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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791.

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Paar Pantoffeln, die wenigstens dreimal
schwerer als die Stiefeln waren. Die treu¬
herzige Güte des Wirthes bewog ihn, mir
die besondere Gefälligkeit zu erweisen, seine
Pantoffeln, weil sie schon ausgewärmt wären,
von den Füssen zu ziehen, um sie meinem
Gebrauch zu überlassen. Das geringste, was
ich thun konnte, war wohl, mich zu hüten,
dass ich ihn nicht merken liesse, seine gut
gemeinte Höflichkeit könne nach den Sat¬
zungen der feinen Welt ihm vielleicht gar
zum Verstoss ausgelegt werden. Was hatte
ich auch zu befürchten in diesem Wohnort
der Gesundheit und Reinlichkeit? Unsere
eklen Sitten zeugen oft nur von ihrem grän¬
zenlosen Verderben. Die für lecker gehal¬
tenen Kibitzeier, nebst Seefischen und Kartof¬
feln, machten unsere Abendmahlzeit aus, wo¬
zu wir den Wirth seine Flasche Wein, die
übrige Familie aber gutes Bier trinken sahen.

Das

Paar Pantoffeln, die wenigstens dreimal
schwerer als die Stiefeln waren. Die treu¬
herzige Güte des Wirthes bewog ihn, mir
die besondere Gefälligkeit zu erweisen, seine
Pantoffeln, weil sie schon ausgewärmt wären,
von den Füſsen zu ziehen, um sie meinem
Gebrauch zu überlassen. Das geringste, was
ich thun konnte, war wohl, mich zu hüten,
daſs ich ihn nicht merken lieſse, seine gut
gemeinte Höflichkeit könne nach den Sat¬
zungen der feinen Welt ihm vielleicht gar
zum Verstoſs ausgelegt werden. Was hatte
ich auch zu befürchten in diesem Wohnort
der Gesundheit und Reinlichkeit? Unsere
eklen Sitten zeugen oft nur von ihrem grän¬
zenlosen Verderben. Die für lecker gehal¬
tenen Kibitzeier, nebst Seefischen und Kartof¬
feln, machten unsere Abendmahlzeit aus, wo¬
zu wir den Wirth seine Flasche Wein, die
übrige Familie aber gutes Bier trinken sahen.

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[368/0374] Paar Pantoffeln, die wenigstens dreimal schwerer als die Stiefeln waren. Die treu¬ herzige Güte des Wirthes bewog ihn, mir die besondere Gefälligkeit zu erweisen, seine Pantoffeln, weil sie schon ausgewärmt wären, von den Füſsen zu ziehen, um sie meinem Gebrauch zu überlassen. Das geringste, was ich thun konnte, war wohl, mich zu hüten, daſs ich ihn nicht merken lieſse, seine gut gemeinte Höflichkeit könne nach den Sat¬ zungen der feinen Welt ihm vielleicht gar zum Verstoſs ausgelegt werden. Was hatte ich auch zu befürchten in diesem Wohnort der Gesundheit und Reinlichkeit? Unsere eklen Sitten zeugen oft nur von ihrem grän¬ zenlosen Verderben. Die für lecker gehal¬ tenen Kibitzeier, nebst Seefischen und Kartof¬ feln, machten unsere Abendmahlzeit aus, wo¬ zu wir den Wirth seine Flasche Wein, die übrige Familie aber gutes Bier trinken sahen. Das

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/374>, abgerufen am 25.11.2024.