In einer so zahlreichen Zunft finden sich allerdings die sämmtlichen Schattirungen zwischen dem bloßen Handwerker und dem wahren Künstler von Einsicht und Gefühl. Da indessen der Kupferstecher nur nach- empfinden muß, was die Phantasie des Ma- lers, sein Geist und Herz, auffassen und darstellen konnte; da er eigentlich nicht zu erfinden, sondern nur mit Verstand und Wahrheit nachzuahmen hat, was bereits in seinem ganzen Zusammenhange vor ihm liegt, wobei es sodann zunächst auf die Richtigkeit des Augenmaßes, die Geschick- lichkeit in mechanischen Handgriffen, auf anhaltenden Fleiß und stets gespannte Auf- merksamkeit ankommt: so begreift man leicht, daß es der Betriebsamkeit des Brit- ten vor andern gelingen müsse, in dieser Kunst den Gipfel der Vollkommenheit zu ersteigen, sobald die Früchte der Anstren-
In einer so zahlreichen Zunft finden sich allerdings die sämmtlichen Schattirungen zwischen dem bloßen Handwerker und dem wahren Künstler von Einsicht und Gefühl. Da indessen der Kupferstecher nur nach- empfinden muß, was die Phantasie des Ma- lers, sein Geist und Herz, auffassen und darstellen konnte; da er eigentlich nicht zu erfinden, sondern nur mit Verstand und Wahrheit nachzuahmen hat, was bereits in seinem ganzen Zusammenhange vor ihm liegt, wobei es sodann zunächst auf die Richtigkeit des Augenmaßes, die Geschick- lichkeit in mechanischen Handgriffen, auf anhaltenden Fleiß und stets gespannte Auf- merksamkeit ankommt: so begreift man leicht, daß es der Betriebsamkeit des Brit- ten vor andern gelingen müsse, in dieser Kunst den Gipfel der Vollkommenheit zu ersteigen, sobald die Früchte der Anstren-
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In einer so zahlreichen Zunft finden sich
allerdings die sämmtlichen Schattirungen
zwischen dem bloßen Handwerker und dem
wahren Künstler von Einsicht und Gefühl.
Da indessen der Kupferstecher nur nach-
empfinden muß, was die Phantasie des Ma-
lers, sein Geist und Herz, auffassen und
darstellen konnte; da er eigentlich nicht
zu erfinden, sondern nur mit Verstand und
Wahrheit nachzuahmen hat, was bereits in
seinem ganzen Zusammenhange vor ihm
liegt, wobei es sodann zunächst auf die
Richtigkeit des Augenmaßes, die Geschick-
lichkeit in mechanischen Handgriffen, auf
anhaltenden Fleiß und stets gespannte Auf-
merksamkeit ankommt: so begreift man
leicht, daß es der Betriebsamkeit des Brit-
ten vor andern gelingen müsse, in dieser
Kunst den Gipfel der Vollkommenheit zu
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansicht… [mehr]
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansichten vom Niederrhein blieb unvollendet. Nach Forsters Tod (10.1.1794) wurden dessen fragmentarische Aufzeichnungen zum dritten Band von Ludwig Ferdinand Huber geordnet und herausgegeben. Ergänzt wurde der Band um einen Anhang, Forsters bereits 1789 geschriebene "Geschichte der Kunst in England" (zuerst erschienen in Johann Wilhelm Archenholz' Annalen der brittischen Geschichte) und den "Artistischen Notizen, in London aufgezeichnet" im Anhang. Hubers Vorwort zum dritten Band ist datiert auf den Juli 1794, der Band erschien noch im selben Jahr.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/417>, abgerufen am 23.11.2024.
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