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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794.

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werfen kann, unverkennbare Züge eines
edlen, keuschen, für das Große und Reine
sehr empfänglichen Einbildungskraft. Seine
Gegenstände sind gemeiniglich gut ge-
wählt, und haben jene Würde, die sie der
Kunst empfiehlt; seine Anordnung ist über-
dacht, seine Komposition zuweilen reich;
seine Figuren zeichnen sich durch Anstand
aus, und es herrscht in seinen Gemälden
die Einheit des Gedankens, die sie zu
einem Ganzen schafft. Allein zur Wahr-
heit der heroischen Empfindung hat er
sich nur selten hinaufzuschwingen ge-
wußt; seine Gesichter sind oft nur allzu
leer an Ausdruck, und verrathen, wie die
kalten Stellungen, den mißlungenen Ver-
such, durch Uebertragung des Griechischen
Marmors auf seine Leinwand, Griechische
Erhabenheit und Ruhe der zur Göttlich-
keit erhöheten Lebenskraft zu erzwingen.

werfen kann, unverkennbare Züge eines
edlen, keuschen, für das Große und Reine
sehr empfänglichen Einbildungskraft. Seine
Gegenstände sind gemeiniglich gut ge-
wählt, und haben jene Würde, die sie der
Kunst empfiehlt; seine Anordnung ist über-
dacht, seine Komposition zuweilen reich;
seine Figuren zeichnen sich durch Anstand
aus, und es herrscht in seinen Gemälden
die Einheit des Gedankens, die sie zu
einem Ganzen schafft. Allein zur Wahr-
heit der heroischen Empfindung hat er
sich nur selten hinaufzuschwingen ge-
wußt; seine Gesichter sind oft nur allzu
leer an Ausdruck, und verrathen, wie die
kalten Stellungen, den mißlungenen Ver-
such, durch Uebertragung des Griechischen
Marmors auf seine Leinwand, Griechische
Erhabenheit und Ruhe der zur Göttlich-
keit erhöheten Lebenskraft zu erzwingen.

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[42/0333] werfen kann, unverkennbare Züge eines edlen, keuschen, für das Große und Reine sehr empfänglichen Einbildungskraft. Seine Gegenstände sind gemeiniglich gut ge- wählt, und haben jene Würde, die sie der Kunst empfiehlt; seine Anordnung ist über- dacht, seine Komposition zuweilen reich; seine Figuren zeichnen sich durch Anstand aus, und es herrscht in seinen Gemälden die Einheit des Gedankens, die sie zu einem Ganzen schafft. Allein zur Wahr- heit der heroischen Empfindung hat er sich nur selten hinaufzuschwingen ge- wußt; seine Gesichter sind oft nur allzu leer an Ausdruck, und verrathen, wie die kalten Stellungen, den mißlungenen Ver- such, durch Uebertragung des Griechischen Marmors auf seine Leinwand, Griechische Erhabenheit und Ruhe der zur Göttlich- keit erhöheten Lebenskraft zu erzwingen.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/333>, abgerufen am 22.11.2024.