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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791.

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desherrn zu ehren und alle Pflichten gegen
ihn zu erfüllen. Hingegen von dem Augen¬
blick an, wo die Priesterschaft seinen Glau¬
ben verdächtig machen und seinen Einrich¬
tungen den Anstrich gotteslästerlicher Ein¬
griffe in die Mysterien der Religion geben
konnte, verwandelte sich die Achtung seiner
Unterthanen in Abscheu und Hass. Die
furchtbare Beschuldigung der Ketzerei hatte
noch jetzt in den Niederlanden dieselbe
Kraft, wie vor dreihundert Jahren im übri¬
gen Europa; sie lösete alle Bande der Pflicht
und der Menschheit, und raubte dem Be¬
schuldigten alle Rechte. Joseph empfand
also noch am Schlusse des achtzehnten Jahr¬
hunderts die ganze unwiderstehliche Gewalt
der theologischen Zauberformeln, die vor
Alters seine Vorfahren auf dem Kaiserthrone
so tief gedemüthigt hatten. Er empfand
vielleicht noch mehr; vielleicht schmerzte

ihn

desherrn zu ehren und alle Pflichten gegen
ihn zu erfüllen. Hingegen von dem Augen¬
blick an, wo die Priesterschaft seinen Glau¬
ben verdächtig machen und seinen Einrich¬
tungen den Anstrich gotteslästerlicher Ein¬
griffe in die Mysterien der Religion geben
konnte, verwandelte sich die Achtung seiner
Unterthanen in Abscheu und Haſs. Die
furchtbare Beschuldigung der Ketzerei hatte
noch jetzt in den Niederlanden dieselbe
Kraft, wie vor dreihundert Jahren im übri¬
gen Europa; sie lösete alle Bande der Pflicht
und der Menschheit, und raubte dem Be¬
schuldigten alle Rechte. Joseph empfand
also noch am Schlusse des achtzehnten Jahr¬
hunderts die ganze unwiderstehliche Gewalt
der theologischen Zauberformeln, die vor
Alters seine Vorfahren auf dem Kaiserthrone
so tief gedemüthigt hatten. Er empfand
vielleicht noch mehr; vielleicht schmerzte

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[80/0086] desherrn zu ehren und alle Pflichten gegen ihn zu erfüllen. Hingegen von dem Augen¬ blick an, wo die Priesterschaft seinen Glau¬ ben verdächtig machen und seinen Einrich¬ tungen den Anstrich gotteslästerlicher Ein¬ griffe in die Mysterien der Religion geben konnte, verwandelte sich die Achtung seiner Unterthanen in Abscheu und Haſs. Die furchtbare Beschuldigung der Ketzerei hatte noch jetzt in den Niederlanden dieselbe Kraft, wie vor dreihundert Jahren im übri¬ gen Europa; sie lösete alle Bande der Pflicht und der Menschheit, und raubte dem Be¬ schuldigten alle Rechte. Joseph empfand also noch am Schlusse des achtzehnten Jahr¬ hunderts die ganze unwiderstehliche Gewalt der theologischen Zauberformeln, die vor Alters seine Vorfahren auf dem Kaiserthrone so tief gedemüthigt hatten. Er empfand vielleicht noch mehr; vielleicht schmerzte ihn

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/86>, abgerufen am 24.11.2024.