Soho, die kleine Manufakturstadt der Herren Bolton, Watt und Fothergill, liegt eine halbe Englische Meile von Birmingham in einer angenehmen Gegend, die durch Wasser und Hügel durchschnitten ist. Die Gebäude sind nicht prächtig, weniger schön als die Preußischen Seidenmanufakturen an der Oder bei Frankfurt, aber auch nicht so kleinlich als die Frankenthaler. Sie sind solid, geräumig, wohl erleuchtet, und ihrem Zwecke gemäß eingerichtet. An tausend Menschen werden hier beschäftigt, worunter viele Kinder, und zum Polieren auch Weiber sind. Der wöchentliche Ge- winn eines gemeinen Arbeiters ist im Durch- schnitt ungefähr vierzehn Schilling bis eine Guinee, folglich zwei- bis dreimal so groß als in Deutschland: ein Satz, dessen Noth- wendigkeit sich nach der hiesigen Wohl- feilheit des Geldes, und der Theurung der
I 3
Soho, die kleine Manufakturstadt der Herren Bolton, Watt und Fothergill, liegt eine halbe Englische Meile von Birmingham in einer angenehmen Gegend, die durch Wasser und Hügel durchschnitten ist. Die Gebäude sind nicht prächtig, weniger schön als die Preußischen Seidenmanufakturen an der Oder bei Frankfurt, aber auch nicht so kleinlich als die Frankenthaler. Sie sind solid, geräumig, wohl erleuchtet, und ihrem Zwecke gemäß eingerichtet. An tausend Menschen werden hier beschäftigt, worunter viele Kinder, und zum Polieren auch Weiber sind. Der wöchentliche Ge- winn eines gemeinen Arbeiters ist im Durch- schnitt ungefähr vierzehn Schilling bis eine Guinee, folglich zwei- bis dreimal so groß als in Deutschland: ein Satz, dessen Noth- wendigkeit sich nach der hiesigen Wohl- feilheit des Geldes, und der Theurung der
I 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0156"n="133"/><p><hirendition="#i">Soho</hi>, die kleine Manufakturstadt der<lb/>
Herren <hirendition="#i">Bolton, Watt</hi> und <hirendition="#i">Fothergill</hi>, liegt<lb/>
eine halbe Englische Meile von Birmingham<lb/>
in einer angenehmen Gegend, die durch<lb/>
Wasser und Hügel durchschnitten ist. Die<lb/>
Gebäude sind nicht prächtig, weniger schön<lb/>
als die Preußischen Seidenmanufakturen an<lb/>
der Oder bei Frankfurt, aber auch nicht so<lb/>
kleinlich als die Frankenthaler. Sie sind<lb/>
solid, geräumig, wohl erleuchtet, und<lb/>
ihrem Zwecke gemäß eingerichtet. An<lb/>
tausend Menschen werden hier beschäftigt,<lb/>
worunter viele Kinder, und zum Polieren<lb/>
auch Weiber sind. Der wöchentliche Ge-<lb/>
winn eines gemeinen Arbeiters ist im Durch-<lb/>
schnitt ungefähr vierzehn Schilling bis eine<lb/>
Guinee, folglich zwei- bis dreimal so groß<lb/>
als in Deutschland: ein Satz, dessen Noth-<lb/>
wendigkeit sich nach der hiesigen Wohl-<lb/>
feilheit des Geldes, und der Theurung der<lb/><fwplace="bottom"type="sig">I 3</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[133/0156]
Soho, die kleine Manufakturstadt der
Herren Bolton, Watt und Fothergill, liegt
eine halbe Englische Meile von Birmingham
in einer angenehmen Gegend, die durch
Wasser und Hügel durchschnitten ist. Die
Gebäude sind nicht prächtig, weniger schön
als die Preußischen Seidenmanufakturen an
der Oder bei Frankfurt, aber auch nicht so
kleinlich als die Frankenthaler. Sie sind
solid, geräumig, wohl erleuchtet, und
ihrem Zwecke gemäß eingerichtet. An
tausend Menschen werden hier beschäftigt,
worunter viele Kinder, und zum Polieren
auch Weiber sind. Der wöchentliche Ge-
winn eines gemeinen Arbeiters ist im Durch-
schnitt ungefähr vierzehn Schilling bis eine
Guinee, folglich zwei- bis dreimal so groß
als in Deutschland: ein Satz, dessen Noth-
wendigkeit sich nach der hiesigen Wohl-
feilheit des Geldes, und der Theurung der
I 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansicht… [mehr]
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansichten vom Niederrhein blieb unvollendet. Nach Forsters Tod (10.1.1794) wurden dessen fragmentarische Aufzeichnungen zum dritten Band von Ludwig Ferdinand Huber geordnet und herausgegeben. Ergänzt wurde der Band um einen Anhang, Forsters bereits 1789 geschriebene "Geschichte der Kunst in England" (zuerst erschienen in Johann Wilhelm Archenholz' Annalen der brittischen Geschichte) und den "Artistischen Notizen, in London aufgezeichnet" im Anhang. Hubers Vorwort zum dritten Band ist datiert auf den Juli 1794, der Band erschien noch im selben Jahr.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/156>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.