einer Zeit, wo sie kaum erst sprechen ge- lernt hatte. Vielleicht würden diese Bei- spiele von musikalischen Kindern noch häu- figer vorkommen, wenn die Hoffnung, etwas damit zu gewinnen, die Aufmerksamkeit der Erwachsenen mehr darauf richtete. Oder giebt es irgend einen geheimen Kunstgriff, den Kindern die Tonkunst anzuzaubern, der nur den Eingeweihten bekannt ist; etwa eine musikalische Desorganisation?
Wie das Wohlgefallen an der Musik in einem gebildeten Volke zum herrschen- den Geschmack und sogar zur Leidenschaft werden könne, ist schon begreiflicher. Nie hatte diese Kunst in England eine glän- zendere Epoche. Händels Gedächtnißfeier, die einer Apotheose nicht unähnlich sieht, die Italienische Oper, die großen Musiken im Pantheon, alles ist prächtiger als je zu- vor; und mit dem Herzoge von Bucking-
einer Zeit, wo sie kaum erst sprechen ge- lernt hatte. Vielleicht würden diese Bei- spiele von musikalischen Kindern noch häu- figer vorkommen, wenn die Hoffnung, etwas damit zu gewinnen, die Aufmerksamkeit der Erwachsenen mehr darauf richtete. Oder giebt es irgend einen geheimen Kunstgriff, den Kindern die Tonkunst anzuzaubern, der nur den Eingeweihten bekannt ist; etwa eine musikalische Desorganisation?
Wie das Wohlgefallen an der Musik in einem gebildeten Volke zum herrschen- den Geschmack und sogar zur Leidenschaft werden könne, ist schon begreiflicher. Nie hatte diese Kunst in England eine glän- zendere Epoche. Händels Gedächtnißfeier, die einer Apotheose nicht unähnlich sieht, die Italienische Oper, die großen Musiken im Pantheon, alles ist prächtiger als je zu- vor; und mit dem Herzoge von Bucking-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0439"n="148"/>
einer Zeit, wo sie kaum erst sprechen ge-<lb/>
lernt hatte. Vielleicht würden diese Bei-<lb/>
spiele von musikalischen Kindern noch häu-<lb/>
figer vorkommen, wenn die Hoffnung, etwas<lb/>
damit zu gewinnen, die Aufmerksamkeit der<lb/>
Erwachsenen mehr darauf richtete. Oder<lb/>
giebt es irgend einen geheimen Kunstgriff,<lb/>
den Kindern die Tonkunst anzuzaubern, der<lb/>
nur den Eingeweihten bekannt ist; etwa<lb/>
eine <hirendition="#i">musikalische Desorganisation</hi>?</p><lb/><p>Wie das Wohlgefallen an der <hirendition="#i">Musik</hi><lb/>
in einem gebildeten Volke zum herrschen-<lb/>
den Geschmack und sogar zur Leidenschaft<lb/>
werden könne, ist schon begreiflicher.<lb/>
Nie hatte diese Kunst in England eine glän-<lb/>
zendere Epoche. <hirendition="#i">Händels</hi> Gedächtnißfeier,<lb/>
die einer Apotheose nicht unähnlich sieht,<lb/>
die Italienische Oper, die großen Musiken<lb/>
im Pantheon, alles ist prächtiger als je zu-<lb/>
vor; und mit dem Herzoge <hirendition="#i">von Bucking-<lb/></hi></p></div></div></body></text></TEI>
[148/0439]
einer Zeit, wo sie kaum erst sprechen ge-
lernt hatte. Vielleicht würden diese Bei-
spiele von musikalischen Kindern noch häu-
figer vorkommen, wenn die Hoffnung, etwas
damit zu gewinnen, die Aufmerksamkeit der
Erwachsenen mehr darauf richtete. Oder
giebt es irgend einen geheimen Kunstgriff,
den Kindern die Tonkunst anzuzaubern, der
nur den Eingeweihten bekannt ist; etwa
eine musikalische Desorganisation?
Wie das Wohlgefallen an der Musik
in einem gebildeten Volke zum herrschen-
den Geschmack und sogar zur Leidenschaft
werden könne, ist schon begreiflicher.
Nie hatte diese Kunst in England eine glän-
zendere Epoche. Händels Gedächtnißfeier,
die einer Apotheose nicht unähnlich sieht,
die Italienische Oper, die großen Musiken
im Pantheon, alles ist prächtiger als je zu-
vor; und mit dem Herzoge von Bucking-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansicht… [mehr]
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansichten vom Niederrhein blieb unvollendet. Nach Forsters Tod (10.1.1794) wurden dessen fragmentarische Aufzeichnungen zum dritten Band von Ludwig Ferdinand Huber geordnet und herausgegeben. Ergänzt wurde der Band um einen Anhang, Forsters bereits 1789 geschriebene "Geschichte der Kunst in England" (zuerst erschienen in Johann Wilhelm Archenholz' Annalen der brittischen Geschichte) und den "Artistischen Notizen, in London aufgezeichnet" im Anhang. Hubers Vorwort zum dritten Band ist datiert auf den Juli 1794, der Band erschien noch im selben Jahr.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/439>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.