Ich brauche nicht zu sagen, wie sehr diese Methode auf die Verewigung der Vorur- theile und Irrthümer abzwecken muß: denn ich behaupte sogar, daß, wenn ein solches Unding, wie ein vollkommnes System, mög- lich wäre, die Anwendung desselben bei der Pädagogik für den Gebrauch der Vernunft dennoch gefährlicher als jedes andere wer- den müßte. Die Idee des Unverbesserlichen zieht einen lähmenden Mechanismus nach sich, welcher mit dem Chinesischen Sitten- gesetz am besten exemplificirt wird und den Begriff von Tugend ganz aufhebt. Der Erzieher hätte meines Erachtens wenig Ver- dienst um die Menschheit, der die Jugend dahin gebracht hätte, alles zu thun oder zu lassen, je nachdem es dem gewohnten Her- kommen gemäß ist oder nicht, oder, was auf Eins hinausläuft, nachdem es mit den Regeln, die er von seinem Lehrer lernte,
über-
Ich brauche nicht zu sagen, wie sehr diese Methode auf die Verewigung der Vorur- theile und Irrthümer abzwecken muß: denn ich behaupte sogar, daß, wenn ein solches Unding, wie ein vollkommnes System, mög- lich wäre, die Anwendung desselben bei der Pädagogik für den Gebrauch der Vernunft dennoch gefährlicher als jedes andere wer- den müßte. Die Idee des Unverbesserlichen zieht einen lähmenden Mechanismus nach sich, welcher mit dem Chinesischen Sitten- gesetz am besten exemplificirt wird und den Begriff von Tugend ganz aufhebt. Der Erzieher hätte meines Erachtens wenig Ver- dienst um die Menschheit, der die Jugend dahin gebracht hätte, alles zu thun oder zu lassen, je nachdem es dem gewohnten Her- kommen gemäß ist oder nicht, oder, was auf Eins hinausläuft, nachdem es mit den Regeln, die er von seinem Lehrer lernte,
über-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0247"n="224"/>
Ich brauche nicht zu sagen, wie sehr diese<lb/>
Methode auf die Verewigung der Vorur-<lb/>
theile und Irrthümer abzwecken muß: denn<lb/>
ich behaupte sogar, daß, wenn ein solches<lb/>
Unding, wie ein <hirendition="#i">vollkommnes System</hi>, mög-<lb/>
lich wäre, die Anwendung desselben bei der<lb/>
Pädagogik für den Gebrauch der Vernunft<lb/>
dennoch gefährlicher als jedes andere wer-<lb/>
den müßte. Die Idee des Unverbesserlichen<lb/>
zieht einen lähmenden Mechanismus nach<lb/>
sich, welcher mit dem Chinesischen Sitten-<lb/>
gesetz am besten exemplificirt wird und den<lb/>
Begriff von Tugend ganz aufhebt. Der<lb/>
Erzieher hätte meines Erachtens wenig Ver-<lb/>
dienst um die Menschheit, der die Jugend<lb/>
dahin gebracht hätte, alles zu thun oder zu<lb/>
lassen, je nachdem es dem gewohnten Her-<lb/>
kommen gemäß ist oder nicht, oder, was<lb/>
auf Eins hinausläuft, nachdem es mit den<lb/>
Regeln, die er von seinem Lehrer lernte,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">über-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[224/0247]
Ich brauche nicht zu sagen, wie sehr diese
Methode auf die Verewigung der Vorur-
theile und Irrthümer abzwecken muß: denn
ich behaupte sogar, daß, wenn ein solches
Unding, wie ein vollkommnes System, mög-
lich wäre, die Anwendung desselben bei der
Pädagogik für den Gebrauch der Vernunft
dennoch gefährlicher als jedes andere wer-
den müßte. Die Idee des Unverbesserlichen
zieht einen lähmenden Mechanismus nach
sich, welcher mit dem Chinesischen Sitten-
gesetz am besten exemplificirt wird und den
Begriff von Tugend ganz aufhebt. Der
Erzieher hätte meines Erachtens wenig Ver-
dienst um die Menschheit, der die Jugend
dahin gebracht hätte, alles zu thun oder zu
lassen, je nachdem es dem gewohnten Her-
kommen gemäß ist oder nicht, oder, was
auf Eins hinausläuft, nachdem es mit den
Regeln, die er von seinem Lehrer lernte,
über-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansicht… [mehr]
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansichten vom Niederrhein blieb unvollendet. Nach Forsters Tod (10.1.1794) wurden dessen fragmentarische Aufzeichnungen zum dritten Band von Ludwig Ferdinand Huber geordnet und herausgegeben. Ergänzt wurde der Band um einen Anhang, Forsters bereits 1789 geschriebene "Geschichte der Kunst in England" (zuerst erschienen in Johann Wilhelm Archenholz' Annalen der brittischen Geschichte) und den "Artistischen Notizen, in London aufgezeichnet" im Anhang. Hubers Vorwort zum dritten Band ist datiert auf den Juli 1794, der Band erschien noch im selben Jahr.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/247>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.