wird selten eine Figur von feinen, eleganten Proportionen und zartem Knochenbau gewahr. Das Überfütterte aber, das Schlaffe, Abge¬ spannte, wodurch die Brabanter uns so zu¬ wider wurden, habe ich hier nur als seltene Ausnahme bemerkt; gewöhnlich ist hier alles feste Faser und derbes Fleisch. Der blonde Teint hat die starke Kirschenröthe der blut¬ reichsten Gesundheit, wobei die Haut nur selten so zart zu seyn pflegt, wie unsere Weichlinge sie verlangen und unsere Mäd¬ chen, diesem Geschmacke zu gefallen, sie sich wünschen und durch tausend fruchtlose Kün¬ ste zu schaffen suchen. Das blaue oder graue Auge hat unter den dichten Augen¬ brauen einen festen, kalten Blick. Lange Nasen und gerade Profile sind nicht unge¬ wöhnlich, und die Mundwinkel laufen selten scharf zu, sondern bleiben gutmüthig breit, womit zuweilen ein Ausdruck von Beschränkt¬
II. Theil. E e
wird selten eine Figur von feinen, eleganten Proportionen und zartem Knochenbau gewahr. Das Überfütterte aber, das Schlaffe, Abge¬ spannte, wodurch die Brabanter uns so zu¬ wider wurden, habe ich hier nur als seltene Ausnahme bemerkt; gewöhnlich ist hier alles feste Faser und derbes Fleisch. Der blonde Teint hat die starke Kirschenröthe der blut¬ reichsten Gesundheit, wobei die Haut nur selten so zart zu seyn pflegt, wie unsere Weichlinge sie verlangen und unsere Mäd¬ chen, diesem Geschmacke zu gefallen, sie sich wünschen und durch tausend fruchtlose Kün¬ ste zu schaffen suchen. Das blaue oder graue Auge hat unter den dichten Augen¬ brauen einen festen, kalten Blick. Lange Nasen und gerade Profile sind nicht unge¬ wöhnlich, und die Mundwinkel laufen selten scharf zu, sondern bleiben gutmüthig breit, womit zuweilen ein Ausdruck von Beschränkt¬
II. Theil. E e
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0439"n="433"/>
wird selten eine Figur von feinen, eleganten<lb/>
Proportionen und zartem Knochenbau gewahr.<lb/>
Das Überfütterte aber, das Schlaffe, Abge¬<lb/>
spannte, wodurch die Brabanter uns so zu¬<lb/>
wider wurden, habe ich hier nur als seltene<lb/>
Ausnahme bemerkt; gewöhnlich ist hier alles<lb/>
feste Faser und derbes Fleisch. Der blonde<lb/>
Teint hat die starke Kirschenröthe der blut¬<lb/>
reichsten Gesundheit, wobei die Haut nur<lb/>
selten so zart zu seyn pflegt, wie unsere<lb/>
Weichlinge sie verlangen und unsere Mäd¬<lb/>
chen, diesem Geschmacke zu gefallen, sie sich<lb/>
wünschen und durch tausend fruchtlose Kün¬<lb/>
ste zu schaffen suchen. Das blaue oder<lb/>
graue Auge hat unter den dichten Augen¬<lb/>
brauen einen festen, kalten Blick. Lange<lb/>
Nasen und gerade Profile sind nicht unge¬<lb/>
wöhnlich, und die Mundwinkel laufen selten<lb/>
scharf zu, sondern bleiben gutmüthig breit,<lb/>
womit zuweilen ein Ausdruck von Beschränkt¬<lb/><fwplace="bottom"type="sig">II. <hirendition="#g">Theil</hi>. E e<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[433/0439]
wird selten eine Figur von feinen, eleganten
Proportionen und zartem Knochenbau gewahr.
Das Überfütterte aber, das Schlaffe, Abge¬
spannte, wodurch die Brabanter uns so zu¬
wider wurden, habe ich hier nur als seltene
Ausnahme bemerkt; gewöhnlich ist hier alles
feste Faser und derbes Fleisch. Der blonde
Teint hat die starke Kirschenröthe der blut¬
reichsten Gesundheit, wobei die Haut nur
selten so zart zu seyn pflegt, wie unsere
Weichlinge sie verlangen und unsere Mäd¬
chen, diesem Geschmacke zu gefallen, sie sich
wünschen und durch tausend fruchtlose Kün¬
ste zu schaffen suchen. Das blaue oder
graue Auge hat unter den dichten Augen¬
brauen einen festen, kalten Blick. Lange
Nasen und gerade Profile sind nicht unge¬
wöhnlich, und die Mundwinkel laufen selten
scharf zu, sondern bleiben gutmüthig breit,
womit zuweilen ein Ausdruck von Beschränkt¬
II. Theil. E e
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/439>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.