Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.Forster's Reise um die Welt 1773.April.die Augen, als durch die Veränderungen und Verbesserungen, die auf dieser Stelle vorgenommen worden waren. In wenig Tagen hatte eine geringe An- zahl unserer Leute, das Holz von mehr als einem Morgen Landes wegge- schafft, welches funfzig Neu-Seeländer, mit ihren steinernen Werkzeugen, in drey Monathen nicht würden zu Stande gebracht haben. Den öden und wilden Fleck, wo sonst unzählbare Pflanzen, sich selbst überlassen, wuchsen und wieder vergiengen, hatten wir zu einer lebendigen Gegend umgeschaffen, in welcher hundert und zwanzig Mann unabläßig auf verschiedne Weise beschäftigt waren Quales apes oestate nova per florea rura Virgil. Wir fällten Zimmer-Holz, das ohne uns durch Zeit und Alter umgefallen und *) Unter diesem bescheidenen Namen meynt sich der Verfasser dieser Reisebeschreibung, Herr
Georg Forster, selbst. Mit vielen andern seltnen Talenten verbindet er nemlich eine große Fertigkeit im Zeichnen, davon Er hier, gleichsam zum erstenmal, öffentliche Proben ab- legt (Anmerkung des Verlegers. Forſter’s Reiſe um die Welt 1773.April.die Augen, als durch die Veraͤnderungen und Verbeſſerungen, die auf dieſer Stelle vorgenommen worden waren. In wenig Tagen hatte eine geringe An- zahl unſerer Leute, das Holz von mehr als einem Morgen Landes wegge- ſchafft, welches funfzig Neu-Seelaͤnder, mit ihren ſteinernen Werkzeugen, in drey Monathen nicht wuͤrden zu Stande gebracht haben. Den oͤden und wilden Fleck, wo ſonſt unzaͤhlbare Pflanzen, ſich ſelbſt uͤberlaſſen, wuchſen und wieder vergiengen, hatten wir zu einer lebendigen Gegend umgeſchaffen, in welcher hundert und zwanzig Mann unablaͤßig auf verſchiedne Weiſe beſchaͤftigt waren Quales apes œſtate nova per florea rura Virgil. Wir faͤllten Zimmer-Holz, das ohne uns durch Zeit und Alter umgefallen und *) Unter dieſem beſcheidenen Namen meynt ſich der Verfaſſer dieſer Reiſebeſchreibung, Herr
Georg Forſter, ſelbſt. Mit vielen andern ſeltnen Talenten verbindet er nemlich eine große Fertigkeit im Zeichnen, davon Er hier, gleichſam zum erſtenmal, oͤffentliche Proben ab- legt (Anmerkung des Verlegers. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0185" n="134"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1773.<lb/> April.</note>die Augen, als durch die Veraͤnderungen und Verbeſſerungen, die auf dieſer<lb/> Stelle vorgenommen worden waren. In wenig Tagen hatte eine geringe An-<lb/> zahl unſerer Leute, das Holz von mehr als einem Morgen Landes wegge-<lb/> ſchafft, welches funfzig Neu-Seelaͤnder, mit ihren ſteinernen Werkzeugen, in<lb/> drey Monathen nicht wuͤrden zu Stande gebracht haben. Den oͤden und wilden<lb/> Fleck, wo ſonſt unzaͤhlbare Pflanzen, ſich ſelbſt uͤberlaſſen, wuchſen und<lb/> wieder vergiengen, hatten wir zu einer lebendigen Gegend umgeſchaffen, in<lb/> welcher hundert und zwanzig Mann unablaͤßig auf verſchiedne Weiſe beſchaͤftigt<lb/> waren</p><lb/> <cit> <quote> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#aq">Quales apes œſtate nova per florea rura<lb/> Exercet ſub ſole labor.</hi> </hi> </hi> </quote><lb/> <bibl> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#k"> <hi rendition="#aq"><persName>Virgil</persName>.</hi> </hi> </hi> </hi> </bibl> </cit><lb/> <p>Wir faͤllten Zimmer-Holz, das ohne uns durch Zeit und Alter umgefallen und<lb/> verfault ſeyn wuͤrde und unſre Brett-Schneider ſaͤgten Planken daraus oder es ward<lb/> zu Brennholz gehauen. Hier, an einem rauſchenden Bach, dem wir einen bequeme-<lb/> ren Ausfluß in die See verſchafften, ſtand die Arbeit unſrer Boͤttcher, ganze Rei-<lb/> hen von neuen oder ausgebeſſerten Faͤſſern, um mit Waſſer gefuͤllt zu werden.<lb/> Dort, dampfte ein großer Keſſel, in welchem aus einlaͤndiſchen, bisher nicht ge-<lb/> achteten Pflanzen, ein geſundes, wohlſchmeckendes Getraͤnk fuͤr unſre Arbeiter ge-<lb/> brauet ward. Ohnweit davon kochten unſre Leute vortrefliche Fiſche fuͤr ihre Ca-<lb/> meraden, die zum Theil an den Außenſeiten und Maſten des Schiffes arbeite-<lb/> ten, um ſolches zu reinigen, zu kalfatern und das Tauwerk wieder in Stand zu<lb/> ſetzen. So verſchiedene Geſchaͤfte belebten die Scene und ließen ſich mit mannichfal-<lb/> tigem Geraͤuſche hoͤren, indeß der benachbarte Berg von den abgemeßnen<lb/> Schlaͤgen der Schmiedehaͤmmer laut wiederſchallte. Selbſt die ſchoͤnen Kuͤnſte<lb/> bluͤhten in dieſer neuen Colonie auf. Ein Anfaͤnger in der Kunſt, <note place="foot" n="*)">Unter dieſem beſcheidenen Namen meynt ſich der Verfaſſer dieſer Reiſebeſchreibung, Herr<lb/><hi rendition="#fr"><persName>Georg Forſter</persName></hi>, ſelbſt. Mit vielen andern ſeltnen Talenten verbindet er nemlich eine<lb/> große Fertigkeit im Zeichnen, davon Er hier, gleichſam zum erſtenmal, oͤffentliche Proben ab-<lb/> legt (<hi rendition="#fr">Anmerkung des Verlegers</hi>.</note> zeichnete<lb/> hier in ſeinem Noviciat die verſchiednen Thiere und Pflanzen dieſer unbeſuchten<lb/> Waͤlder; die romantiſchen Proſpecte des wilden, rauhen Landes hingegen, ſtanden<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [134/0185]
Forſter’s Reiſe um die Welt
die Augen, als durch die Veraͤnderungen und Verbeſſerungen, die auf dieſer
Stelle vorgenommen worden waren. In wenig Tagen hatte eine geringe An-
zahl unſerer Leute, das Holz von mehr als einem Morgen Landes wegge-
ſchafft, welches funfzig Neu-Seelaͤnder, mit ihren ſteinernen Werkzeugen, in
drey Monathen nicht wuͤrden zu Stande gebracht haben. Den oͤden und wilden
Fleck, wo ſonſt unzaͤhlbare Pflanzen, ſich ſelbſt uͤberlaſſen, wuchſen und
wieder vergiengen, hatten wir zu einer lebendigen Gegend umgeſchaffen, in
welcher hundert und zwanzig Mann unablaͤßig auf verſchiedne Weiſe beſchaͤftigt
waren
1773.
April.
Quales apes œſtate nova per florea rura
Exercet ſub ſole labor.
Virgil.
Wir faͤllten Zimmer-Holz, das ohne uns durch Zeit und Alter umgefallen und
verfault ſeyn wuͤrde und unſre Brett-Schneider ſaͤgten Planken daraus oder es ward
zu Brennholz gehauen. Hier, an einem rauſchenden Bach, dem wir einen bequeme-
ren Ausfluß in die See verſchafften, ſtand die Arbeit unſrer Boͤttcher, ganze Rei-
hen von neuen oder ausgebeſſerten Faͤſſern, um mit Waſſer gefuͤllt zu werden.
Dort, dampfte ein großer Keſſel, in welchem aus einlaͤndiſchen, bisher nicht ge-
achteten Pflanzen, ein geſundes, wohlſchmeckendes Getraͤnk fuͤr unſre Arbeiter ge-
brauet ward. Ohnweit davon kochten unſre Leute vortrefliche Fiſche fuͤr ihre Ca-
meraden, die zum Theil an den Außenſeiten und Maſten des Schiffes arbeite-
ten, um ſolches zu reinigen, zu kalfatern und das Tauwerk wieder in Stand zu
ſetzen. So verſchiedene Geſchaͤfte belebten die Scene und ließen ſich mit mannichfal-
tigem Geraͤuſche hoͤren, indeß der benachbarte Berg von den abgemeßnen
Schlaͤgen der Schmiedehaͤmmer laut wiederſchallte. Selbſt die ſchoͤnen Kuͤnſte
bluͤhten in dieſer neuen Colonie auf. Ein Anfaͤnger in der Kunſt, *) zeichnete
hier in ſeinem Noviciat die verſchiednen Thiere und Pflanzen dieſer unbeſuchten
Waͤlder; die romantiſchen Proſpecte des wilden, rauhen Landes hingegen, ſtanden
*) Unter dieſem beſcheidenen Namen meynt ſich der Verfaſſer dieſer Reiſebeſchreibung, Herr
Georg Forſter, ſelbſt. Mit vielen andern ſeltnen Talenten verbindet er nemlich eine
große Fertigkeit im Zeichnen, davon Er hier, gleichſam zum erſtenmal, oͤffentliche Proben ab-
legt (Anmerkung des Verlegers.
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