überflüßig und entbehrlich vorgekommen seyn. Das Wohlgefallen der Menschen an ihrem lieben Selbst, sobald sie es auf ei- ner ausgespannten Leinwand erblicken, mag wohl zu dieser künstlerischen Sorglo- sigkeit nicht wenig mitgewirkt haben. Sir Godfrey Kneller, der Deutsche Maler, den nach Lelys Tode kein anderer Neben- buhler zum Wetteifer reitzte, ward über- müthig genug, die Eigenliebe der Englän- der zu mißbrauchen, seinen Ruhm der Ge- winnsucht aufzuopfern, und eine Porträt- Fabrik, im eigentlichen Wortverstande, anzulegen. Seine Deutschen Handlanger mußten an dem Bilde, wovon er lediglich die Gesichtszüge malte, alles übrige aus- führen. Der eine malte die Perüke, ein anderer den Hut, der dritte den sammet- nen Rock; dieser reichte das Gemälde ei- nem vierten, der die Knöpfe darauf setzte;
überflüßig und entbehrlich vorgekommen seyn. Das Wohlgefallen der Menschen an ihrem lieben Selbst, sobald sie es auf ei- ner ausgespannten Leinwand erblicken, mag wohl zu dieser künstlerischen Sorglo- sigkeit nicht wenig mitgewirkt haben. Sir Godfrey Kneller, der Deutsche Maler, den nach Lelys Tode kein anderer Neben- buhler zum Wetteifer reitzte, ward über- müthig genug, die Eigenliebe der Englän- der zu mißbrauchen, seinen Ruhm der Ge- winnsucht aufzuopfern, und eine Porträt- Fabrik, im eigentlichen Wortverstande, anzulegen. Seine Deutschen Handlanger mußten an dem Bilde, wovon er lediglich die Gesichtszüge malte, alles übrige aus- führen. Der eine malte die Perüke, ein anderer den Hut, der dritte den sammet- nen Rock; dieser reichte das Gemälde ei- nem vierten, der die Knöpfe darauf setzte;
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überflüßig und entbehrlich vorgekommen
seyn. Das Wohlgefallen der Menschen an
ihrem lieben Selbst, sobald sie es auf ei-
ner ausgespannten Leinwand erblicken,
mag wohl zu dieser künstlerischen Sorglo-
sigkeit nicht wenig mitgewirkt haben.
Sir Godfrey Kneller, der Deutsche Maler,
den nach Lelys Tode kein anderer Neben-
buhler zum Wetteifer reitzte, ward über-
müthig genug, die Eigenliebe der Englän-
der zu mißbrauchen, seinen Ruhm der Ge-
winnsucht aufzuopfern, und eine Porträt-
Fabrik, im eigentlichen Wortverstande,
anzulegen. Seine Deutschen Handlanger
mußten an dem Bilde, wovon er lediglich
die Gesichtszüge malte, alles übrige aus-
führen. Der eine malte die Perüke, ein
anderer den Hut, der dritte den sammet-
nen Rock; dieser reichte das Gemälde ei-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansicht… [mehr]
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansichten vom Niederrhein blieb unvollendet. Nach Forsters Tod (10.1.1794) wurden dessen fragmentarische Aufzeichnungen zum dritten Band von Ludwig Ferdinand Huber geordnet und herausgegeben. Ergänzt wurde der Band um einen Anhang, Forsters bereits 1789 geschriebene "Geschichte der Kunst in England" (zuerst erschienen in Johann Wilhelm Archenholz' Annalen der brittischen Geschichte) und den "Artistischen Notizen, in London aufgezeichnet" im Anhang. Hubers Vorwort zum dritten Band ist datiert auf den Juli 1794, der Band erschien noch im selben Jahr.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/389>, abgerufen am 22.11.2024.
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