Am dritten Junins wurden einige Boote nach Long-Eyland geschickt, um von dort her das Heu an Bord zu holen; und da man nunmehro die Schiffe in seegel- fertigen Stand gesetzt, und Holz und Wasser eingenommen hatte, auch das Volk, vermittelst der hiesigen gesunden Kräuterkost völlig erfrischt war; so hinderte uns nichts mehr, bey erster Gelegenheit wiederum abzusegeln. Eins von un- sern Booten sahe auf seinem Rückwege nach dem Schiffe, ein gros- ses doppeltes und noch ein andres einfaches Canot, in welchen ohngefähr funfzig Mann seyn mochten. Beyde Fahrzeuge machten sogleich Jagd auf das Boot, da aber unsre Leute nicht bewafnet waren, so spannten sie ein Seegel auf und befanden sich bald so weit von den Neu-Seeländern, daß diese das Nach- setzen aufgaben und nach Ost-Bay umkehrten, woher sie gekommen waren. Wir können zwar nicht behaupten, daß sie feindselige Absichten gehabt, allein es wäre doch der Klugheit nicht gemäß gewesen, wenn es die Unsrigen gleichsam hät- ten darauf ankommen lassen wollen, unter eine ungleich überlegne Anzahl von Leuten zu gerathen, die ohne Ueberlegung und Billigkeit, immer nur nach In- stinkt und Eigensinn zu Werke gehen.
Am folgenden Morgen als den 4ten Junii ließen wir die St. Ge- orgen-Flagge, Fahnen und Wimpel wehen, um den Geburts-Tag Sr. Ma- jestät des Königs mit den zur See gewöhnlichen Feyerlichkeiten zu begehen. Die indianische Familie, deren Namen ich oben S. 219 angegeben und die nun- mehro sehr bekannt mit uns geworden war, weil sie ihren Wohnplatz ohnweit dem Schiffe in einer Bucht aufgeschlagen hatte, kam heute sehr zeitig an Bord. Als wir uns mit ihnen im Steuer-Raum, eben zum Frühstück niedergesetzt hat- ten, meldete ein Officier dem Capitain, daß sich, von Norden her, ein großes doppeltes und stark bemanntes Canot nähere. Wir machten uns also aufs Ver- deck, und fanden, daß es ohngefähr nur noch einen Büchsenschuß von uns entfernt und mit acht und zwanzig Mann besetzt war. Sie ruderten bey der Adventure vorbey und auf unser Schiff zu, vermuthlich, weil sie aus der Größe desselben schlossen, daß dies das Haupt-Schiff seyn müsse. Die In- dianer, welche sich bey uns an Bord befanden, behaupteten, daß die Neu-An- kommenden feindselige Absichten gegen uns hätten; und wollten deshalb, daß wir auf sie feuern sollten. Ja Towahanga, das Oberhaupt dieser Familie,
sprang
Forſter’s Reiſe um die Welt
1773. Junius.
Am dritten Junins wurden einige Boote nach Long-Eyland geſchickt, um von dort her das Heu an Bord zu holen; und da man nunmehro die Schiffe in ſeegel- fertigen Stand geſetzt, und Holz und Waſſer eingenommen hatte, auch das Volk, vermittelſt der hieſigen geſunden Kraͤuterkoſt voͤllig erfriſcht war; ſo hinderte uns nichts mehr, bey erſter Gelegenheit wiederum abzuſegeln. Eins von un- ſern Booten ſahe auf ſeinem Ruͤckwege nach dem Schiffe, ein groſ- ſes doppeltes und noch ein andres einfaches Canot, in welchen ohngefaͤhr funfzig Mann ſeyn mochten. Beyde Fahrzeuge machten ſogleich Jagd auf das Boot, da aber unſre Leute nicht bewafnet waren, ſo ſpannten ſie ein Seegel auf und befanden ſich bald ſo weit von den Neu-Seelaͤndern, daß dieſe das Nach- ſetzen aufgaben und nach Oſt-Bay umkehrten, woher ſie gekommen waren. Wir koͤnnen zwar nicht behaupten, daß ſie feindſelige Abſichten gehabt, allein es waͤre doch der Klugheit nicht gemaͤß geweſen, wenn es die Unſrigen gleichſam haͤt- ten darauf ankommen laſſen wollen, unter eine ungleich uͤberlegne Anzahl von Leuten zu gerathen, die ohne Ueberlegung und Billigkeit, immer nur nach In- ſtinkt und Eigenſinn zu Werke gehen.
Am folgenden Morgen als den 4ten Junii ließen wir die St. Ge- orgen-Flagge, Fahnen und Wimpel wehen, um den Geburts-Tag Sr. Ma- jeſtaͤt des Koͤnigs mit den zur See gewoͤhnlichen Feyerlichkeiten zu begehen. Die indianiſche Familie, deren Namen ich oben S. 219 angegeben und die nun- mehro ſehr bekannt mit uns geworden war, weil ſie ihren Wohnplatz ohnweit dem Schiffe in einer Bucht aufgeſchlagen hatte, kam heute ſehr zeitig an Bord. Als wir uns mit ihnen im Steuer-Raum, eben zum Fruͤhſtuͤck niedergeſetzt hat- ten, meldete ein Officier dem Capitain, daß ſich, von Norden her, ein großes doppeltes und ſtark bemanntes Canot naͤhere. Wir machten uns alſo aufs Ver- deck, und fanden, daß es ohngefaͤhr nur noch einen Buͤchſenſchuß von uns entfernt und mit acht und zwanzig Mann beſetzt war. Sie ruderten bey der Adventure vorbey und auf unſer Schiff zu, vermuthlich, weil ſie aus der Groͤße deſſelben ſchloſſen, daß dies das Haupt-Schiff ſeyn muͤſſe. Die In- dianer, welche ſich bey uns an Bord befanden, behaupteten, daß die Neu-An- kommenden feindſelige Abſichten gegen uns haͤtten; und wollten deshalb, daß wir auf ſie feuern ſollten. Ja Towahanga, das Oberhaupt dieſer Familie,
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Forſter’s Reiſe um die Welt
Am dritten Junins wurden einige Boote nach Long-Eyland geſchickt, um von
dort her das Heu an Bord zu holen; und da man nunmehro die Schiffe in ſeegel-
fertigen Stand geſetzt, und Holz und Waſſer eingenommen hatte, auch das Volk,
vermittelſt der hieſigen geſunden Kraͤuterkoſt voͤllig erfriſcht war; ſo hinderte uns
nichts mehr, bey erſter Gelegenheit wiederum abzuſegeln. Eins von un-
ſern Booten ſahe auf ſeinem Ruͤckwege nach dem Schiffe, ein groſ-
ſes doppeltes und noch ein andres einfaches Canot, in welchen ohngefaͤhr
funfzig Mann ſeyn mochten. Beyde Fahrzeuge machten ſogleich Jagd auf das
Boot, da aber unſre Leute nicht bewafnet waren, ſo ſpannten ſie ein Seegel auf
und befanden ſich bald ſo weit von den Neu-Seelaͤndern, daß dieſe das Nach-
ſetzen aufgaben und nach Oſt-Bay umkehrten, woher ſie gekommen waren. Wir
koͤnnen zwar nicht behaupten, daß ſie feindſelige Abſichten gehabt, allein es
waͤre doch der Klugheit nicht gemaͤß geweſen, wenn es die Unſrigen gleichſam haͤt-
ten darauf ankommen laſſen wollen, unter eine ungleich uͤberlegne Anzahl von
Leuten zu gerathen, die ohne Ueberlegung und Billigkeit, immer nur nach In-
ſtinkt und Eigenſinn zu Werke gehen.
Am folgenden Morgen als den 4ten Junii ließen wir die St. Ge-
orgen-Flagge, Fahnen und Wimpel wehen, um den Geburts-Tag Sr. Ma-
jeſtaͤt des Koͤnigs mit den zur See gewoͤhnlichen Feyerlichkeiten zu begehen. Die
indianiſche Familie, deren Namen ich oben S. 219 angegeben und die nun-
mehro ſehr bekannt mit uns geworden war, weil ſie ihren Wohnplatz ohnweit
dem Schiffe in einer Bucht aufgeſchlagen hatte, kam heute ſehr zeitig an Bord.
Als wir uns mit ihnen im Steuer-Raum, eben zum Fruͤhſtuͤck niedergeſetzt hat-
ten, meldete ein Officier dem Capitain, daß ſich, von Norden her, ein großes
doppeltes und ſtark bemanntes Canot naͤhere. Wir machten uns alſo aufs Ver-
deck, und fanden, daß es ohngefaͤhr nur noch einen Buͤchſenſchuß von uns
entfernt und mit acht und zwanzig Mann beſetzt war. Sie ruderten bey
der Adventure vorbey und auf unſer Schiff zu, vermuthlich, weil ſie aus der
Groͤße deſſelben ſchloſſen, daß dies das Haupt-Schiff ſeyn muͤſſe. Die In-
dianer, welche ſich bey uns an Bord befanden, behaupteten, daß die Neu-An-
kommenden feindſelige Abſichten gegen uns haͤtten; und wollten deshalb, daß
wir auf ſie feuern ſollten. Ja Towahanga, das Oberhaupt dieſer Familie,
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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/219>, abgerufen am 25.11.2024.
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