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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Forster's Reise um die Welt
1772.
Novem-
ber.
Ermunterung giebt, so hat es der Fleiß dieser letztern dennoch so weit gebracht,
daß sie seit einiger Zeit Isle de France und Bourbon mit Korn versehen, ja
sogar verschiedne Ladungen nach Holland geschickt haben. Diese Ausfuhr
würde ohne Zweifel zu bessern Preisen geschehen können, wenn die Plantagen
nicht so weit ins Land hinein lägen; denn alles Korn muß zur Axe und auf sehr
bösen Wegen bis nach Tafelbay gebracht werden. Man darf sich indessen nicht
wundern, daß die Plantagen so tief ins Land und so weit auseinander liegen,
und daß es zwischen denselben große Bezirke giebt, die ganz wüste sind, da sie
doch zum Theil angebauet werden könnten. Die Compagnie will es gerade so
haben; denn sie hat ausdrücklich verordnet, daß kein Colonist sich innerhalb ei-
ner deutschen Meile von der nächsten Plantage anbauen solle. Stände diese Co-
lonie unmittelbar unter den General-Staaten, so würde sie zweifelsohne ungleich
volkreicher seyn und sich längst großen Reichthum und Ansehen erworben haben,
wozu jetzt keine Aussicht ist; aber eine Handlungsgesellschaft von ostindischen
Kaufleuten findet ihre Rechnung besser dabey, das Land-Eigenthum für sich zu
behalten und dem Colonisten die Flügel zu beschneiden, damit er nicht zu groß
und zu mächtig werden möge.

Der Wein, welcher auf dem Cap gebauet wird, ist von unendlich verschie-
denen Sorten. Der beste fällt auf Herrn Van der Spy's Plantage zu Con-
stantia
, und den kennt man in Europa größtentheils wohl nur vom Hörensagen,
denn es werden jährlich, höchstens nur 30 Faß (Legger *) davon eingeerndtet,
und jedes wird auf der Stelle zu ohngefähr 50 Pfund Sterling, das ist, 300
Thaler verkauft. Die Stöcke von denen er kommt, sind ursprünglich von Schi-
ras
, in Persien, hieher gebracht. Was wir in Europa für ächten Constantia trin-
ken, sind andere süße Weine, die in denen zunächst an der Constantia gelegenen
Weinbergen wachsen. Man hat auch versucht, Reben vom Burgunder-Wein
aus Frankreich, desgleichen Frontingac und Muscatellerstöcke von eben daher, hier
anzupflanzen, und die sind alle so gut eingeschlagen, daß das Gewächs zuwei-
len das französische übertrifft. In den vornehmern Häusern ist der gewöhnliche
Tischwein, eine Art von Sect oder trocken Beerenwein, der von Madera-Reben

* Ein Legger ist ohngefähr 108 Gallons englisches Maßes, davon jedes 4 ordinaire Bou-
teillen giebt.

Forſter’s Reiſe um die Welt
1772.
Novem-
ber.
Ermunterung giebt, ſo hat es der Fleiß dieſer letztern dennoch ſo weit gebracht,
daß ſie ſeit einiger Zeit Iſle de France und Bourbon mit Korn verſehen, ja
ſogar verſchiedne Ladungen nach Holland geſchickt haben. Dieſe Ausfuhr
wuͤrde ohne Zweifel zu beſſern Preiſen geſchehen koͤnnen, wenn die Plantagen
nicht ſo weit ins Land hinein laͤgen; denn alles Korn muß zur Axe und auf ſehr
boͤſen Wegen bis nach Tafelbay gebracht werden. Man darf ſich indeſſen nicht
wundern, daß die Plantagen ſo tief ins Land und ſo weit auseinander liegen,
und daß es zwiſchen denſelben große Bezirke giebt, die ganz wuͤſte ſind, da ſie
doch zum Theil angebauet werden koͤnnten. Die Compagnie will es gerade ſo
haben; denn ſie hat ausdruͤcklich verordnet, daß kein Coloniſt ſich innerhalb ei-
ner deutſchen Meile von der naͤchſten Plantage anbauen ſolle. Staͤnde dieſe Co-
lonie unmittelbar unter den General-Staaten, ſo wuͤrde ſie zweifelsohne ungleich
volkreicher ſeyn und ſich laͤngſt großen Reichthum und Anſehen erworben haben,
wozu jetzt keine Ausſicht iſt; aber eine Handlungsgeſellſchaft von oſtindiſchen
Kaufleuten findet ihre Rechnung beſſer dabey, das Land-Eigenthum fuͤr ſich zu
behalten und dem Coloniſten die Fluͤgel zu beſchneiden, damit er nicht zu groß
und zu maͤchtig werden moͤge.

Der Wein, welcher auf dem Cap gebauet wird, iſt von unendlich verſchie-
denen Sorten. Der beſte faͤllt auf Herrn Van der Spy’s Plantage zu Con-
ſtantia
, und den kennt man in Europa groͤßtentheils wohl nur vom Hoͤrenſagen,
denn es werden jaͤhrlich, hoͤchſtens nur 30 Faß (Legger *) davon eingeerndtet,
und jedes wird auf der Stelle zu ohngefaͤhr 50 Pfund Sterling, das iſt, 300
Thaler verkauft. Die Stoͤcke von denen er kommt, ſind urſpruͤnglich von Schi-
ras
, in Perſien, hieher gebracht. Was wir in Europa fuͤr aͤchten Conſtantia trin-
ken, ſind andere ſuͤße Weine, die in denen zunaͤchſt an der Conſtantia gelegenen
Weinbergen wachſen. Man hat auch verſucht, Reben vom Burgunder-Wein
aus Frankreich, desgleichen Frontingac und Muſcatellerſtoͤcke von eben daher, hier
anzupflanzen, und die ſind alle ſo gut eingeſchlagen, daß das Gewaͤchs zuwei-
len das franzoͤſiſche uͤbertrifft. In den vornehmern Haͤuſern iſt der gewoͤhnliche
Tiſchwein, eine Art von Sect oder trocken Beerenwein, der von Madera-Reben

* Ein Legger iſt ohngefaͤhr 108 Gallons engliſches Maßes, davon jedes 4 ordinaire Bou-
teillen giebt.
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[58/0103] Forſter’s Reiſe um die Welt Ermunterung giebt, ſo hat es der Fleiß dieſer letztern dennoch ſo weit gebracht, daß ſie ſeit einiger Zeit Iſle de France und Bourbon mit Korn verſehen, ja ſogar verſchiedne Ladungen nach Holland geſchickt haben. Dieſe Ausfuhr wuͤrde ohne Zweifel zu beſſern Preiſen geſchehen koͤnnen, wenn die Plantagen nicht ſo weit ins Land hinein laͤgen; denn alles Korn muß zur Axe und auf ſehr boͤſen Wegen bis nach Tafelbay gebracht werden. Man darf ſich indeſſen nicht wundern, daß die Plantagen ſo tief ins Land und ſo weit auseinander liegen, und daß es zwiſchen denſelben große Bezirke giebt, die ganz wuͤſte ſind, da ſie doch zum Theil angebauet werden koͤnnten. Die Compagnie will es gerade ſo haben; denn ſie hat ausdruͤcklich verordnet, daß kein Coloniſt ſich innerhalb ei- ner deutſchen Meile von der naͤchſten Plantage anbauen ſolle. Staͤnde dieſe Co- lonie unmittelbar unter den General-Staaten, ſo wuͤrde ſie zweifelsohne ungleich volkreicher ſeyn und ſich laͤngſt großen Reichthum und Anſehen erworben haben, wozu jetzt keine Ausſicht iſt; aber eine Handlungsgeſellſchaft von oſtindiſchen Kaufleuten findet ihre Rechnung beſſer dabey, das Land-Eigenthum fuͤr ſich zu behalten und dem Coloniſten die Fluͤgel zu beſchneiden, damit er nicht zu groß und zu maͤchtig werden moͤge. 1772. Novem- ber. Der Wein, welcher auf dem Cap gebauet wird, iſt von unendlich verſchie- denen Sorten. Der beſte faͤllt auf Herrn Van der Spy’s Plantage zu Con- ſtantia, und den kennt man in Europa groͤßtentheils wohl nur vom Hoͤrenſagen, denn es werden jaͤhrlich, hoͤchſtens nur 30 Faß (Legger *) davon eingeerndtet, und jedes wird auf der Stelle zu ohngefaͤhr 50 Pfund Sterling, das iſt, 300 Thaler verkauft. Die Stoͤcke von denen er kommt, ſind urſpruͤnglich von Schi- ras, in Perſien, hieher gebracht. Was wir in Europa fuͤr aͤchten Conſtantia trin- ken, ſind andere ſuͤße Weine, die in denen zunaͤchſt an der Conſtantia gelegenen Weinbergen wachſen. Man hat auch verſucht, Reben vom Burgunder-Wein aus Frankreich, desgleichen Frontingac und Muſcatellerſtoͤcke von eben daher, hier anzupflanzen, und die ſind alle ſo gut eingeſchlagen, daß das Gewaͤchs zuwei- len das franzoͤſiſche uͤbertrifft. In den vornehmern Haͤuſern iſt der gewoͤhnliche Tiſchwein, eine Art von Sect oder trocken Beerenwein, der von Madera-Reben * Ein Legger iſt ohngefaͤhr 108 Gallons engliſches Maßes, davon jedes 4 ordinaire Bou- teillen giebt.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/103>, abgerufen am 27.11.2024.