Endlich fand die Kunst in Georg dem Dritten einen eifrigen und freigebigen Be- schützer. Er hatte gefühlt, wie weit die einheimischen Künstler noch hinter denen auf dem festen Lande zurückgeblieben wa- ren, und sah die Nothwendigkeit des Bei- spiels ein, um das Nationalgenie zur Nach- eiferung zu entflammen. In dieser wohl- thätigen Absicht stiftete er, vor etwa zwanzig Jahren, die königliche Akademie der Künste, und besetzte die meisten Stel- len darin mit geschickten Ausländern. Die Italiener: Cipriani, Carlini, Zuccarelli, Zuc- chi, Bartolozzi; die Deutschen, Zoffani, Moser und seine Tochter, Meyer, Angelika Kauffmann; der Schwede Nollekens, gehör- ten alle zur ersten Stiftung. Im Sommerset- Pallast, der seit Kurzem erst wieder aus seinen Ruinen nach einem modernen Plan hervorgestiegen ist, ward ein großer Flü-
Endlich fand die Kunst in Georg dem Dritten einen eifrigen und freigebigen Be- schützer. Er hatte gefühlt, wie weit die einheimischen Künstler noch hinter denen auf dem festen Lande zurückgeblieben wa- ren, und sah die Nothwendigkeit des Bei- spiels ein, um das Nationalgenie zur Nach- eiferung zu entflammen. In dieser wohl- thätigen Absicht stiftete er, vor etwa zwanzig Jahren, die königliche Akademie der Künste, und besetzte die meisten Stel- len darin mit geschickten Ausländern. Die Italiener: Cipriani, Carlini, Zuccarelli, Zuc- chi, Bartolozzi; die Deutschen, Zoffani, Moser und seine Tochter, Meyer, Angelika Kauffmann; der Schwede Nollekens, gehör- ten alle zur ersten Stiftung. Im Sommerset- Pallast, der seit Kurzem erst wieder aus seinen Ruinen nach einem modernen Plan hervorgestiegen ist, ward ein großer Flü-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0304"n="13"/><p>Endlich fand die Kunst in <hirendition="#i">Georg dem<lb/>
Dritten</hi> einen eifrigen und freigebigen Be-<lb/>
schützer. Er hatte gefühlt, wie weit die<lb/>
einheimischen Künstler noch hinter denen<lb/>
auf dem festen Lande zurückgeblieben wa-<lb/>
ren, und sah die Nothwendigkeit des Bei-<lb/>
spiels ein, um das Nationalgenie zur Nach-<lb/>
eiferung zu entflammen. In dieser wohl-<lb/>
thätigen Absicht stiftete er, vor etwa<lb/>
zwanzig Jahren, die königliche Akademie<lb/>
der Künste, und besetzte die meisten Stel-<lb/>
len darin mit geschickten Ausländern. Die<lb/>
Italiener: <hirendition="#i">Cipriani, Carlini, Zuccarelli, Zuc-<lb/>
chi, Bartolozzi</hi>; die Deutschen, <hirendition="#i">Zoffani,<lb/>
Moser</hi> und <hirendition="#i">seine Tochter, Meyer, Angelika<lb/>
Kauffmann</hi>; der Schwede <hirendition="#i">Nollekens</hi>, gehör-<lb/>
ten alle zur ersten Stiftung. Im Sommerset-<lb/>
Pallast, der seit Kurzem erst wieder aus<lb/>
seinen Ruinen nach einem modernen Plan<lb/>
hervorgestiegen ist, ward ein großer Flü-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[13/0304]
Endlich fand die Kunst in Georg dem
Dritten einen eifrigen und freigebigen Be-
schützer. Er hatte gefühlt, wie weit die
einheimischen Künstler noch hinter denen
auf dem festen Lande zurückgeblieben wa-
ren, und sah die Nothwendigkeit des Bei-
spiels ein, um das Nationalgenie zur Nach-
eiferung zu entflammen. In dieser wohl-
thätigen Absicht stiftete er, vor etwa
zwanzig Jahren, die königliche Akademie
der Künste, und besetzte die meisten Stel-
len darin mit geschickten Ausländern. Die
Italiener: Cipriani, Carlini, Zuccarelli, Zuc-
chi, Bartolozzi; die Deutschen, Zoffani,
Moser und seine Tochter, Meyer, Angelika
Kauffmann; der Schwede Nollekens, gehör-
ten alle zur ersten Stiftung. Im Sommerset-
Pallast, der seit Kurzem erst wieder aus
seinen Ruinen nach einem modernen Plan
hervorgestiegen ist, ward ein großer Flü-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansicht… [mehr]
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansichten vom Niederrhein blieb unvollendet. Nach Forsters Tod (10.1.1794) wurden dessen fragmentarische Aufzeichnungen zum dritten Band von Ludwig Ferdinand Huber geordnet und herausgegeben. Ergänzt wurde der Band um einen Anhang, Forsters bereits 1789 geschriebene "Geschichte der Kunst in England" (zuerst erschienen in Johann Wilhelm Archenholz' Annalen der brittischen Geschichte) und den "Artistischen Notizen, in London aufgezeichnet" im Anhang. Hubers Vorwort zum dritten Band ist datiert auf den Juli 1794, der Band erschien noch im selben Jahr.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/304>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.