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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
bleiben mögten. Da wir aber augenscheinlich sahen, daß diese Bitte blos aus1773.
August.

Trägheit herkam, damit sie nemlich der Mühe überhoben wären, die bergigten
Gegenden zu ersteigen, *) und es uns um ihre Begleitung eben nicht sehr zu thun
war; so giengen wir ohngeachtet ihres dringenden Begehrens weiter, worauf denn
der größte Theil unseres Gefolges hinter uns drein gaffend stehen blieb, die übri-
gen aber ein jeder seine Straße zog. Nur ein Paar von ihnen, die weniger be-
quem als die übrigen seyn mogten, blieben bey uns, und erbothen sich zu
Wegweisern. Sie führten uns einen Erdriß zwischen zween Bergen hinauf,
woselbst wir einige neue wilde Pflanzen und eine Menge kleiner Schwalben
antrafen, die über einen Bach hinstrichen, der auf einem Kieselgrunde herab
rauschte. Das Ufer, dessen schlängelnder Krümmung wir aufwärts folgten,
brachte uns zu einem senkrecht stehenden und mit mancherley wohlriechendem
Gebüsch behangenen Felsen, von welchem sich eine Crystallhelle Wasser-Säule
in einen glatten klaren Teich herabstürzte, dessen anmuthiges Gestade überall
mit bunten Blumen prangte. Dies war eine der schönsten Gegenden die ich
in meinem Leben gesehen. Kein Dichter kann sie so schön mahlen. Wir sa-
hen von oben herab auf die fruchtbare überall angebaute und bewohnte Ebene,
und jenseits dieser in das weite, blaue Meer hinaus! Die Bäume, welche
ihre dickbelaubten Zweige gegen den Teich hin ausbreiteten, gewährten uns küh-
len Schatten, und ein angenehmes Lüftchen welches über das Wasser her we-
hete, milderte die Hitze des Tages noch mehr. Hier legten wir uns auf den
weichen Rasen hin, um beym feyerlich einförmigen Geräusch des Wasserfalls,
dazwischen dann und wann ein Vogel schlug, die eingesammelten Pflanzen zu
beschreiben, ehe sie verwelkten. Unsre Tahitischen Begleiter lagerten sich
ebenfalls unter das Gebüsch hin, und sahen uns mit stiller Aufmerksamkeit
zu. Wir hätten den ganzen Tag in dieser reizenden Einöde zubringen mö-
gen! allein unser Beruf gestattete keine Unthätigkeit; so bald wir also mit
den Beschreibungen fertig waren, begnügten wir uns die romantische Gegend
noch einmal zu betrachten, und kehrten alsdenn nach der Ebene zurück. Hier
kam uns ein großer Haufen Indianer entgegen, welche Herren Hodges und Grin-

*) Dies erklärt einen ähnlichen Vorfall der, einige Seiten zuvor, pag. 212 erzählt worden.
E e 2

in den Jahren 1772 bis 1775.
bleiben moͤgten. Da wir aber augenſcheinlich ſahen, daß dieſe Bitte blos aus1773.
Auguſt.

Traͤgheit herkam, damit ſie nemlich der Muͤhe uͤberhoben waͤren, die bergigten
Gegenden zu erſteigen, *) und es uns um ihre Begleitung eben nicht ſehr zu thun
war; ſo giengen wir ohngeachtet ihres dringenden Begehrens weiter, worauf denn
der groͤßte Theil unſeres Gefolges hinter uns drein gaffend ſtehen blieb, die uͤbri-
gen aber ein jeder ſeine Straße zog. Nur ein Paar von ihnen, die weniger be-
quem als die uͤbrigen ſeyn mogten, blieben bey uns, und erbothen ſich zu
Wegweiſern. Sie fuͤhrten uns einen Erdriß zwiſchen zween Bergen hinauf,
woſelbſt wir einige neue wilde Pflanzen und eine Menge kleiner Schwalben
antrafen, die uͤber einen Bach hinſtrichen, der auf einem Kieſelgrunde herab
rauſchte. Das Ufer, deſſen ſchlaͤngelnder Kruͤmmung wir aufwaͤrts folgten,
brachte uns zu einem ſenkrecht ſtehenden und mit mancherley wohlriechendem
Gebuͤſch behangenen Felſen, von welchem ſich eine Cryſtallhelle Waſſer-Saͤule
in einen glatten klaren Teich herabſtuͤrzte, deſſen anmuthiges Geſtade uͤberall
mit bunten Blumen prangte. Dies war eine der ſchoͤnſten Gegenden die ich
in meinem Leben geſehen. Kein Dichter kann ſie ſo ſchoͤn mahlen. Wir ſa-
hen von oben herab auf die fruchtbare uͤberall angebaute und bewohnte Ebene,
und jenſeits dieſer in das weite, blaue Meer hinaus! Die Baͤume, welche
ihre dickbelaubten Zweige gegen den Teich hin ausbreiteten, gewaͤhrten uns kuͤh-
len Schatten, und ein angenehmes Luͤftchen welches uͤber das Waſſer her we-
hete, milderte die Hitze des Tages noch mehr. Hier legten wir uns auf den
weichen Raſen hin, um beym feyerlich einfoͤrmigen Geraͤuſch des Waſſerfalls,
dazwiſchen dann und wann ein Vogel ſchlug, die eingeſammelten Pflanzen zu
beſchreiben, ehe ſie verwelkten. Unſre Tahitiſchen Begleiter lagerten ſich
ebenfalls unter das Gebuͤſch hin, und ſahen uns mit ſtiller Aufmerkſamkeit
zu. Wir haͤtten den ganzen Tag in dieſer reizenden Einoͤde zubringen moͤ-
gen! allein unſer Beruf geſtattete keine Unthaͤtigkeit; ſo bald wir alſo mit
den Beſchreibungen fertig waren, begnuͤgten wir uns die romantiſche Gegend
noch einmal zu betrachten, und kehrten alsdenn nach der Ebene zuruͤck. Hier
kam uns ein großer Haufen Indianer entgegen, welche Herren Hodges und Grin-

*) Dies erklaͤrt einen aͤhnlichen Vorfall der, einige Seiten zuvor, pag. 212 erzaͤhlt worden.
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[219/0272] in den Jahren 1772 bis 1775. bleiben moͤgten. Da wir aber augenſcheinlich ſahen, daß dieſe Bitte blos aus Traͤgheit herkam, damit ſie nemlich der Muͤhe uͤberhoben waͤren, die bergigten Gegenden zu erſteigen, *) und es uns um ihre Begleitung eben nicht ſehr zu thun war; ſo giengen wir ohngeachtet ihres dringenden Begehrens weiter, worauf denn der groͤßte Theil unſeres Gefolges hinter uns drein gaffend ſtehen blieb, die uͤbri- gen aber ein jeder ſeine Straße zog. Nur ein Paar von ihnen, die weniger be- quem als die uͤbrigen ſeyn mogten, blieben bey uns, und erbothen ſich zu Wegweiſern. Sie fuͤhrten uns einen Erdriß zwiſchen zween Bergen hinauf, woſelbſt wir einige neue wilde Pflanzen und eine Menge kleiner Schwalben antrafen, die uͤber einen Bach hinſtrichen, der auf einem Kieſelgrunde herab rauſchte. Das Ufer, deſſen ſchlaͤngelnder Kruͤmmung wir aufwaͤrts folgten, brachte uns zu einem ſenkrecht ſtehenden und mit mancherley wohlriechendem Gebuͤſch behangenen Felſen, von welchem ſich eine Cryſtallhelle Waſſer-Saͤule in einen glatten klaren Teich herabſtuͤrzte, deſſen anmuthiges Geſtade uͤberall mit bunten Blumen prangte. Dies war eine der ſchoͤnſten Gegenden die ich in meinem Leben geſehen. Kein Dichter kann ſie ſo ſchoͤn mahlen. Wir ſa- hen von oben herab auf die fruchtbare uͤberall angebaute und bewohnte Ebene, und jenſeits dieſer in das weite, blaue Meer hinaus! Die Baͤume, welche ihre dickbelaubten Zweige gegen den Teich hin ausbreiteten, gewaͤhrten uns kuͤh- len Schatten, und ein angenehmes Luͤftchen welches uͤber das Waſſer her we- hete, milderte die Hitze des Tages noch mehr. Hier legten wir uns auf den weichen Raſen hin, um beym feyerlich einfoͤrmigen Geraͤuſch des Waſſerfalls, dazwiſchen dann und wann ein Vogel ſchlug, die eingeſammelten Pflanzen zu beſchreiben, ehe ſie verwelkten. Unſre Tahitiſchen Begleiter lagerten ſich ebenfalls unter das Gebuͤſch hin, und ſahen uns mit ſtiller Aufmerkſamkeit zu. Wir haͤtten den ganzen Tag in dieſer reizenden Einoͤde zubringen moͤ- gen! allein unſer Beruf geſtattete keine Unthaͤtigkeit; ſo bald wir alſo mit den Beſchreibungen fertig waren, begnuͤgten wir uns die romantiſche Gegend noch einmal zu betrachten, und kehrten alsdenn nach der Ebene zuruͤck. Hier kam uns ein großer Haufen Indianer entgegen, welche Herren Hodges und Grin- 1773. Auguſt. *) Dies erklaͤrt einen aͤhnlichen Vorfall der, einige Seiten zuvor, pag. 212 erzaͤhlt worden. E e 2

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/272>, abgerufen am 22.11.2024.