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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
Grunde gehörten aber diese Bäume nicht zu den rechten Kohl-Palmen, (Cab-1773.
April.

bage-palms) ja überhaupt nicht zu den Palmen, denn die wachsen nur un-
ter mildern Himmelsstrichen, sondern eigentlich war es eine neue Art von
Drachen-Baum mit breiten Blättern, (dracaena australis,) dergleichen wir
nachher noch mehrere in dieser Bay antrafen, und deren Kernschuß, so lang er
zart ist, ohngefähr als ein Mandelkern, jedoch etwas kohlartig schmeckt.

Am folgenden Morgen begleitete ich Capitain Cook zu einer an der nord-
westlichen Seite der Bay gelegenen Bucht, die, unsrer dortigen Verrichtung we-
gen, die Gänse-Bucht genannt ward. Wir hatten nemlich noch fünf lebendige
Gänse von denen am Vorgebürge der guten Hofnung mitgenommenen übrig, und
waren willens sie auf Neu-Seeland zu lassen, um sich daselbst zu vermehren und
wild zu werden. Hiezu dünkte uns diese Bucht am bequemsten, denn es gab
daselbst keine Einwohner, dagegen aber reichliches Futter. Wir setzten sie also
ans Ufer und sprachen zum Besten künftiger Seefahrer und Bewohner von
Neu-Seeland, das: "Seyd fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde!"
über sie aus. So bald sie am Lande waren, liefen sie im Schlamm ihrem Fraße
nach, und werden ohne Zweifel in diesem abgelegenen Winkel gut fortkommen,
ja sich hoffentlich mit der Zeit, unsrer Absicht gemäß, über das ganze Land aus-
breiten. Den Ueberrest des Tages brachten wir mit Vogelschießen hin, und er-
legten unter andern auch einen weißen Reyher (ardea alba) der in Europa ge-
mein ist.

Das schöne Wetter, welches sich nun volle acht Tage hintereinander ge-
halten hatte, war am 25sten ganz zu Ende. Es fieng Abends an zu regnen
und regnete in eins fort bis folgenden Mittag. Wahrscheinlicherweise ist das
gute Wetter in Dusky-Bay, vornemlich in dieser Jahrszeit, selten so anhal-
tend, wenigstens blieb es weder vor noch nachher, jemals zwey Tage hinter ein-
ander schön. Wir hatten uns daher auch vorgesehen und diese Zeit zu Ergän-
zung des Holz- und Wasser-Vorraths genutzt, imgleichen das Schiff wieder in
seegelfertigen Stand gesetzt. Alle unsre Leute stellten sich an Bord ein; die Brücke
ward abgeworfen und wir giengen aus unserm Winkel mitten in die Bucht
heraus, um mit erstem guten Winde abzuseegeln. Die Vorzüge einer civilisirten
Verfassung über den rohen Zustand des Menschen, fielen durch nichts deutlicher in

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in den Jahren 1772 bis 1775.
Grunde gehoͤrten aber dieſe Baͤume nicht zu den rechten Kohl-Palmen, (Cab-1773.
April.

bage-palms) ja uͤberhaupt nicht zu den Palmen, denn die wachſen nur un-
ter mildern Himmelsſtrichen, ſondern eigentlich war es eine neue Art von
Drachen-Baum mit breiten Blaͤttern, (dracæna auſtralis,) dergleichen wir
nachher noch mehrere in dieſer Bay antrafen, und deren Kernſchuß, ſo lang er
zart iſt, ohngefaͤhr als ein Mandelkern, jedoch etwas kohlartig ſchmeckt.

Am folgenden Morgen begleitete ich Capitain Cook zu einer an der nord-
weſtlichen Seite der Bay gelegenen Bucht, die, unſrer dortigen Verrichtung we-
gen, die Gaͤnſe-Bucht genannt ward. Wir hatten nemlich noch fuͤnf lebendige
Gaͤnſe von denen am Vorgebuͤrge der guten Hofnung mitgenommenen uͤbrig, und
waren willens ſie auf Neu-Seeland zu laſſen, um ſich daſelbſt zu vermehren und
wild zu werden. Hiezu duͤnkte uns dieſe Bucht am bequemſten, denn es gab
daſelbſt keine Einwohner, dagegen aber reichliches Futter. Wir ſetzten ſie alſo
ans Ufer und ſprachen zum Beſten kuͤnftiger Seefahrer und Bewohner von
Neu-Seeland, das: “Seyd fruchtbar und mehret euch und fuͤllet die Erde!”
uͤber ſie aus. So bald ſie am Lande waren, liefen ſie im Schlamm ihrem Fraße
nach, und werden ohne Zweifel in dieſem abgelegenen Winkel gut fortkommen,
ja ſich hoffentlich mit der Zeit, unſrer Abſicht gemaͤß, uͤber das ganze Land aus-
breiten. Den Ueberreſt des Tages brachten wir mit Vogelſchießen hin, und er-
legten unter andern auch einen weißen Reyher (ardea alba) der in Europa ge-
mein iſt.

Das ſchoͤne Wetter, welches ſich nun volle acht Tage hintereinander ge-
halten hatte, war am 25ſten ganz zu Ende. Es fieng Abends an zu regnen
und regnete in eins fort bis folgenden Mittag. Wahrſcheinlicherweiſe iſt das
gute Wetter in Duſky-Bay, vornemlich in dieſer Jahrszeit, ſelten ſo anhal-
tend, wenigſtens blieb es weder vor noch nachher, jemals zwey Tage hinter ein-
ander ſchoͤn. Wir hatten uns daher auch vorgeſehen und dieſe Zeit zu Ergaͤn-
zung des Holz- und Waſſer-Vorraths genutzt, imgleichen das Schiff wieder in
ſeegelfertigen Stand geſetzt. Alle unſre Leute ſtellten ſich an Bord ein; die Bruͤcke
ward abgeworfen und wir giengen aus unſerm Winkel mitten in die Bucht
heraus, um mit erſtem guten Winde abzuſeegeln. Die Vorzuͤge einer civiliſirten
Verfaſſung uͤber den rohen Zuſtand des Menſchen, fielen durch nichts deutlicher in

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[133/0184] in den Jahren 1772 bis 1775. Grunde gehoͤrten aber dieſe Baͤume nicht zu den rechten Kohl-Palmen, (Cab- bage-palms) ja uͤberhaupt nicht zu den Palmen, denn die wachſen nur un- ter mildern Himmelsſtrichen, ſondern eigentlich war es eine neue Art von Drachen-Baum mit breiten Blaͤttern, (dracæna auſtralis,) dergleichen wir nachher noch mehrere in dieſer Bay antrafen, und deren Kernſchuß, ſo lang er zart iſt, ohngefaͤhr als ein Mandelkern, jedoch etwas kohlartig ſchmeckt. 1773. April. Am folgenden Morgen begleitete ich Capitain Cook zu einer an der nord- weſtlichen Seite der Bay gelegenen Bucht, die, unſrer dortigen Verrichtung we- gen, die Gaͤnſe-Bucht genannt ward. Wir hatten nemlich noch fuͤnf lebendige Gaͤnſe von denen am Vorgebuͤrge der guten Hofnung mitgenommenen uͤbrig, und waren willens ſie auf Neu-Seeland zu laſſen, um ſich daſelbſt zu vermehren und wild zu werden. Hiezu duͤnkte uns dieſe Bucht am bequemſten, denn es gab daſelbſt keine Einwohner, dagegen aber reichliches Futter. Wir ſetzten ſie alſo ans Ufer und ſprachen zum Beſten kuͤnftiger Seefahrer und Bewohner von Neu-Seeland, das: “Seyd fruchtbar und mehret euch und fuͤllet die Erde!” uͤber ſie aus. So bald ſie am Lande waren, liefen ſie im Schlamm ihrem Fraße nach, und werden ohne Zweifel in dieſem abgelegenen Winkel gut fortkommen, ja ſich hoffentlich mit der Zeit, unſrer Abſicht gemaͤß, uͤber das ganze Land aus- breiten. Den Ueberreſt des Tages brachten wir mit Vogelſchießen hin, und er- legten unter andern auch einen weißen Reyher (ardea alba) der in Europa ge- mein iſt. Das ſchoͤne Wetter, welches ſich nun volle acht Tage hintereinander ge- halten hatte, war am 25ſten ganz zu Ende. Es fieng Abends an zu regnen und regnete in eins fort bis folgenden Mittag. Wahrſcheinlicherweiſe iſt das gute Wetter in Duſky-Bay, vornemlich in dieſer Jahrszeit, ſelten ſo anhal- tend, wenigſtens blieb es weder vor noch nachher, jemals zwey Tage hinter ein- ander ſchoͤn. Wir hatten uns daher auch vorgeſehen und dieſe Zeit zu Ergaͤn- zung des Holz- und Waſſer-Vorraths genutzt, imgleichen das Schiff wieder in ſeegelfertigen Stand geſetzt. Alle unſre Leute ſtellten ſich an Bord ein; die Bruͤcke ward abgeworfen und wir giengen aus unſerm Winkel mitten in die Bucht heraus, um mit erſtem guten Winde abzuſeegeln. Die Vorzuͤge einer civiliſirten Verfaſſung uͤber den rohen Zuſtand des Menſchen, fielen durch nichts deutlicher in R 3

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/184>, abgerufen am 25.11.2024.