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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Forster's Reise um die Welt
1773.
März.
Bucht hin, wo sich die Wilden zuerst hatten sehen lassen. Hier fanden wir ein
doppeltes Canot, das ohnweit etlicher alten niedrigen Hütten aufs Land gezo-
gen war, und in der Nachbarschaft sahe man einige Stellen wo Feuer ge-
brannt hatte, auch lagen Fischnetze und Fische umher. Das Canot war alt und
in schlechtem Stande. Es bestand aus zween Trögen oder Booten, die in der
Mitte durch Queerhölzer verbunden und mit Stricken von der Neu-Seelän-
dischen, hier abgebildeten Flachs-Pflanze *) zusammen gekoppelt waren. Ein Je-
des einzelne dieser beyden Boote, war für sich aus Planken verfertigt, die mit
Schnüren aneinander genähet und am Vordertheil durch ein grobgeschnitztes
Menschengesicht verzieret waren, in welchem sie statt der Augen kleine Stücken
von perlmutterartigen Seeohr-Muscheln eingesetzt hatten. In diesem Canot
fanden wir zween Ruder, einen Korb voll Beeren von der coriaria ruscifolia
Linnaei,
und einige Fische. Von den Leuten aber bekamen wir nichts zu hören
und zu sehen, weil sie, allem Anschein nach, in den Wald geflüchtet waren. Um
uns ihr Vertrauen und Zuneigung zu erwerben, legten wir ihnen einige Schau-
münzen, Spiegel, Glas-Corallen und andre Kleinigkeiten in das Canot und
giengen, ohne weitern Aufenthalt, wieder zu unserm Boot, um tiefer in die Bucht
hinein zu rudern und einen Plan von derselben aufzunehmen. Bey dieser Ge-
legenheit fanden wir einen schönen Bach, der sich über den flachen Strand ins
Meer ergoß, welches hier eine ganze Strecke lang so seicht war, daß wir mit dem
Boote einigemal auf den Grund stießen. Endten, See-Raben (Shags) schwarze
Austerfänger (Oyster catcher) und Kybits-Arten (ployers) gab es hier in
großer Menge. Auf dem Rückwege konnten wir uns nicht enthalten, noch
einmal nach dem Canot hinzusehen; fanden aber noch alles wie wir es verlassen
hatten. Den Werth, der bereits vorher zurückgelaßnen Geschenke zu erhöhen,
fügten wir jetzt noch ein Beil hinzu, und um ihnen den Gebrauch desselben be-
greiflich zu machen, hieben wir einige Spähne von einem Baume ab, und lies-
sen es alsdenn in dem Stamm stecken. Allein unsre Hauptabsicht erreichten wir
bey diesem zweyten Besuch eben so wenig als bey dem vorhergehenden, denn wir
bekamen abermals keinen von den Einwohnern zu sehen, ohnerachtet sie, unserm

*) Siehe Hawkesworths Geschichte der engl. See-Reisen in 4. dritter Band, pag. 34. u. f.

Forſter’s Reiſe um die Welt
1773.
Maͤrz.
Bucht hin, wo ſich die Wilden zuerſt hatten ſehen laſſen. Hier fanden wir ein
doppeltes Canot, das ohnweit etlicher alten niedrigen Huͤtten aufs Land gezo-
gen war, und in der Nachbarſchaft ſahe man einige Stellen wo Feuer ge-
brannt hatte, auch lagen Fiſchnetze und Fiſche umher. Das Canot war alt und
in ſchlechtem Stande. Es beſtand aus zween Troͤgen oder Booten, die in der
Mitte durch Queerhoͤlzer verbunden und mit Stricken von der Neu-Seelaͤn-
diſchen, hier abgebildeten Flachs-Pflanze *) zuſammen gekoppelt waren. Ein Je-
des einzelne dieſer beyden Boote, war fuͤr ſich aus Planken verfertigt, die mit
Schnuͤren aneinander genaͤhet und am Vordertheil durch ein grobgeſchnitztes
Menſchengeſicht verzieret waren, in welchem ſie ſtatt der Augen kleine Stuͤcken
von perlmutterartigen Seeohr-Muſcheln eingeſetzt hatten. In dieſem Canot
fanden wir zween Ruder, einen Korb voll Beeren von der coriaria ruſcifolia
Linnæi,
und einige Fiſche. Von den Leuten aber bekamen wir nichts zu hoͤren
und zu ſehen, weil ſie, allem Anſchein nach, in den Wald gefluͤchtet waren. Um
uns ihr Vertrauen und Zuneigung zu erwerben, legten wir ihnen einige Schau-
muͤnzen, Spiegel, Glas-Corallen und andre Kleinigkeiten in das Canot und
giengen, ohne weitern Aufenthalt, wieder zu unſerm Boot, um tiefer in die Bucht
hinein zu rudern und einen Plan von derſelben aufzunehmen. Bey dieſer Ge-
legenheit fanden wir einen ſchoͤnen Bach, der ſich uͤber den flachen Strand ins
Meer ergoß, welches hier eine ganze Strecke lang ſo ſeicht war, daß wir mit dem
Boote einigemal auf den Grund ſtießen. Endten, See-Raben (Shags) ſchwarze
Auſterfaͤnger (Oyſter catcher) und Kybits-Arten (ployers) gab es hier in
großer Menge. Auf dem Ruͤckwege konnten wir uns nicht enthalten, noch
einmal nach dem Canot hinzuſehen; fanden aber noch alles wie wir es verlaſſen
hatten. Den Werth, der bereits vorher zuruͤckgelaßnen Geſchenke zu erhoͤhen,
fuͤgten wir jetzt noch ein Beil hinzu, und um ihnen den Gebrauch deſſelben be-
greiflich zu machen, hieben wir einige Spaͤhne von einem Baume ab, und lieſ-
ſen es alsdenn in dem Stamm ſtecken. Allein unſre Hauptabſicht erreichten wir
bey dieſem zweyten Beſuch eben ſo wenig als bey dem vorhergehenden, denn wir
bekamen abermals keinen von den Einwohnern zu ſehen, ohnerachtet ſie, unſerm

*) Siehe Hawkesworths Geſchichte der engl. See-Reiſen in 4. dritter Band, pag. 34. u. f.
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[100/0149] Forſter’s Reiſe um die Welt Bucht hin, wo ſich die Wilden zuerſt hatten ſehen laſſen. Hier fanden wir ein doppeltes Canot, das ohnweit etlicher alten niedrigen Huͤtten aufs Land gezo- gen war, und in der Nachbarſchaft ſahe man einige Stellen wo Feuer ge- brannt hatte, auch lagen Fiſchnetze und Fiſche umher. Das Canot war alt und in ſchlechtem Stande. Es beſtand aus zween Troͤgen oder Booten, die in der Mitte durch Queerhoͤlzer verbunden und mit Stricken von der Neu-Seelaͤn- diſchen, hier abgebildeten Flachs-Pflanze *) zuſammen gekoppelt waren. Ein Je- des einzelne dieſer beyden Boote, war fuͤr ſich aus Planken verfertigt, die mit Schnuͤren aneinander genaͤhet und am Vordertheil durch ein grobgeſchnitztes Menſchengeſicht verzieret waren, in welchem ſie ſtatt der Augen kleine Stuͤcken von perlmutterartigen Seeohr-Muſcheln eingeſetzt hatten. In dieſem Canot fanden wir zween Ruder, einen Korb voll Beeren von der coriaria ruſcifolia Linnæi, und einige Fiſche. Von den Leuten aber bekamen wir nichts zu hoͤren und zu ſehen, weil ſie, allem Anſchein nach, in den Wald gefluͤchtet waren. Um uns ihr Vertrauen und Zuneigung zu erwerben, legten wir ihnen einige Schau- muͤnzen, Spiegel, Glas-Corallen und andre Kleinigkeiten in das Canot und giengen, ohne weitern Aufenthalt, wieder zu unſerm Boot, um tiefer in die Bucht hinein zu rudern und einen Plan von derſelben aufzunehmen. Bey dieſer Ge- legenheit fanden wir einen ſchoͤnen Bach, der ſich uͤber den flachen Strand ins Meer ergoß, welches hier eine ganze Strecke lang ſo ſeicht war, daß wir mit dem Boote einigemal auf den Grund ſtießen. Endten, See-Raben (Shags) ſchwarze Auſterfaͤnger (Oyſter catcher) und Kybits-Arten (ployers) gab es hier in großer Menge. Auf dem Ruͤckwege konnten wir uns nicht enthalten, noch einmal nach dem Canot hinzuſehen; fanden aber noch alles wie wir es verlaſſen hatten. Den Werth, der bereits vorher zuruͤckgelaßnen Geſchenke zu erhoͤhen, fuͤgten wir jetzt noch ein Beil hinzu, und um ihnen den Gebrauch deſſelben be- greiflich zu machen, hieben wir einige Spaͤhne von einem Baume ab, und lieſ- ſen es alsdenn in dem Stamm ſtecken. Allein unſre Hauptabſicht erreichten wir bey dieſem zweyten Beſuch eben ſo wenig als bey dem vorhergehenden, denn wir bekamen abermals keinen von den Einwohnern zu ſehen, ohnerachtet ſie, unſerm 1773. Maͤrz. *) Siehe Hawkesworths Geſchichte der engl. See-Reiſen in 4. dritter Band, pag. 34. u. f.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/149>, abgerufen am 25.11.2024.