lich seyn, die man in Ludwigs XIV. Zeiten trug. -- Viele, zumal junge Frauenzimmer, gehen ungepudert; es ist indeß keine allge- meine Mode, und am wenigsten zur vollen Kleidung anwendbar. -- Eine Art Neglige ist es auch, wenn man vollständig frisirt ist, statt der Haube aber nur ein kleines Küs- sen oben auf dem Kopfe trägt, welches der Haube eigentlich zum point d'appui dient, und wie Vesta's oder Cybelens Thurm aus- sieht. Dabei trägt man noch immer die ekel- haft großen Halstücher, so zusammengeschla- gen, daß die obersten Falten mit dem Munde in gleicher Höhe stehen, und es beinahe so viel Kunst erfordert, einen Bissen, ohne das Halsbollwerk zu beschmutzen, in den Mund zu steuern, als mit Chinesischen Stäbchen zu essen. Ein anderer Gräuel des hiesigen Anzuges sind die Schnürbrüste, die so allge- mein wie jemals getragen werden, und jetzt
lich seyn, die man in Ludwigs XIV. Zeiten trug. — Viele, zumal junge Frauenzimmer, gehen ungepudert; es ist indeß keine allge- meine Mode, und am wenigsten zur vollen Kleidung anwendbar. — Eine Art Negligé ist es auch, wenn man vollständig frisirt ist, statt der Haube aber nur ein kleines Küs- sen oben auf dem Kopfe trägt, welches der Haube eigentlich zum point d’appui dient, und wie Vesta’s oder Cybelens Thurm aus- sieht. Dabei trägt man noch immer die ekel- haft großen Halstücher, so zusammengeschla- gen, daß die obersten Falten mit dem Munde in gleicher Höhe stehen, und es beinahe so viel Kunst erfordert, einen Bissen, ohne das Halsbollwerk zu beschmutzen, in den Mund zu steuern, als mit Chinesischen Stäbchen zu essen. Ein anderer Gräuel des hiesigen Anzuges sind die Schnürbrüste, die so allge- mein wie jemals getragen werden, und jetzt
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lich seyn, die man in Ludwigs XIV. Zeiten
trug. — Viele, zumal junge Frauenzimmer,
gehen ungepudert; es ist indeß keine allge-
meine Mode, und am wenigsten zur vollen
Kleidung anwendbar. — Eine Art Negligé
ist es auch, wenn man vollständig frisirt ist,
statt der Haube aber nur ein kleines Küs-
sen oben auf dem Kopfe trägt, welches der
Haube eigentlich zum point d’appui dient,
und wie Vesta’s oder Cybelens Thurm aus-
sieht. Dabei trägt man noch immer die ekel-
haft großen Halstücher, so zusammengeschla-
gen, daß die obersten Falten mit dem Munde
in gleicher Höhe stehen, und es beinahe so
viel Kunst erfordert, einen Bissen, ohne das
Halsbollwerk zu beschmutzen, in den Mund
zu steuern, als mit Chinesischen Stäbchen
zu essen. Ein anderer Gräuel des hiesigen
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansicht… [mehr]
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansichten vom Niederrhein blieb unvollendet. Nach Forsters Tod (10.1.1794) wurden dessen fragmentarische Aufzeichnungen zum dritten Band von Ludwig Ferdinand Huber geordnet und herausgegeben. Ergänzt wurde der Band um einen Anhang, Forsters bereits 1789 geschriebene "Geschichte der Kunst in England" (zuerst erschienen in Johann Wilhelm Archenholz' Annalen der brittischen Geschichte) und den "Artistischen Notizen, in London aufgezeichnet" im Anhang. Hubers Vorwort zum dritten Band ist datiert auf den Juli 1794, der Band erschien noch im selben Jahr.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/100>, abgerufen am 22.11.2024.
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