Anzug keine gemeine Herkunft, wenigstens keinen Mangel verrieth, und die uns den Wagen mit Wohlgerüchen aller Art er- füllte. Sie war nicht uneben gebildet, und nicht kokett, aber mit einer vornehmen An- maßung reichlich begabt, die nur durch ihre Liebe zur Konversation ein wenig ge- zügelt werden konnte. Ich war boshaft ge- nug, sobald ich es merkte, mit meinen Worten äußerst sparsam zu seyn, ohne ins Unhöfliche zu verfallen; und diese Sprö- digkeit gelang so gut, daß die schöne Dame wirklich ihr pretiöses Wesen um vieles herunter stimmte, und ihre Reisegesell- schafter wohl beinahe für Geschöpfe von gleicher Natur mit sich selbst gelten ließ. Es zeigte sich, daß sie wirklich sehr wohl erzogen war, sehr viele Kenntnisse besaß, und ihre Wißbegierde auf nützliche Gegen- stände gerichtet hatte. Wunderbar, daß
Anzug keine gemeine Herkunft, wenigstens keinen Mangel verrieth, und die uns den Wagen mit Wohlgerüchen aller Art er- füllte. Sie war nicht uneben gebildet, und nicht kokett, aber mit einer vornehmen An- maßung reichlich begabt, die nur durch ihre Liebe zur Konversation ein wenig ge- zügelt werden konnte. Ich war boshaft ge- nug, sobald ich es merkte, mit meinen Worten äußerst sparsam zu seyn, ohne ins Unhöfliche zu verfallen; und diese Sprö- digkeit gelang so gut, daß die schöne Dame wirklich ihr pretiöses Wesen um vieles herunter stimmte, und ihre Reisegesell- schafter wohl beinahe für Geschöpfe von gleicher Natur mit sich selbst gelten ließ. Es zeigte sich, daß sie wirklich sehr wohl erzogen war, sehr viele Kenntnisse besaß, und ihre Wißbegierde auf nützliche Gegen- stände gerichtet hatte. Wunderbar, daß
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Anzug keine gemeine Herkunft, wenigstens
keinen Mangel verrieth, und die uns den
Wagen mit Wohlgerüchen aller Art er-
füllte. Sie war nicht uneben gebildet, und
nicht kokett, aber mit einer vornehmen An-
maßung reichlich begabt, die nur durch
ihre Liebe zur Konversation ein wenig ge-
zügelt werden konnte. Ich war boshaft ge-
nug, sobald ich es merkte, mit meinen
Worten äußerst sparsam zu seyn, ohne ins
Unhöfliche zu verfallen; und diese Sprö-
digkeit gelang so gut, daß die schöne Dame
wirklich ihr pretiöses Wesen um vieles
herunter stimmte, und ihre Reisegesell-
schafter wohl beinahe für Geschöpfe von
gleicher Natur mit sich selbst gelten ließ.
Es zeigte sich, daß sie wirklich sehr wohl
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansicht… [mehr]
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansichten vom Niederrhein blieb unvollendet. Nach Forsters Tod (10.1.1794) wurden dessen fragmentarische Aufzeichnungen zum dritten Band von Ludwig Ferdinand Huber geordnet und herausgegeben. Ergänzt wurde der Band um einen Anhang, Forsters bereits 1789 geschriebene "Geschichte der Kunst in England" (zuerst erschienen in Johann Wilhelm Archenholz' Annalen der brittischen Geschichte) und den "Artistischen Notizen, in London aufgezeichnet" im Anhang. Hubers Vorwort zum dritten Band ist datiert auf den Juli 1794, der Band erschien noch im selben Jahr.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/143>, abgerufen am 22.11.2024.
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