zu vergnuͤgen, und unſre Gelehrigkeit und Beſtreben ihnen zu gefallen, war
ihnen wenigſtens eben ſo angenehm als ihre Gefaͤlligkeit uns zu dienen und zu
unterrichten. Der alte Mann aͤnderte unſerntwegen ſeine Stellung nicht. Ohne
ſein Haupt vom Stuhl zu erheben, that er verſchiedne kleine Fragen an uns:
Z. E. wie der Erih oder Befehlshaber des Schiffs hieße? wie das Land genannt
werde aus dem wir kaͤmen? wie lang wir bleiben wuͤrden? ob wir unſre Frau-
ens
bey uns haͤtten? u. d. gl. Er ſchien zwar von alle dem ſchon durch ſeine Lands-
leute unterrichtet zu ſeyn, doch mochte er entweder von uns ſelbſt die Beſtaͤtigung
ihrer Ausſage hoͤren, oder uns blos durch das Geſpraͤch unterhalten wollen. Wir
beantworteten ſeine Fragen ſo gut wir konnten; theilten hierauf einige Corallen,
Medaillen und andre Kleinigkeiten unter ſeine Familie aus, und giengen als-
denn weiter. Auf dieſe Weiſe haͤtten wir zu Fuß um die ganze Inſel wandern
koͤnnen. Einerſeits ließ uns die Gaſtfreyheit der Einwohner in jeder Huͤtte, wo wir
haͤtten einkehren moͤgen, die noͤthigen Erfriſchungen hoffen, und andern Theils wuͤr-
de es ſich auch in Abſicht des Weges uͤberall haben gut fortkommen laſſen, denn die
Ebene zwiſchen den Bergen und der See, laͤuft um die ganze Inſel ohnunter-
brochen herum; der Boden iſt auf dieſem ſchmalen Landſtrich voͤllig eben und
der Weg an vielen Stellen mit feinem Graſe bewachſen. Kein einziges ſchaͤd-
liches Thier ſchreckte uns; nicht einmal Muͤcken oder Muskito-Fliegen ſummten
um uns her. Die Brod Frucht-Waͤlder machten ſelbſt gegen die Mittags-Sonne
einen angenehmen Schatten und die Hitze ward noch uͤberdies durch eine kuͤhle
Seeluft gemaͤßigt. Da aber die Einwohner gewohnt ſind, waͤhrend den Mit-
tags-Stunden zu ruhen, ſo verliefen ſie ſich auch jetzt einer nach dem andern

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[222/0275] Forſter’s Reiſe um die Welt durch Worte ausdruͤcken laſſen. Aller Indianer Augen waren auf ſein Zeich- nen geheftet, aber wie groß war ihr Erſtaunen und Vergnuͤgen, als ſie zwiſchen ſeiner Arbeit und den Geſichtszuͤgen einiger ihrer anweſenden Landsleute eine auf- fallende Aenlichkeit gewahr wurden. Ohnerachtet wir uns ſeit unſerm Hierſeyn ſchon viel Muͤhe gegeben hatten die Sprache zu erlernen, ſo waren wir doch noch nicht weit darinn gekommen und mußten daher Verzicht auf das Vergnuͤgen thun, welches uns die Unterhaltung mit dieſen gluͤcklichen Leuten ohne Zweifel ge- waͤhret haben wuͤrde. Einzelne Woͤrter und ſtumme Pantomime war alles, wo- durch wir uns ausdruͤcken konnten. Aber ſelbſt das war hinreichend, die guten Leute zu vergnuͤgen, und unſre Gelehrigkeit und Beſtreben ihnen zu gefallen, war ihnen wenigſtens eben ſo angenehm als ihre Gefaͤlligkeit uns zu dienen und zu unterrichten. Der alte Mann aͤnderte unſerntwegen ſeine Stellung nicht. Ohne ſein Haupt vom Stuhl zu erheben, that er verſchiedne kleine Fragen an uns: Z. E. wie der Erih oder Befehlshaber des Schiffs hieße? wie das Land genannt werde aus dem wir kaͤmen? wie lang wir bleiben wuͤrden? ob wir unſre Frau- ens bey uns haͤtten? u. d. gl. Er ſchien zwar von alle dem ſchon durch ſeine Lands- leute unterrichtet zu ſeyn, doch mochte er entweder von uns ſelbſt die Beſtaͤtigung ihrer Ausſage hoͤren, oder uns blos durch das Geſpraͤch unterhalten wollen. Wir beantworteten ſeine Fragen ſo gut wir konnten; theilten hierauf einige Corallen, Medaillen und andre Kleinigkeiten unter ſeine Familie aus, und giengen als- denn weiter. Auf dieſe Weiſe haͤtten wir zu Fuß um die ganze Inſel wandern koͤnnen. Einerſeits ließ uns die Gaſtfreyheit der Einwohner in jeder Huͤtte, wo wir haͤtten einkehren moͤgen, die noͤthigen Erfriſchungen hoffen, und andern Theils wuͤr- de es ſich auch in Abſicht des Weges uͤberall haben gut fortkommen laſſen, denn die Ebene zwiſchen den Bergen und der See, laͤuft um die ganze Inſel ohnunter- brochen herum; der Boden iſt auf dieſem ſchmalen Landſtrich voͤllig eben und der Weg an vielen Stellen mit feinem Graſe bewachſen. Kein einziges ſchaͤd- liches Thier ſchreckte uns; nicht einmal Muͤcken oder Muskito-Fliegen ſummten um uns her. Die Brod Frucht-Waͤlder machten ſelbſt gegen die Mittags-Sonne einen angenehmen Schatten und die Hitze ward noch uͤberdies durch eine kuͤhle Seeluft gemaͤßigt. Da aber die Einwohner gewohnt ſind, waͤhrend den Mit- tags-Stunden zu ruhen, ſo verliefen ſie ſich auch jetzt einer nach dem andern 1773. Auguſt.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/275>, abgerufen am 22.11.2024.