Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791.den mag, -- den wollen wir doch freundlich den mag, — den wollen wir doch freundlich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0501" n="495"/> den mag, — den wollen wir doch freundlich<lb/> bitten, an dieser <hi rendition="#i">heiligen</hi> Magdalena unseres<lb/><hi rendition="#i">Guido</hi> schnell vorüber zu gehen. Es ist eine<lb/> ganze, sitzende Figur in Lebensgröſse, mit ei¬<lb/> nem Kopf, der schöner wird, je länger man<lb/> ihn ansieht. Im Kolorit ist der Künstler hier<lb/> ungewöhnlich glücklich gewesen; der ganze,<lb/> milde Farbenton des Stückes ist gut gewählt.<lb/> Diese Gestalt muſste drappirt werden, denn<lb/> sie hat sinnlichen Reiz; der zart unterschei¬<lb/> dende Meister empfand dieses Gesetz der hö¬<lb/> heren Kunst; nur ist das Gewand nicht<lb/> glücklich geworfen. Im Gesicht ist alles aus¬<lb/> gedruckt, was man von einer reuevollen<lb/> Magdalena erwartet; doch wird es nicht<lb/> durch Leidenschaft entstellt, wodurch die<lb/> Stümper in der Malerei gewöhnlich den Af¬<lb/> fekt bezeichnen müssen. Für die Menge<lb/> der Beobachter geht der zartere Ausdruck<lb/> des Seelenzustandes gänzlich verloren; sie<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [495/0501]
den mag, — den wollen wir doch freundlich
bitten, an dieser heiligen Magdalena unseres
Guido schnell vorüber zu gehen. Es ist eine
ganze, sitzende Figur in Lebensgröſse, mit ei¬
nem Kopf, der schöner wird, je länger man
ihn ansieht. Im Kolorit ist der Künstler hier
ungewöhnlich glücklich gewesen; der ganze,
milde Farbenton des Stückes ist gut gewählt.
Diese Gestalt muſste drappirt werden, denn
sie hat sinnlichen Reiz; der zart unterschei¬
dende Meister empfand dieses Gesetz der hö¬
heren Kunst; nur ist das Gewand nicht
glücklich geworfen. Im Gesicht ist alles aus¬
gedruckt, was man von einer reuevollen
Magdalena erwartet; doch wird es nicht
durch Leidenschaft entstellt, wodurch die
Stümper in der Malerei gewöhnlich den Af¬
fekt bezeichnen müssen. Für die Menge
der Beobachter geht der zartere Ausdruck
des Seelenzustandes gänzlich verloren; sie
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