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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794.

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unter den Händen des fünften kamen die
Spitzenmanschetten und das Halstuch hin-
zu, und solchergestalt entstand ein Mach-
werk und ein Flickwerk, woran es, trotz
der Ähnlichkeit der Gesichtszüge, oft un-
möglich seyn mochte, das Original zu er-
kennen. An Mannichfaltigkeit in den Stel-
lungen, an Wahrheit und charakteristischer
Zeichnung des Körpers, an Harmonie im
Ton der Farben, an Ausdruck in den Zü-
gen, Feuer im Auge, kluge Wendung des
Gesichts, und Disposition der Schatten
und Lichter, um die Ähnlichkeit spre-
chender au machen, und die Seele durch
ihre körperliche Hülle leuchten zu lassen:
an alle diese Erfordernisse der Kunst hatte
weder der goldgierige Künstler, noch sein
Publikum, welches so gern von ihm ge-
malt seyn wollte, je gedacht. Auch Hud-
son
, der nach Knellern den größten Zu-

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unter den Händen des fünften kamen die
Spitzenmanschetten und das Halstuch hin-
zu, und solchergestalt entstand ein Mach-
werk und ein Flickwerk, woran es, trotz
der Ähnlichkeit der Gesichtszüge, oft un-
möglich seyn mochte, das Original zu er-
kennen. An Mannichfaltigkeit in den Stel-
lungen, an Wahrheit und charakteristischer
Zeichnung des Körpers, an Harmonie im
Ton der Farben, an Ausdruck in den Zü-
gen, Feuer im Auge, kluge Wendung des
Gesichts, und Disposition der Schatten
und Lichter, um die Ähnlichkeit spre-
chender au machen, und die Seele durch
ihre körperliche Hülle leuchten zu lassen:
an alle diese Erfordernisse der Kunst hatte
weder der goldgierige Künstler, noch sein
Publikum, welches so gern von ihm ge-
malt seyn wollte, je gedacht. Auch Hud-
son
, der nach Knellern den größten Zu-

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[99/0390] unter den Händen des fünften kamen die Spitzenmanschetten und das Halstuch hin- zu, und solchergestalt entstand ein Mach- werk und ein Flickwerk, woran es, trotz der Ähnlichkeit der Gesichtszüge, oft un- möglich seyn mochte, das Original zu er- kennen. An Mannichfaltigkeit in den Stel- lungen, an Wahrheit und charakteristischer Zeichnung des Körpers, an Harmonie im Ton der Farben, an Ausdruck in den Zü- gen, Feuer im Auge, kluge Wendung des Gesichts, und Disposition der Schatten und Lichter, um die Ähnlichkeit spre- chender au machen, und die Seele durch ihre körperliche Hülle leuchten zu lassen: an alle diese Erfordernisse der Kunst hatte weder der goldgierige Künstler, noch sein Publikum, welches so gern von ihm ge- malt seyn wollte, je gedacht. Auch Hud- son, der nach Knellern den größten Zu- g 2

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/390>, abgerufen am 25.11.2024.