Ich will nicht mehr unterscheiden, nicht zergliedern die Gestalten, die Töne, die Farben ihres Himmels und ihrer Erde; Ein Lied, Ein unnennbares, untheilbares Bild ströme sie mir durch Aug' und Ohr, und fülle meine lechzende Seele mit der Wonne, die keine Zunge stammeln kann! Dies ist die allgemeine Zauberei der schönen Na- tur, Allen fühlbar, wenn gleich nicht von Allen erkannt; die wohlthätige Macht, die uns Alle hält und nährt und erfreuet, und deren Wirkungen die Vernunft nicht fassen kann; denn des Genusses Gränze ist Zergliederung des Eindrucks. Dennoch! -- wunderbares Gesetz der Menschenform! -- dennoch sind die Weiseren unter uns glück- lich nur wie ein Kind, das, wenn es die Blume sieht, ihrer lieblichen Gestalt und Farbe einen Augenblick froh wird, sie dann bricht und zerpflückt. Heilige Pfle-
Ich will nicht mehr unterscheiden, nicht zergliedern die Gestalten, die Töne, die Farben ihres Himmels und ihrer Erde; Ein Lied, Ein unnennbares, untheilbares Bild ströme sie mir durch Aug’ und Ohr, und fülle meine lechzende Seele mit der Wonne, die keine Zunge stammeln kann! Dies ist die allgemeine Zauberei der schönen Na- tur, Allen fühlbar, wenn gleich nicht von Allen erkannt; die wohlthätige Macht, die uns Alle hält und nährt und erfreuet, und deren Wirkungen die Vernunft nicht fassen kann; denn des Genusses Gränze ist Zergliederung des Eindrucks. Dennoch! — wunderbares Gesetz der Menschenform! — dennoch sind die Weiseren unter uns glück- lich nur wie ein Kind, das, wenn es die Blume sieht, ihrer lieblichen Gestalt und Farbe einen Augenblick froh wird, sie dann bricht und zerpflückt. Heilige Pfle-
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Ich will nicht mehr unterscheiden, nicht
zergliedern die Gestalten, die Töne, die
Farben ihres Himmels und ihrer Erde; Ein
Lied, Ein unnennbares, untheilbares Bild
ströme sie mir durch Aug’ und Ohr, und
fülle meine lechzende Seele mit der Wonne,
die keine Zunge stammeln kann! Dies ist
die allgemeine Zauberei der schönen Na-
tur, Allen fühlbar, wenn gleich nicht von
Allen erkannt; die wohlthätige Macht, die
uns Alle hält und nährt und erfreuet,
und deren Wirkungen die Vernunft nicht
fassen kann; denn des Genusses Gränze ist
Zergliederung des Eindrucks. Dennoch! —
wunderbares Gesetz der Menschenform! —
dennoch sind die Weiseren unter uns glück-
lich nur wie ein Kind, das, wenn es die
Blume sieht, ihrer lieblichen Gestalt und
Farbe einen Augenblick froh wird, sie
dann bricht und zerpflückt. Heilige Pfle-
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Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansicht… [mehr]
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansichten vom Niederrhein blieb unvollendet. Nach Forsters Tod (10.1.1794) wurden dessen fragmentarische Aufzeichnungen zum dritten Band von Ludwig Ferdinand Huber geordnet und herausgegeben. Ergänzt wurde der Band um einen Anhang, Forsters bereits 1789 geschriebene "Geschichte der Kunst in England" (zuerst erschienen in Johann Wilhelm Archenholz' Annalen der brittischen Geschichte) und den "Artistischen Notizen, in London aufgezeichnet" im Anhang. Hubers Vorwort zum dritten Band ist datiert auf den Juli 1794, der Band erschien noch im selben Jahr.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/214>, abgerufen am 28.11.2024.
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