Seite eines mit Kenntnissen reichlich ausge¬ rüsteten, an Kopf und Herz gleich schätzba¬ ren Mannes, auch das gefunden, was in allen Ländern so selten ist: eine Gefährtin von Ge¬ fühl und Verstand, von gebildetem Urtheil, ohne Anmassung, mit sanfter Weiblichkeit und jener glücklichen, mit sich selbst einigen Ruhe der besseren Menschheit!
Einen frohen, geselligen Abend brachten wir bei Herrn van G --, einem jungen Man¬ ne von vortreflichem Charakter zu, der hier der Mennonitischen Gemeine als Prediger vorsteht. Diese Mennoniten sind nicht mehr die alten fanatischen Wiedertäufer; es giebt in den Niederlanden keine aufgeklärtere und vernünftigere Menschen. Überhaupt macht man in freien Staaten oft die Bemerkung, dass die schwärmerischsten Sekten, indem man ihnen Zeit zum Gähren lässt, sich end¬ lich in stille, weise, nützliche Bürger ver¬
Seite eines mit Kenntnissen reichlich ausge¬ rüsteten, an Kopf und Herz gleich schätzba¬ ren Mannes, auch das gefunden, was in allen Ländern so selten ist: eine Gefährtin von Ge¬ fühl und Verstand, von gebildetem Urtheil, ohne Anmaſsung, mit sanfter Weiblichkeit und jener glücklichen, mit sich selbst einigen Ruhe der besseren Menschheit!
Einen frohen, geselligen Abend brachten wir bei Herrn van G —, einem jungen Man¬ ne von vortreflichem Charakter zu, der hier der Mennonitischen Gemeine als Prediger vorsteht. Diese Mennoniten sind nicht mehr die alten fanatischen Wiedertäufer; es giebt in den Niederlanden keine aufgeklärtere und vernünftigere Menschen. Überhaupt macht man in freien Staaten oft die Bemerkung, daſs die schwärmerischsten Sekten, indem man ihnen Zeit zum Gähren läſst, sich end¬ lich in stille, weise, nützliche Bürger ver¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0520"n="514"/>
Seite eines mit Kenntnissen reichlich ausge¬<lb/>
rüsteten, an Kopf und Herz gleich schätzba¬<lb/>
ren Mannes, auch das gefunden, was in allen<lb/>
Ländern so selten ist: eine Gefährtin von Ge¬<lb/>
fühl und Verstand, von gebildetem Urtheil,<lb/>
ohne Anmaſsung, mit sanfter Weiblichkeit<lb/>
und jener glücklichen, mit sich selbst einigen<lb/>
Ruhe der besseren Menschheit!</p><lb/><p>Einen frohen, geselligen Abend brachten<lb/>
wir bei Herrn <hirendition="#i">van G</hi>—, einem jungen Man¬<lb/>
ne von vortreflichem Charakter zu, der hier<lb/>
der Mennonitischen Gemeine als Prediger<lb/>
vorsteht. Diese Mennoniten sind nicht mehr<lb/>
die alten fanatischen Wiedertäufer; es giebt<lb/>
in den Niederlanden keine aufgeklärtere und<lb/>
vernünftigere Menschen. Überhaupt macht<lb/>
man in freien Staaten oft die Bemerkung,<lb/>
daſs die schwärmerischsten Sekten, indem<lb/>
man ihnen Zeit zum Gähren läſst, sich end¬<lb/>
lich in stille, weise, nützliche Bürger ver¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[514/0520]
Seite eines mit Kenntnissen reichlich ausge¬
rüsteten, an Kopf und Herz gleich schätzba¬
ren Mannes, auch das gefunden, was in allen
Ländern so selten ist: eine Gefährtin von Ge¬
fühl und Verstand, von gebildetem Urtheil,
ohne Anmaſsung, mit sanfter Weiblichkeit
und jener glücklichen, mit sich selbst einigen
Ruhe der besseren Menschheit!
Einen frohen, geselligen Abend brachten
wir bei Herrn van G —, einem jungen Man¬
ne von vortreflichem Charakter zu, der hier
der Mennonitischen Gemeine als Prediger
vorsteht. Diese Mennoniten sind nicht mehr
die alten fanatischen Wiedertäufer; es giebt
in den Niederlanden keine aufgeklärtere und
vernünftigere Menschen. Überhaupt macht
man in freien Staaten oft die Bemerkung,
daſs die schwärmerischsten Sekten, indem
man ihnen Zeit zum Gähren läſst, sich end¬
lich in stille, weise, nützliche Bürger ver¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/520>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.