Charakter der Menschen und ihr freies Be¬ ginnen, anstatt mit dem Despotismus von dem falschen Grundsatz auszugehen, dass die Menschen nur für den Staat geschaffen und als Räder in der Maschine anzusehen sind, die ein Einziger bewegt. Daher ist dort dem Staate selbst die Musse der Beamten heilig, während man in Despotien so viele traurige Beispiele sieht, dass sie ohne Rast, und mit Aufopferung ihrer Individualität, ihrer Nachtruhe und ihrer Gesundheit das schwere Joch der Staatsgeschäfte tragen und als blosse Werkzeuge ihren Verstand, ihr Herz und ihren Willen verläugnen müssen.
Wenn die wissenschaftliche Aufklärung hier grosse Fortschritte gemacht hat und ei¬ nige wissenschaftliche Begriffe mehr als an¬ derwärts in Umlauf gekommen sind, so darf man nicht vergessen, wie viel das Beispiel einzelner Männer dazu beitragen kann, wenn
Charakter der Menschen und ihr freies Be¬ ginnen, anstatt mit dem Despotismus von dem falschen Grundsatz auszugehen, daſs die Menschen nur für den Staat geschaffen und als Räder in der Maschine anzusehen sind, die ein Einziger bewegt. Daher ist dort dem Staate selbst die Muſse der Beamten heilig, während man in Despotien so viele traurige Beispiele sieht, daſs sie ohne Rast, und mit Aufopferung ihrer Individualität, ihrer Nachtruhe und ihrer Gesundheit das schwere Joch der Staatsgeschäfte tragen und als bloſse Werkzeuge ihren Verstand, ihr Herz und ihren Willen verläugnen müssen.
Wenn die wissenschaftliche Aufklärung hier groſse Fortschritte gemacht hat und ei¬ nige wissenschaftliche Begriffe mehr als an¬ derwärts in Umlauf gekommen sind, so darf man nicht vergessen, wie viel das Beispiel einzelner Männer dazu beitragen kann, wenn
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0416"n="410"/>
Charakter der Menschen und ihr freies Be¬<lb/>
ginnen, anstatt mit dem Despotismus von<lb/>
dem falschen Grundsatz auszugehen, daſs die<lb/>
Menschen nur für den Staat geschaffen und<lb/>
als Räder in der Maschine anzusehen sind,<lb/>
die ein Einziger bewegt. Daher ist dort<lb/>
dem Staate selbst die Muſse der Beamten<lb/>
heilig, während man in Despotien so viele<lb/>
traurige Beispiele sieht, daſs sie ohne Rast,<lb/>
und mit Aufopferung ihrer Individualität,<lb/>
ihrer Nachtruhe und ihrer Gesundheit das<lb/>
schwere Joch der Staatsgeschäfte tragen und<lb/>
als bloſse Werkzeuge ihren Verstand, ihr<lb/>
Herz und ihren Willen verläugnen müssen.</p><lb/><p>Wenn die wissenschaftliche Aufklärung<lb/>
hier groſse Fortschritte gemacht hat und ei¬<lb/>
nige wissenschaftliche Begriffe mehr als an¬<lb/>
derwärts in Umlauf gekommen sind, so darf<lb/>
man nicht vergessen, wie viel das Beispiel<lb/>
einzelner Männer dazu beitragen kann, wenn<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[410/0416]
Charakter der Menschen und ihr freies Be¬
ginnen, anstatt mit dem Despotismus von
dem falschen Grundsatz auszugehen, daſs die
Menschen nur für den Staat geschaffen und
als Räder in der Maschine anzusehen sind,
die ein Einziger bewegt. Daher ist dort
dem Staate selbst die Muſse der Beamten
heilig, während man in Despotien so viele
traurige Beispiele sieht, daſs sie ohne Rast,
und mit Aufopferung ihrer Individualität,
ihrer Nachtruhe und ihrer Gesundheit das
schwere Joch der Staatsgeschäfte tragen und
als bloſse Werkzeuge ihren Verstand, ihr
Herz und ihren Willen verläugnen müssen.
Wenn die wissenschaftliche Aufklärung
hier groſse Fortschritte gemacht hat und ei¬
nige wissenschaftliche Begriffe mehr als an¬
derwärts in Umlauf gekommen sind, so darf
man nicht vergessen, wie viel das Beispiel
einzelner Männer dazu beitragen kann, wenn
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/416>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.