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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Vorrede.
die verschiedne Erzählung zwoer Personen in stärkeres Licht gesetzt wer-
den. Auch waren unsre Beschäftigungen im Haven sehr verschieden;
Capitain Cook hatte alle Hände voll zu thun, um das Schiff mit Lebens-
mitteln zu versehen und wieder in Stand zu setzen; dagegen ich den mannig-
faltigen Gegenständen nach gieng, welche die Natur auf dem Lande aus-
gestreuet hatte. Hieraus ergiebt sich von selbst, daß unsre Vorfälle
und Gegenstände sehr oft verschieden gewesen seyn müssen, und daß
folglich auch unsre Beobachtungen oft nicht das mindeste mit einander
gemein haben. Vor allen Dingen aber ist zu bemerken, daß man einerley
Dinge oft aus verschiedenen Gesichtspuncten ansiehet und daß die-
selben Vorfälle oft ganz verschiedne Ideen hervorbringen. Dem
Seefahrer, der von Kindesbeinen an mit dem rauhen Elemente be-
kannt geworden, muß manches alltäglich und unbemerkenswerth dün-
ken, was dem Landmann, der auf dem vesten Lande lebt, neu und un-
terhaltend scheinen wird. Jener sieht am Lande manches mit beständiger
Rücksicht aufs Seewesen; dieser hingegen beobachtet es nur in so weit es ei-
nen öconomischen Nutzen haben kan. Mit einem Wort, die Verschiedenheit
unsrer Wissenschaften, unsrer Köpfe und unsrer Herzen haben nothwendiger
weise eine Verschiedenheit in unsern Empfindungen, Betrachtungen und
Ausdrücken hervorbringen müssen. Unsre Beschreibungen sind noch in ei-
nem andern Umstande sehr wesentlich von einander verschieden; weil ich
über alles, was die innere Haushaltung des Schifs und der Matrosen be-
trift, kurz weggegangen bin. Auch habe ich mich mit gutem Bedacht
aller Erzählung der Schif-Manövres enthalten, und nicht zu bestimmen
gewagt, wie oft wir bey stürmischen Wetter die Seegel einreften oder gar
einbüßten, wie viel Wendungen wir machten, um eine Landspitze zu um-
fahren, und wie oft das Schiff unserm Palinurus zum Trotz ungehorsam
ward oder nicht folgen wollte. Die Winkel, Lage und Entfernung der
Vorgebürge, Bergspitzen, Hügel, Höhen, Bayen, Haven und Buch-
ten, nebst ihren Beobachtungen in verschiednen Stunden des Tages
sind gleichfalls weggelassen; denn solche lehrreiche Kleinigkeiten gehö-
ren eigentlich blos für Seefahrer. Die Geschichte von Capitain

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Vorrede.
die verſchiedne Erzaͤhlung zwoer Perſonen in ſtaͤrkeres Licht geſetzt wer-
den. Auch waren unſre Beſchaͤftigungen im Haven ſehr verſchieden;
Capitain Cook hatte alle Haͤnde voll zu thun, um das Schiff mit Lebens-
mitteln zu verſehen und wieder in Stand zu ſetzen; dagegen ich den mannig-
faltigen Gegenſtaͤnden nach gieng, welche die Natur auf dem Lande aus-
geſtreuet hatte. Hieraus ergiebt ſich von ſelbſt, daß unſre Vorfaͤlle
und Gegenſtaͤnde ſehr oft verſchieden geweſen ſeyn muͤſſen, und daß
folglich auch unſre Beobachtungen oft nicht das mindeſte mit einander
gemein haben. Vor allen Dingen aber iſt zu bemerken, daß man einerley
Dinge oft aus verſchiedenen Geſichtspuncten anſiehet und daß die-
ſelben Vorfaͤlle oft ganz verſchiedne Ideen hervorbringen. Dem
Seefahrer, der von Kindesbeinen an mit dem rauhen Elemente be-
kannt geworden, muß manches alltaͤglich und unbemerkenswerth duͤn-
ken, was dem Landmann, der auf dem veſten Lande lebt, neu und un-
terhaltend ſcheinen wird. Jener ſieht am Lande manches mit beſtaͤndiger
Ruͤckſicht aufs Seeweſen; dieſer hingegen beobachtet es nur in ſo weit es ei-
nen oͤconomiſchen Nutzen haben kan. Mit einem Wort, die Verſchiedenheit
unſrer Wiſſenſchaften, unſrer Koͤpfe und unſrer Herzen haben nothwendiger
weiſe eine Verſchiedenheit in unſern Empfindungen, Betrachtungen und
Ausdruͤcken hervorbringen muͤſſen. Unſre Beſchreibungen ſind noch in ei-
nem andern Umſtande ſehr weſentlich von einander verſchieden; weil ich
uͤber alles, was die innere Haushaltung des Schifs und der Matroſen be-
trift, kurz weggegangen bin. Auch habe ich mich mit gutem Bedacht
aller Erzaͤhlung der Schif-Manoͤvres enthalten, und nicht zu beſtimmen
gewagt, wie oft wir bey ſtuͤrmiſchen Wetter die Seegel einreften oder gar
einbuͤßten, wie viel Wendungen wir machten, um eine Landſpitze zu um-
fahren, und wie oft das Schiff unſerm Palinurus zum Trotz ungehorſam
ward oder nicht folgen wollte. Die Winkel, Lage und Entfernung der
Vorgebuͤrge, Bergſpitzen, Huͤgel, Hoͤhen, Bayen, Haven und Buch-
ten, nebſt ihren Beobachtungen in verſchiednen Stunden des Tages
ſind gleichfalls weggelaſſen; denn ſolche lehrreiche Kleinigkeiten gehoͤ-
ren eigentlich blos fuͤr Seefahrer. Die Geſchichte von Capitain

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[0022] Vorrede. die verſchiedne Erzaͤhlung zwoer Perſonen in ſtaͤrkeres Licht geſetzt wer- den. Auch waren unſre Beſchaͤftigungen im Haven ſehr verſchieden; Capitain Cook hatte alle Haͤnde voll zu thun, um das Schiff mit Lebens- mitteln zu verſehen und wieder in Stand zu ſetzen; dagegen ich den mannig- faltigen Gegenſtaͤnden nach gieng, welche die Natur auf dem Lande aus- geſtreuet hatte. Hieraus ergiebt ſich von ſelbſt, daß unſre Vorfaͤlle und Gegenſtaͤnde ſehr oft verſchieden geweſen ſeyn muͤſſen, und daß folglich auch unſre Beobachtungen oft nicht das mindeſte mit einander gemein haben. Vor allen Dingen aber iſt zu bemerken, daß man einerley Dinge oft aus verſchiedenen Geſichtspuncten anſiehet und daß die- ſelben Vorfaͤlle oft ganz verſchiedne Ideen hervorbringen. Dem Seefahrer, der von Kindesbeinen an mit dem rauhen Elemente be- kannt geworden, muß manches alltaͤglich und unbemerkenswerth duͤn- ken, was dem Landmann, der auf dem veſten Lande lebt, neu und un- terhaltend ſcheinen wird. Jener ſieht am Lande manches mit beſtaͤndiger Ruͤckſicht aufs Seeweſen; dieſer hingegen beobachtet es nur in ſo weit es ei- nen oͤconomiſchen Nutzen haben kan. Mit einem Wort, die Verſchiedenheit unſrer Wiſſenſchaften, unſrer Koͤpfe und unſrer Herzen haben nothwendiger weiſe eine Verſchiedenheit in unſern Empfindungen, Betrachtungen und Ausdruͤcken hervorbringen muͤſſen. Unſre Beſchreibungen ſind noch in ei- nem andern Umſtande ſehr weſentlich von einander verſchieden; weil ich uͤber alles, was die innere Haushaltung des Schifs und der Matroſen be- trift, kurz weggegangen bin. Auch habe ich mich mit gutem Bedacht aller Erzaͤhlung der Schif-Manoͤvres enthalten, und nicht zu beſtimmen gewagt, wie oft wir bey ſtuͤrmiſchen Wetter die Seegel einreften oder gar einbuͤßten, wie viel Wendungen wir machten, um eine Landſpitze zu um- fahren, und wie oft das Schiff unſerm Palinurus zum Trotz ungehorſam ward oder nicht folgen wollte. Die Winkel, Lage und Entfernung der Vorgebuͤrge, Bergſpitzen, Huͤgel, Hoͤhen, Bayen, Haven und Buch- ten, nebſt ihren Beobachtungen in verſchiednen Stunden des Tages ſind gleichfalls weggelaſſen; denn ſolche lehrreiche Kleinigkeiten gehoͤ- ren eigentlich blos fuͤr Seefahrer. Die Geſchichte von Capitain † 3

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/22>, abgerufen am 25.11.2024.