blökende Kardinal ist meisterhaft, aber ab- scheulich. Die Hände im Krampf sind gut gezeichnet, aber der Arm schlecht verkürzt. Der König steht so, daß er, indem er den Arm gerade in die Höhe hebt, sein Gesicht ganz bedekt. Die zwei andern Köpfe haben viel Ausdruck. Der eine ist gerührt, und sucht ein Auge, dem er sein Gefühl des mitleidsvollen Entsetzens mittheilen kann; der andre blickt unverwandt hin, und scheint zu denken: er stirbt wie er gelebt hat. Im Schatten zwischen den Bettvor- hängen über dem Kopfe des Kardinals sieht ein Teufelskopf mit zwei langen Zähnen und Satyrsohren, nebst einer Kralle auf dem Kopfküssen, hervor. Ich gestehe gern, daß er mich in diesem gräßlichen Bilde nicht so skandalisirt, als Andere. Er gehört gewissermaßen dazu; und da ihn die christ- liche Mythologie einmal hat, und selbst
blökende Kardinal ist meisterhaft, aber ab- scheulich. Die Hände im Krampf sind gut gezeichnet, aber der Arm schlecht verkürzt. Der König steht so, daß er, indem er den Arm gerade in die Höhe hebt, sein Gesicht ganz bedekt. Die zwei andern Köpfe haben viel Ausdruck. Der eine ist gerührt, und sucht ein Auge, dem er sein Gefühl des mitleidsvollen Entsetzens mittheilen kann; der andre blickt unverwandt hin, und scheint zu denken: er stirbt wie er gelebt hat. Im Schatten zwischen den Bettvor- hängen über dem Kopfe des Kardinals sieht ein Teufelskopf mit zwei langen Zähnen und Satyrsohren, nebst einer Kralle auf dem Kopfküssen, hervor. Ich gestehe gern, daß er mich in diesem gräßlichen Bilde nicht so skandalisirt, als Andere. Er gehört gewissermaßen dazu; und da ihn die christ- liche Mythologie einmal hat, und selbst
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blökende Kardinal ist meisterhaft, aber ab-
scheulich. Die Hände im Krampf sind gut
gezeichnet, aber der Arm schlecht verkürzt.
Der König steht so, daß er, indem er den
Arm gerade in die Höhe hebt, sein Gesicht
ganz bedekt. Die zwei andern Köpfe haben
viel Ausdruck. Der eine ist gerührt, und
sucht ein Auge, dem er sein Gefühl des
mitleidsvollen Entsetzens mittheilen kann;
der andre blickt unverwandt hin, und
scheint zu denken: er stirbt wie er gelebt
hat. Im Schatten zwischen den Bettvor-
hängen über dem Kopfe des Kardinals sieht
ein Teufelskopf mit zwei langen Zähnen
und Satyrsohren, nebst einer Kralle auf
dem Kopfküssen, hervor. Ich gestehe gern,
daß er mich in diesem gräßlichen Bilde
nicht so skandalisirt, als Andere. Er gehört
gewissermaßen dazu; und da ihn die christ-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansicht… [mehr]
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansichten vom Niederrhein blieb unvollendet. Nach Forsters Tod (10.1.1794) wurden dessen fragmentarische Aufzeichnungen zum dritten Band von Ludwig Ferdinand Huber geordnet und herausgegeben. Ergänzt wurde der Band um einen Anhang, Forsters bereits 1789 geschriebene "Geschichte der Kunst in England" (zuerst erschienen in Johann Wilhelm Archenholz' Annalen der brittischen Geschichte) und den "Artistischen Notizen, in London aufgezeichnet" im Anhang. Hubers Vorwort zum dritten Band ist datiert auf den Juli 1794, der Band erschien noch im selben Jahr.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/456>, abgerufen am 24.11.2024.
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