Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite

in den Jahren 1772 bis 1775.
abgehalten haben. Außerdem stanken die Neu-Seeländerinnen auch dermas-1773.
May.

sen, daß man sie gemeiniglich schon von weitem riechen konnte und saßen überdem
so voll Ungeziefer, daß sie es oft von den Kleidern absuchten und nach Gelegenheit
zwischen den Zähnen knackten. Ists also nicht zum Erstaunen, daß sich Leute fanden,
die sich auf eine viehische Art mit solchen ekelhaften Creaturen abzugeben im
Stande waren, und daß weder ihr eignes Gefühl noch die Neigung zur Rein-
lichkeit, die dem Engländer doch von Jugend auf beygebracht wird, ihnen einen
Abscheu vor diesen Menschen erregte!


- - - Vnde
Haec tetigit,
Gradive, tuos urtica nepotes?

Juvenal.

Ehe sie an Bord zurück kamen, hatte eine von diesen Schönen, einem
Matrosen die Jacke weggestohlen und solche einem jungen Kerl von ihren Lands-
leuten gegeben. Der Eigenthümer fand sie in den Händen dieses letztern und
nahm sie ihm wieder ab. Dieser versetzte ihm dagegen einige Faustschläge, die
der Engländer jedoch nur für Spas aufnahm; wie er sich aber umwandte und
ins Boot steigen wollte, warf der Wilde mit großen Steinen nach ihm. Nun
fieng der Matrose Feuer, gieng auf den Kerl los und sieng auf gut Englisch an,
ihn tüchtig zusammen zu boxen. Im Augenblick hatte der Neu-See-
länder ein blaues Auge und eine blutige Nase weg, und dem Ansehn nach ge-
nung; denn er gab in vollem Schrecken das Treffen auf und lief davon.

Capitain Cook hatte sich vorgenommen, alle mögliche Sorgfalt anzu-
wenden, daß die europäischen Garten-Gewächse in diesem Lande fortkommen
möchten. Zu dem Ende ließ er das Erdreich bestellen, streute allerley Saamen
aus und versetzte hernach die jungen Pflanzen auf vier oder fünf verschiedne Stel-
len des Sundes. Einen dergleichen Fleck legte er am Ufer von Long-Eyland an,
einen andern auf dem Hippah-Felsen, zwey auf Motu-Aro und hiernächst
einen fünften auf einem ziemlich großen Platz im Hintergrunde von Ship-Cove,
wo unsre Schiffe vor Anker lagen. Er richtete hiebey sein vornehm-
stes Augenmerk auf nützliches, nahrhaftes Wurzelwerk, vornemlich auf Cartof-

X 2

in den Jahren 1772 bis 1775.
abgehalten haben. Außerdem ſtanken die Neu-Seelaͤnderinnen auch dermaſ-1773.
May.

ſen, daß man ſie gemeiniglich ſchon von weitem riechen konnte und ſaßen uͤberdem
ſo voll Ungeziefer, daß ſie es oft von den Kleidern abſuchten und nach Gelegenheit
zwiſchen den Zaͤhnen knackten. Iſts alſo nicht zum Erſtaunen, daß ſich Leute fanden,
die ſich auf eine viehiſche Art mit ſolchen ekelhaften Creaturen abzugeben im
Stande waren, und daß weder ihr eignes Gefuͤhl noch die Neigung zur Rein-
lichkeit, die dem Englaͤnder doch von Jugend auf beygebracht wird, ihnen einen
Abſcheu vor dieſen Menſchen erregte!


‒ ‒ ‒ Vnde
Hæc tetigit,
Gradive, tuos urtica nepotes?

Juvenal.

Ehe ſie an Bord zuruͤck kamen, hatte eine von dieſen Schoͤnen, einem
Matroſen die Jacke weggeſtohlen und ſolche einem jungen Kerl von ihren Lands-
leuten gegeben. Der Eigenthuͤmer fand ſie in den Haͤnden dieſes letztern und
nahm ſie ihm wieder ab. Dieſer verſetzte ihm dagegen einige Fauſtſchlaͤge, die
der Englaͤnder jedoch nur fuͤr Spas aufnahm; wie er ſich aber umwandte und
ins Boot ſteigen wollte, warf der Wilde mit großen Steinen nach ihm. Nun
fieng der Matroſe Feuer, gieng auf den Kerl los und ſieng auf gut Engliſch an,
ihn tuͤchtig zuſammen zu boxen. Im Augenblick hatte der Neu-See-
laͤnder ein blaues Auge und eine blutige Naſe weg, und dem Anſehn nach ge-
nung; denn er gab in vollem Schrecken das Treffen auf und lief davon.

Capitain Cook hatte ſich vorgenommen, alle moͤgliche Sorgfalt anzu-
wenden, daß die europaͤiſchen Garten-Gewaͤchſe in dieſem Lande fortkommen
moͤchten. Zu dem Ende ließ er das Erdreich beſtellen, ſtreute allerley Saamen
aus und verſetzte hernach die jungen Pflanzen auf vier oder fuͤnf verſchiedne Stel-
len des Sundes. Einen dergleichen Fleck legte er am Ufer von Long-Eyland an,
einen andern auf dem Hippah-Felſen, zwey auf Motu-Aro und hiernaͤchſt
einen fuͤnften auf einem ziemlich großen Platz im Hintergrunde von Ship-Cove,
wo unſre Schiffe vor Anker lagen. Er richtete hiebey ſein vornehm-
ſtes Augenmerk auf nuͤtzliches, nahrhaftes Wurzelwerk, vornemlich auf Cartof-

X 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0214" n="163"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">in den Jahren 1772 bis 1775.</hi></fw><lb/>
abgehalten haben. Außerdem &#x017F;tanken die Neu-Seela&#x0364;nderinnen auch derma&#x017F;-<note place="right">1773.<lb/>
May.</note><lb/>
&#x017F;en, daß man &#x017F;ie gemeiniglich &#x017F;chon von weitem riechen konnte und &#x017F;aßen u&#x0364;berdem<lb/>
&#x017F;o voll Ungeziefer, daß &#x017F;ie es oft von den Kleidern ab&#x017F;uchten und nach Gelegenheit<lb/>
zwi&#x017F;chen den Za&#x0364;hnen knackten. I&#x017F;ts al&#x017F;o nicht zum Er&#x017F;taunen, daß &#x017F;ich Leute fanden,<lb/>
die &#x017F;ich auf eine viehi&#x017F;che Art mit &#x017F;olchen ekelhaften Creaturen abzugeben im<lb/>
Stande waren, und daß weder ihr eignes Gefu&#x0364;hl noch die Neigung zur Rein-<lb/>
lichkeit, die dem Engla&#x0364;nder doch von Jugend auf beygebracht wird, ihnen einen<lb/>
Ab&#x017F;cheu vor die&#x017F;en <choice><sic>Men&#x017F;chern</sic><corr>Men&#x017F;chen</corr></choice> erregte!</p><lb/>
        <cit>
          <quote> <hi rendition="#et">&#x2012; &#x2012; &#x2012; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Vnde<lb/>
Hæc tetigit,</hi> Gradive, <hi rendition="#i">tuos urtica nepotes?</hi></hi></hi> </quote><lb/>
          <bibl> <hi rendition="#right"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k"><hi rendition="#aq"><persName>Juvenal</persName></hi></hi></hi>.</hi> </bibl>
        </cit><lb/>
        <p>Ehe &#x017F;ie an Bord zuru&#x0364;ck kamen, hatte eine von die&#x017F;en Scho&#x0364;nen, einem<lb/>
Matro&#x017F;en die Jacke wegge&#x017F;tohlen und &#x017F;olche einem jungen Kerl von ihren Lands-<lb/>
leuten gegeben. Der Eigenthu&#x0364;mer fand &#x017F;ie in den Ha&#x0364;nden die&#x017F;es letztern und<lb/>
nahm &#x017F;ie ihm wieder ab. Die&#x017F;er ver&#x017F;etzte ihm dagegen einige Fau&#x017F;t&#x017F;chla&#x0364;ge, die<lb/>
der Engla&#x0364;nder jedoch nur fu&#x0364;r Spas aufnahm; wie er &#x017F;ich aber umwandte und<lb/>
ins Boot &#x017F;teigen wollte, warf der Wilde mit großen Steinen nach ihm. Nun<lb/>
fieng der Matro&#x017F;e Feuer, gieng auf den Kerl los und &#x017F;ieng auf gut Engli&#x017F;ch an,<lb/>
ihn tu&#x0364;chtig zu&#x017F;ammen zu boxen. Im Augenblick hatte der Neu-See-<lb/>
la&#x0364;nder ein blaues Auge und eine blutige Na&#x017F;e weg, und dem An&#x017F;ehn nach ge-<lb/>
nung; denn er gab in vollem Schrecken das Treffen auf und lief davon.</p><lb/>
        <p>Capitain <hi rendition="#fr"><persName>Cook</persName></hi> hatte &#x017F;ich vorgenommen, alle mo&#x0364;gliche Sorgfalt anzu-<lb/>
wenden, daß die europa&#x0364;i&#x017F;chen Garten-Gewa&#x0364;ch&#x017F;e in die&#x017F;em Lande fortkommen<lb/>
mo&#x0364;chten. Zu dem Ende ließ er das Erdreich be&#x017F;tellen, &#x017F;treute allerley Saamen<lb/>
aus und ver&#x017F;etzte hernach die jungen Pflanzen auf vier oder fu&#x0364;nf ver&#x017F;chiedne Stel-<lb/>
len des Sundes. Einen dergleichen Fleck legte er am Ufer von <hi rendition="#fr"><placeName>Long-Eyland</placeName></hi> an,<lb/>
einen andern auf dem <hi rendition="#fr">Hippah-</hi>Fel&#x017F;en, zwey auf <hi rendition="#fr"><placeName>Motu-Aro</placeName></hi> und hierna&#x0364;ch&#x017F;t<lb/>
einen fu&#x0364;nften auf einem ziemlich großen Platz im Hintergrunde von <hi rendition="#fr"><placeName>Ship-Cove</placeName></hi>,<lb/>
wo un&#x017F;re Schiffe vor Anker lagen. Er richtete hiebey &#x017F;ein vornehm-<lb/>
&#x017F;tes Augenmerk auf nu&#x0364;tzliches, nahrhaftes Wurzelwerk, vornemlich auf Cartof-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X 2</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[163/0214] in den Jahren 1772 bis 1775. abgehalten haben. Außerdem ſtanken die Neu-Seelaͤnderinnen auch dermaſ- ſen, daß man ſie gemeiniglich ſchon von weitem riechen konnte und ſaßen uͤberdem ſo voll Ungeziefer, daß ſie es oft von den Kleidern abſuchten und nach Gelegenheit zwiſchen den Zaͤhnen knackten. Iſts alſo nicht zum Erſtaunen, daß ſich Leute fanden, die ſich auf eine viehiſche Art mit ſolchen ekelhaften Creaturen abzugeben im Stande waren, und daß weder ihr eignes Gefuͤhl noch die Neigung zur Rein- lichkeit, die dem Englaͤnder doch von Jugend auf beygebracht wird, ihnen einen Abſcheu vor dieſen Menſchen erregte! 1773. May. ‒ ‒ ‒ Vnde Hæc tetigit, Gradive, tuos urtica nepotes? Juvenal. Ehe ſie an Bord zuruͤck kamen, hatte eine von dieſen Schoͤnen, einem Matroſen die Jacke weggeſtohlen und ſolche einem jungen Kerl von ihren Lands- leuten gegeben. Der Eigenthuͤmer fand ſie in den Haͤnden dieſes letztern und nahm ſie ihm wieder ab. Dieſer verſetzte ihm dagegen einige Fauſtſchlaͤge, die der Englaͤnder jedoch nur fuͤr Spas aufnahm; wie er ſich aber umwandte und ins Boot ſteigen wollte, warf der Wilde mit großen Steinen nach ihm. Nun fieng der Matroſe Feuer, gieng auf den Kerl los und ſieng auf gut Engliſch an, ihn tuͤchtig zuſammen zu boxen. Im Augenblick hatte der Neu-See- laͤnder ein blaues Auge und eine blutige Naſe weg, und dem Anſehn nach ge- nung; denn er gab in vollem Schrecken das Treffen auf und lief davon. Capitain Cook hatte ſich vorgenommen, alle moͤgliche Sorgfalt anzu- wenden, daß die europaͤiſchen Garten-Gewaͤchſe in dieſem Lande fortkommen moͤchten. Zu dem Ende ließ er das Erdreich beſtellen, ſtreute allerley Saamen aus und verſetzte hernach die jungen Pflanzen auf vier oder fuͤnf verſchiedne Stel- len des Sundes. Einen dergleichen Fleck legte er am Ufer von Long-Eyland an, einen andern auf dem Hippah-Felſen, zwey auf Motu-Aro und hiernaͤchſt einen fuͤnften auf einem ziemlich großen Platz im Hintergrunde von Ship-Cove, wo unſre Schiffe vor Anker lagen. Er richtete hiebey ſein vornehm- ſtes Augenmerk auf nuͤtzliches, nahrhaftes Wurzelwerk, vornemlich auf Cartof- X 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/214
Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/214>, abgerufen am 25.11.2024.